Kunst im öffentlichen Raum: Unterschied zwischen den Versionen

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(Kunst im öffentlichen Raum)
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== Kunst am Bau ==
 
== Kunst am Bau ==
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Kunst und Architektur gehören seit jeher zusammen, zumindest bei Bauten, die längere Zeit überdauern. Keine Kirche, kein Schloss, kein öffentliches Gebäude wurde je ohne Kunst geplant.
  
Kunst und Architektur gehören seit jeher zusammen, zumindest bei Bauten, die längere Zeit überdauern. Keine Kirche, kein Schloss und kein öffentliches Gebäude wurden ohne Kunst geplant.  
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Das Landeskrankenhaus ist ein gutes Beispiel für einen Zweckbau. Bereits der Begründer, Erzbischof [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein]], hat in Architektur und Kunst investiert. Er beauftragte den bedeutenden Barock-Architekten [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] und gab für die Kirche Bilder bei dem Maler [[Rottmayr, Johann Michael|Michael Rottmayr]] in Auftrag. Im St. Johanns-Spital gibt es heute sehr viele Kunstwerke: Skulpturen, die unter dem Einfluss des Nazi-Regimes entstanden sind (z.B. von Fritz Klimsch, 1936), Bronzegüsse aus den 50er- und 60er-Jahren, als mehrere Gebäude dort neu gebaut wurden (z.B. von [[Josef Magnus]], 1954; [[Max Rieder]], 1968).
  
Das Landeskrankenhaus ist ein gutes Beispiel für einen Zweckbau. Bereits der Begründer, Erzbischof [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein]], hat in Architektur und Kunst investiert. Er beauftragte den bedeutenden Barock-Architekten [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] und gab für die Kirche Bilder bei dem Maler [[Rottmayr, Johann Michael|Michael Rottmayr]] in Auftrag. Im St. Johanns-Spital gibt es heute sehr viele Kunstwerke: Skulpturen, die unter dem Einfluss des Nazi-Regimes entstanden sind (z.B. von Fritz Klimsch, 1936), Bronzegüsse aus den 50er- und 60er-Jahren, als mehrere Gebäude dort neu gebaut wurden (z.B. von [[Josef Magnus]], 1954; [[Max Rieder]], 1968).
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Seit den 80er-Jahren wurden zahlreiche Kunstwerke für das Krankenhaus geschaffen, als das Land Salzburg aufgrund einer gesetzlichen Regelung 2% der Baukosten für Kunst am Bau eingesetzt hat. Einen guten Platz hat die Kunst in der Augenabteilung: über dem Eingang eine Neoninstallation der renommierten Künstlerin Brigitte Kowanz, Keramik-Wandgestaltungen von [[Tusch, Gerold|Gerold Tusch]] in den Stiegenhäusern und im Wartebereich kleine Kunstharzobjekte, die Ulrike Lienbacher in drei Aufenthaltsbereichen installiert hat, sowie in die Wand eingelassene Lichtkästen von Gertrud Fischbacher.  
  
