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− | + | Tratz, begeisterter Ornithologe und Sammler von Tierpräparaten, gründete aus privaten Sammlungen 1924 das [[Haus der Natur]], dessen Direktor er wurde und das seit 1959 im ehemaligen Ursulinenkloster untergebracht ist. Er machte das Haus zum größten Salzburger Museum ([[Museen]]) und zu einem der bestbesuchten Museen Europas. Tratz ist Verfasser von über 300 wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Publikationen und war Präsident des Naturschutzbundes Österreich. Sein Wirken wurde bereits zu Lebzeiten durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt. | |
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+ | In den 1990er-Jahren wurde Tratz' Rolle im Nationalsozialismus zum Gegenstand öffentlicher Diskussion und historischer Analyse. Tratz hatte nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland die Integration des „Hauses der Natur“ in die SS-Forschungsgemeinschaft „Ahnenerbe“ betrieben. Er selbst wurde zum SS-Hauptsturmführer ehrenhalber ernannt und unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu „Ahnenerbe“-Geschäftsführer Wolfram Sievers. Tratz äußerte sich mündlich und schriftlich ideologisch linientreu und beteiligte sich aktiv an der Requirierung von Exponaten in den militärisch besetzten Gebieten Osteuropas. Tratz stand in direktem Kontakt zu Angehörigen des SS-„Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung“. Die öffentliche Diskussion im Gefolge eines Gutachtens des Salzburger Historikers Robert Hoffmann führte zur postumen Aberkennung verschiedener Ehrungen, so etwa Tratz' Ehrendoktorat der [[Universität Salzburg]] und seiner Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg. | ||
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− | * | + | * Robert Hoffmann und Robert Lindner (Hg.): Ein Museum zwischen Innovation und Ideologie. Das Salzburger Haus der Natur in der Ära von Eduard Paul Tratz, 1913–1976. Innsbruck-Wien 2021. |
− | * | + | * Robert Hoffmann: Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Tratz und die Integration des Salzburger „Hauses der Natur“ in das „Ahnenerbe“ der SS. In: Zeitgeschichte 35 (2008) H. 3, S. 154–175. |
+ | * Eberhard Stüber: Nekr. in: MGSLK 118, 1978, S. 423ff. | ||
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Aktuelle Version vom 20. Dezember 2021, 00:52 Uhr
Eduard Paul Tratz, * 25. September 1888 in Salzburg, † 5. Jänner 1977 in Salzburg, Zoologe, Museumsdirektor.
Tratz, begeisterter Ornithologe und Sammler von Tierpräparaten, gründete aus privaten Sammlungen 1924 das Haus der Natur, dessen Direktor er wurde und das seit 1959 im ehemaligen Ursulinenkloster untergebracht ist. Er machte das Haus zum größten Salzburger Museum (Museen) und zu einem der bestbesuchten Museen Europas. Tratz ist Verfasser von über 300 wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Publikationen und war Präsident des Naturschutzbundes Österreich. Sein Wirken wurde bereits zu Lebzeiten durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt.
In den 1990er-Jahren wurde Tratz' Rolle im Nationalsozialismus zum Gegenstand öffentlicher Diskussion und historischer Analyse. Tratz hatte nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland die Integration des „Hauses der Natur“ in die SS-Forschungsgemeinschaft „Ahnenerbe“ betrieben. Er selbst wurde zum SS-Hauptsturmführer ehrenhalber ernannt und unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu „Ahnenerbe“-Geschäftsführer Wolfram Sievers. Tratz äußerte sich mündlich und schriftlich ideologisch linientreu und beteiligte sich aktiv an der Requirierung von Exponaten in den militärisch besetzten Gebieten Osteuropas. Tratz stand in direktem Kontakt zu Angehörigen des SS-„Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung“. Die öffentliche Diskussion im Gefolge eines Gutachtens des Salzburger Historikers Robert Hoffmann führte zur postumen Aberkennung verschiedener Ehrungen, so etwa Tratz' Ehrendoktorat der Universität Salzburg und seiner Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg.
Lit.:
- Robert Hoffmann und Robert Lindner (Hg.): Ein Museum zwischen Innovation und Ideologie. Das Salzburger Haus der Natur in der Ära von Eduard Paul Tratz, 1913–1976. Innsbruck-Wien 2021.
- Robert Hoffmann: Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Tratz und die Integration des Salzburger „Hauses der Natur“ in das „Ahnenerbe“ der SS. In: Zeitgeschichte 35 (2008) H. 3, S. 154–175.
- Eberhard Stüber: Nekr. in: MGSLK 118, 1978, S. 423ff.
M.K.