Rathaus der Stadt Salzburg

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Stiegenhaus

Das Zentrum der Bürgerstadt liegt ursprünglich am Waagplatz; um 1120/30 befindet sich hier das Stadtgericht, das bei den Lauben an der Nordseite der Michaelskirche im Freien tagt. Im Lauf der Zeit verlagert sich der Schwerpunkt der Stadt zum Mitte des 13. Jahrhunderts planmäßig angelegten Alten Markt, die Pfarrrechtsausübung wird von der Michaelskirche auf die Liebfrauenkirche (Franziskanerkirche) übertragen.

1407 erwirbt die Stadtgemeinde schließlich ein Haus samt Hofstatt nahe der Stadtbrücke, genannt „der Turen“, von Propst Bartholomäus zu Maria Saal aus der Salzburger Patrizierfamilie der Keutzl. Dieser unmittelbar an der Stadtmauer situierte Turm, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und im 14. Jahrhundert als Wohnhaus genutzt wurde, bildet den Kern des späteren Rathauses. Dass es sich um einen Geschlechterturm handelte (die Bezeichnung Keutzlturm stammt aus dem 19. Jahrhundert), ist urkundlich nicht belegbar.

Die Umbenennung des Rats- oder Stadtturms in Rathaus erfolgt 1482. Die ältesten Ansichten zeigen einen schmucklosen, von einem viereckigen, zinnenbekrönten Turm überragten Bau, der dem in Salzburg hinter dem fürstlich-geistlichen Bereich zurücktretenden Bürgertum stärkere Präsenz im Stadtbild verleiht. 1616–18 vollständiger Umbau; die Statue der Justitia über dem Portal von Hans Waldburger verweist auf die einstige Funktion als Stadtgericht; 1675 neuerlicher Umbau, bei dem der heute noch bestehende Dachstuhl errichtet wurde; 1749 für die Ratsstube Urteile Salomons und Daniels von Paul Troger (heute Salzburg Museum); 1772–75 einheitliche Neufassadierung im Stil des Rokoko; Umwandlung des Tanzsaales in einen Redoutensaal.

Zur Ausstattung des Rathauses zählt das großformatige Panoramabild Die Stadt Salzburg im Jahr 1916 von Franz Kulstrunk. Bis 1947 Sitz des Magistrats und Bürgermeisters, seitdem zum Großteil im Schloss Mirabell. 2011/12 Sanierung durch die Architekten Max Rieder und Erich Wagner mit Öffnung einer Passage im Erdgeschoß und Einbau einer skulpturalen Treppenanlage im überdachten Innenhof.

Lit.:

  • G. Ammerer, T. Weidenholzer (Hg.): Rathaus. Kirche. Wirt. Salzburg 2009.
  • ÖKT, Bd. 13.
  • L. Spatzenegger: Zur Geschichte des Rathauses in Salzburg. Sonderabdruck aus der Salzburger Zeitung, Salzburg 1872.

M.O., R.H.