Seit den 80er-Jahren wurden zahlreiche Kunstwerke für das Krankenhaus geschaffen, als das Land Salzburg aufgrund einer gesetzlichen Regelung 2% der Baukosten für Kunst am Bau eingesetzt hat. Einen guten Platz hat die Kunst in der Augenabteilung: über dem Eingang eine Neoninstallation der renommierten Künstlerin Brigitte Kowanz, Keramik-Wandgestaltungen von [[Tusch, Gerold|Gerold Tusch]] in den Stiegenhäusern und im Wartebereich kleine Kunstharzobjekte, die Ulrike Lienbacher in drei Aufenthaltsbereichen installiert hat, sowie in die Wand eingelassene Lichtkästen von Gertrud Fischbacher. Die international anerkannte österreichische Medienkünstlerin VALIE EXPORT hat einen Wartebereich im Haus A (Chirurgie West) mit Leuchtkästen (mit großen Schwarz-Weiß-Fotografien und Farbflächen) gestaltet. Die digitalen Fotomontagen zeigen Ausschnitte des Gebäudes, überlagert von großflächigen Fotografien von Frauen, die im Jahr 2000 dort beschäftigt waren. Ein zusätzliches Gestaltungselement dieser Bilder sind Texte und Zeilen aus Gedichten von [[Hans Carl Artmann|H.C. Artmann]] und Rosa Pock. 2012 hat Michael Kienzer einen geladenen Wettbewerb für die Fassade dieses Gebäudes gewonnen und an der Seite zur Aiglhof-Kreuzung eine flächenmäßig sehr große Arbeit installiert. Er gestaltete einen verglasten Gangbereich mit Zitaten von [[Paracelsus]], dem Namenspatron des Universitätsklinikums der PMU (= [[Paracelsus Medizinische Privatuniversität]]).  
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[[Datei:Kunst am Bau, VALIE EXPORT, Fotos in Leuchtkästen, Chirurgie West, St. Johannsspital, Foto M. Baschata, 2012.JPG|miniatur|VALIE EXPORT, Fotos in Leuchtkästen, Chirurgie West, St.-Johanns-Spital]]Im Haus A (Chirurgie West) hat die international anerkannte österreichische Medienkünstlerin VALIE EXPORT einen Wartebereich mit Leuchtkästen (mit großen Schwarz-Weiß-Fotografien und Farbflächen) gestaltet. Die digitalen Fotomontagen zeigen Ausschnitte des Gebäudes, überlagert von großflächigen Fotografien von Frauen, die im Jahr 2000 dort beschäftigt waren. Ein zusätzliches Gestaltungselement dieser Bilder sind Texte und Zeilen aus Gedichten von [[Hans Carl Artmann|H.C. Artmann]] und Rosa Pock. 2012 hat Michael Kienzer einen geladenen Wettbewerb für die Fassade dieses Gebäudes gewonnen und an der Seite zur Aiglhof-Kreuzung eine flächenmäßig sehr große Arbeit installiert. Er gestaltete einen verglasten Gangbereich mit Zitaten von [[Paracelsus]], dem Namenspatron des Universitätsklinikums der PMU (= [[Paracelsus Medizinische Privatuniversität]]).  
  
2019 hat der in Wien arbeitende, anerkannte Künstler nochmals in einem geladenen Wettbewerb überzeugt und konnte eine Löwin und einen Adler, beide in kräftigen, leuchtenden Farben am neu gebauten Landesverwaltungsgericht in der Stadt Salzburg platzieren.
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2019 hat der in Wien arbeitende Künstler nochmals in einem geladenen Wettbewerb überzeugt und konnte eine Löwin und einen Adler, beide in kräftigen, leuchtenden Farben am neu gebauten Landesverwaltungsgericht in der Stadt Salzburg, Wasserfeldstraße 30, platzieren.
  
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[[Datei:Kunst im öffentlichen Raum - Portal MdM 30149.jpg|miniatur|Eva Schlegel, Textfragmente in Verbundglas, Fassade Mönchsberglift, 2008]]
 
Weitere Beispiele für gelungene Kunst am Bau des Landes in Stadt und Land Salzburg: Die 1982 für die Fassade des [[Rupertinum]]s bei Friedensreich Hundertwasser in Auftrag gegebenen Zungenbart-Fensterrahmungen konnten nach Protesten erst 1987 im Zuge einer Hundertwasser-Ausstellung dauerhaft dort montiert werden.  
 
Weitere Beispiele für gelungene Kunst am Bau des Landes in Stadt und Land Salzburg: Die 1982 für die Fassade des [[Rupertinum]]s bei Friedensreich Hundertwasser in Auftrag gegebenen Zungenbart-Fensterrahmungen konnten nach Protesten erst 1987 im Zuge einer Hundertwasser-Ausstellung dauerhaft dort montiert werden.  
  
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Ein weiteres Kunstwerk mit verfremdeten Text-Elementen in der Innenstadt stammt von Eva Schlegel. Sie hat den Zugang zum Mönchsberglift, der zum [[Museum der Moderne]] fährt, gestaltet.  
 
Ein weiteres Kunstwerk mit verfremdeten Text-Elementen in der Innenstadt stammt von Eva Schlegel. Sie hat den Zugang zum Mönchsberglift, der zum [[Museum der Moderne]] fährt, gestaltet.  
  
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[[Datei:Kunst im öff. Raum, Thomas Baumann, LED-Kunstwerk vor dem Landestheater bei Nacht Foto Michael Baschata.JPG|miniatur|Thomas Baumann, LED-Kunstwerk vor dem Landestheater]]
 
2008 wurde vom Land ein Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum eingerichtet, der jährlich mit rund 300.000 Euro dotiert ist. Die bis dahin bestehende Prozentregelung war damit abgelöst. Die Entscheidung, wo welche Kunstwerke beauftragt werden, liegt seither beim dafür zuständigen Fachausschuss.  
 
2008 wurde vom Land ein Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum eingerichtet, der jährlich mit rund 300.000 Euro dotiert ist. Die bis dahin bestehende Prozentregelung war damit abgelöst. Die Entscheidung, wo welche Kunstwerke beauftragt werden, liegt seither beim dafür zuständigen Fachausschuss.  
  
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[[Datei:Residenz, Kunst am Bau, Elmar Trenkwalder, Keramik 2014, Foto Traklhaus.JPG|miniatur|Elmar Trenkwalder, Keramik 2014]]
 
Blickfang vor dem Landestheater (Theater) ist eine Lichtskulptur (2010) des Salzburgers Thomas Baumann – eine technisch aufwendige Arbeit, die mit LEDs die Aktivitäten im Haus sichtbar machen kann. Elmar Trenkwalder akzentuierte 2014 das Tonnengewölbe, das in die [[Residenz der Erzbischöfe von Salzburg|Residenz]] führt, mit einem vielteiligen Keramik-Halbrelief (ca. 200 m² Flächen an den Wänden und der Decke).
 
Blickfang vor dem Landestheater (Theater) ist eine Lichtskulptur (2010) des Salzburgers Thomas Baumann – eine technisch aufwendige Arbeit, die mit LEDs die Aktivitäten im Haus sichtbar machen kann. Elmar Trenkwalder akzentuierte 2014 das Tonnengewölbe, das in die [[Residenz der Erzbischöfe von Salzburg|Residenz]] führt, mit einem vielteiligen Keramik-Halbrelief (ca. 200 m² Flächen an den Wänden und der Decke).
  
 
In der Landwirtschaftsschule Kleßheim wurden seit Mitte der 90er-Jahre mehrere Kunstwerke von Salzburger Künstlern und Künstlerinnen realisiert: Regina Öschlberger hat das Glasdach mit Farbflächen akzentuiert. Josef Schwaiger gestaltete zwei Aufenthaltsräume, von Monika Huber sind im Speisesaal variable Hinterglasbilder installiert; 2001 hat die 2014 mit dem großen Kunstpreis des Landes ausgezeichnete Julie Hayward eine Aluminium-Skulptur geschaffen, aus der Wasser in einen kleinen Teich tropft. Die norddeutsche Künstlerin Susanne Tunn, die viele Jahre das Bildhauer-Symposium an der [[Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg|Internationalen Sommerakademie]] leitete, hat fünf Steinskulpturen, die aus heimischen Steinen im Kiefer-Steinbruch am Untersberg entstanden sind, im Obstgarten platziert.
 
In der Landwirtschaftsschule Kleßheim wurden seit Mitte der 90er-Jahre mehrere Kunstwerke von Salzburger Künstlern und Künstlerinnen realisiert: Regina Öschlberger hat das Glasdach mit Farbflächen akzentuiert. Josef Schwaiger gestaltete zwei Aufenthaltsräume, von Monika Huber sind im Speisesaal variable Hinterglasbilder installiert; 2001 hat die 2014 mit dem großen Kunstpreis des Landes ausgezeichnete Julie Hayward eine Aluminium-Skulptur geschaffen, aus der Wasser in einen kleinen Teich tropft. Die norddeutsche Künstlerin Susanne Tunn, die viele Jahre das Bildhauer-Symposium an der [[Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg|Internationalen Sommerakademie]] leitete, hat fünf Steinskulpturen, die aus heimischen Steinen im Kiefer-Steinbruch am Untersberg entstanden sind, im Obstgarten platziert.
  
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[[Datei:Kunst im öff. Raum, Franz Graf, Bodengestaltung im Eingang der Universität Mozarteum, 2006, Metall, Foto M. Baschata.JPG|miniatur|Franz Graf, Bodengestaltung im Eingang der Universität Mozarteum, 2006]]
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Auch bei Bauten des Bundes in Salzburg erhielten Künstler*innen oft gut dotierte Aufträge. Ab den 80er Jahren wurden die Wettbewerbe und Vergaben vom Land Salzburg (Bauabteilung), später von der Bundesgebäudeverwaltung II in Salzburg und ab 2015 von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG ART) abgewickelt. Einige gut sichtbare, hervorragende Arbeiten von österreichischen Künstlern als Beispiele: Die Fahne auf dem Dach des Bezirksgerichts in der Hellbrunnerstraße 1 (von HALLE 1 adaptierter Bau von [[Wunibald Deininger]]), die mit dem Lift gekoppelt ist, von Werner Reiterer; Deckenmalerei ([[Wandmalerei]]) von Stephen Mathewson im Außenraum der HTBLuVA Salzburg, Itzlinger Hauptstraße 30; dort ist außerdem eine ''Wendeltreppe'' aus Draht von Fritz Panzer installiert. Metall-Ornamente im Betonboden der Universität Mozarteum, Standort Mirabellplatz 1 von Franz Graf.
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[[Datei:Kunst am Bau, Flughafen Mozartopern 1991, Foto Flughafen 2016.JPG|miniatur|[[Kunst im öffentlichen Raum]]|Flughafen Salzburg, Mozart-Opern 1991]]
 
Die beiden Münchner Künstlerinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche haben ein Kunstwerk auf der Stadtbrücke in Hallein geplant und umsetzen lassen. Ein Fassadenelement aus Sichtbeton führt zu einem Metall-Steg, zu einer architektonischen Skulptur, die an diesem Ort ein markantes Zeichen setzt. Auf der stark befahrenen Verkehrskreuzung zwischen Altstadt, Neustadt und Perner-Insel ist ein Treffpunkt mit Aussichtsplattform für Fußgänger entstanden – wenn er nicht bedauerlicherweise aus irgendwelchen Gründen geschlossen ist.
 
Die beiden Münchner Künstlerinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche haben ein Kunstwerk auf der Stadtbrücke in Hallein geplant und umsetzen lassen. Ein Fassadenelement aus Sichtbeton führt zu einem Metall-Steg, zu einer architektonischen Skulptur, die an diesem Ort ein markantes Zeichen setzt. Auf der stark befahrenen Verkehrskreuzung zwischen Altstadt, Neustadt und Perner-Insel ist ein Treffpunkt mit Aussichtsplattform für Fußgänger entstanden – wenn er nicht bedauerlicherweise aus irgendwelchen Gründen geschlossen ist.
  
 
Im Mozartjahr 1991 wurden an der Fassade zum Rollfeld des Salzburger Flughafens acht je 2,80 x 6 m große Acrylmalereien zu acht Mozart-Opern von den Salzburger Kunstschaffenden Konrad Winter, [[Seierl, Wolfgang|Wolfgang Seierl]], [[Prigge, Maria Elisabeth|Maria Elisabeth Prigge]], Michael Maislinger, Ferdinand Götz, Peter Mairinger, Günther Nussbaumer und [[Sedlak, Günter Silwa|Silwa Sedlak]] montiert.
 
Im Mozartjahr 1991 wurden an der Fassade zum Rollfeld des Salzburger Flughafens acht je 2,80 x 6 m große Acrylmalereien zu acht Mozart-Opern von den Salzburger Kunstschaffenden Konrad Winter, [[Seierl, Wolfgang|Wolfgang Seierl]], [[Prigge, Maria Elisabeth|Maria Elisabeth Prigge]], Michael Maislinger, Ferdinand Götz, Peter Mairinger, Günther Nussbaumer und [[Sedlak, Günter Silwa|Silwa Sedlak]] montiert.
  
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Datei:Residenz, Kunst am Bau, Elmar Trenkwalder, Keramik 2014, Foto Traklhaus.JPG|Elmar Trenkwalder, Keramik 2014
 
Datei:Kunst am Bau, VALIE EXPORT, Fotos in Leuchtkästen, Chirurgie West, St. Johannsspital, Foto M. Baschata, 2012.JPG|VALIE EXPORT, Fotos in Leuchtkästen, Chirurgie West, St.-Johanns-Spital
 
Datei:Kunst am Bau, Flughafen Mozartopern 1991, Foto Flughafen 2016.JPG|[[Kunst im öffentlichen Raum]]|Flughafen Salzburg, Mozartopern 1991
 
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== Kunst im öffentlichen Raum ==
 
== Kunst im öffentlichen Raum ==
 
 
In Salzburg hat die moderne Kunst einen relativ hohen Stellenwert, dank unterschiedlicher Initiativen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Historisch gesehen ist die Situation anders als in vielen Ländern. Die Erzbischöfe haben ihre monumentalen, die Stadt prägenden Wappen hinterlassen. Es gibt bedeutende Kunstwerke im öffentlichen Raum, wie den Residenzbrunnen (Mitte 17. Jahrhundert), die Mariensäule auf dem Domplatz (1776 von [[Wolfgang Hagenauer]] geschaffen) oder den [[Wilder Mann|Wilder-Mann]]-Brunnen (gegenüber dem [[Festspielhaus]]) aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.
 
In Salzburg hat die moderne Kunst einen relativ hohen Stellenwert, dank unterschiedlicher Initiativen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Historisch gesehen ist die Situation anders als in vielen Ländern. Die Erzbischöfe haben ihre monumentalen, die Stadt prägenden Wappen hinterlassen. Es gibt bedeutende Kunstwerke im öffentlichen Raum, wie den Residenzbrunnen (Mitte 17. Jahrhundert), die Mariensäule auf dem Domplatz (1776 von [[Wolfgang Hagenauer]] geschaffen) oder den [[Wilder Mann|Wilder-Mann]]-Brunnen (gegenüber dem [[Festspielhaus]]) aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.
  
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[[Datei:Kunst im öff. Raum, Erwin Wurm, Gurken, 2011, Sammlung Würth. dahinter Schiller-Denkmal im Furtwänger Garten. Foto M. Baschata.JPG|miniatur|Erwin Wurm, Gurken, 2011, dahinter Schiller-Denkmal im Furtwänger Garten]]
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[[Datei:Kunst im öff. Raum, Jakob Adlhart und Büste von Hans Pacher, Denkmal LH Franz Rehrl, 1958. Copyright Salzburg Museum, Foto Rainer Iglar 2017.jpg|miniatur|[[Franz Rehrl|Rehrl]]-Denkmal von [[Jakob Adlhart]] und Hans Pacher (Büste)]]
 
Salzburg hat jedoch nur wenige Statuen und Denkmale, die an Herrscher, Dichter und sonstige Persönlichkeiten erinnern und die, wie in anderen Städten, Plätze dominieren. Friedrich Schiller wurde das erste Denkmal außerhalb Deutschlands 1866 gewidmet, das jetzt vor dem Aufgang zur Universitätsaula steht. Das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal (1901) wurde vom Bahnhofsvorplatz nach Hellbrunn versetzt; seit 2002 steht es wieder an seinem alten Platz beim Hotel Europa. Auffällig ist eigentlich nur das große Mozartdenkmal, das Ludwig M. Schwanthaler 1842 für den prominenten Platz geschaffen hat. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in der Nähe der barocken Zwerge im Mirabellgarten dem Nazi-Geschmack entsprechende Großplastiken von [[Thorak, Josef|Josef Thorak]] platziert, die Paracelsus und Kopernikus huldigen. Das [[Rehrl, Franz|Franz-Rehrl]]-Denkmal an der Franziskanermauer wurde von [[Jakob Adlhart]] 1952 geschaffen; die Büste stammt von Hans Pacher.
 
Salzburg hat jedoch nur wenige Statuen und Denkmale, die an Herrscher, Dichter und sonstige Persönlichkeiten erinnern und die, wie in anderen Städten, Plätze dominieren. Friedrich Schiller wurde das erste Denkmal außerhalb Deutschlands 1866 gewidmet, das jetzt vor dem Aufgang zur Universitätsaula steht. Das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal (1901) wurde vom Bahnhofsvorplatz nach Hellbrunn versetzt; seit 2002 steht es wieder an seinem alten Platz beim Hotel Europa. Auffällig ist eigentlich nur das große Mozartdenkmal, das Ludwig M. Schwanthaler 1842 für den prominenten Platz geschaffen hat. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in der Nähe der barocken Zwerge im Mirabellgarten dem Nazi-Geschmack entsprechende Großplastiken von [[Thorak, Josef|Josef Thorak]] platziert, die Paracelsus und Kopernikus huldigen. Das [[Rehrl, Franz|Franz-Rehrl]]-Denkmal an der Franziskanermauer wurde von [[Jakob Adlhart]] 1952 geschaffen; die Büste stammt von Hans Pacher.
  
 
Dem Galeristen [[Friedrich Welz]] ist es zu verdanken, dass die Stadt einige Steinskulpturen und Bronzen von renommierten Künstlern aus dem vorhergehenden Jahrhundert besitzt: Von [[Manzù, Giacomo|Giacomo Manzù]] ein Kardinal vor den Dombögen und eine Tänzerin auf dem Rosenhügel im Mirabellgarten; die weiteren Schenkungen von Friedrich Welz (u.a. Arbeiten von Emilio Greco und Fritz Wotruba) sind im Furtwängler-Garten ([[Gärten]]) aufgestellt.
 
Dem Galeristen [[Friedrich Welz]] ist es zu verdanken, dass die Stadt einige Steinskulpturen und Bronzen von renommierten Künstlern aus dem vorhergehenden Jahrhundert besitzt: Von [[Manzù, Giacomo|Giacomo Manzù]] ein Kardinal vor den Dombögen und eine Tänzerin auf dem Rosenhügel im Mirabellgarten; die weiteren Schenkungen von Friedrich Welz (u.a. Arbeiten von Emilio Greco und Fritz Wotruba) sind im Furtwängler-Garten ([[Gärten]]) aufgestellt.
  
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[[Datei:Kunst im öff. Raum, Anton Thuswaldner, Mozartdenkmal, 1991, Foto Franz Neumayr, archiv neumayr20180717082..jpg|miniatur|upright|Anton Thuswaldner, Mozartdenkmal, 1991]]
 
Es gab einige temporäre Aktionen, die ein großes Medien- und Publikumsinteresse hatten und aus heutiger Sicht unverständlich vehement abgelehnt wurden: 1979 organisierte [[Hans Widrich]] mit Skulpturen von Pino Castagna (Italien 1932-2017) die erste umfangreiche Präsentation aktueller Kunst im öffentlichen Raum in der Innenstadt. Eine solche monumentale Granitskulptur steht im Durchgang zwischen Mozarteum und Mirabellgarten. Dort ist auch eine Liegende von Fritz Wotruba zu entdecken. Aufsehen und große Diskussion erregten auch zwei weitere temporäre Kunst-Aktionen: die Einhausung des Mozart-Denkmals mit 700 Einkaufswagen (1991) durch den Pinzgauer Künstler [[Thuswaldner, Anton|Anton Thuswaldner]] oder der Arc de Triomphe (2003) der Künstlergruppe Gelatin vor dem Rupertinum.
 
Es gab einige temporäre Aktionen, die ein großes Medien- und Publikumsinteresse hatten und aus heutiger Sicht unverständlich vehement abgelehnt wurden: 1979 organisierte [[Hans Widrich]] mit Skulpturen von Pino Castagna (Italien 1932-2017) die erste umfangreiche Präsentation aktueller Kunst im öffentlichen Raum in der Innenstadt. Eine solche monumentale Granitskulptur steht im Durchgang zwischen Mozarteum und Mirabellgarten. Dort ist auch eine Liegende von Fritz Wotruba zu entdecken. Aufsehen und große Diskussion erregten auch zwei weitere temporäre Kunst-Aktionen: die Einhausung des Mozart-Denkmals mit 700 Einkaufswagen (1991) durch den Pinzgauer Künstler [[Thuswaldner, Anton|Anton Thuswaldner]] oder der Arc de Triomphe (2003) der Künstlergruppe Gelatin vor dem Rupertinum.
  
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Einige relativ versteckte Bronzen weisen auf Schriftsteller hin, die in der Stadt gelebt haben, wie der Trakl-Brunnen von [[Schneider-Manzell, Toni|Toni Schneider-Manzell]] in einem Hof der Kapitelhäuser oder die [[Stefan Zweig]] Büste von [[Josef Zenzmaier]] an der Mauer des Kapuzinerklosters.
 
Einige relativ versteckte Bronzen weisen auf Schriftsteller hin, die in der Stadt gelebt haben, wie der Trakl-Brunnen von [[Schneider-Manzell, Toni|Toni Schneider-Manzell]] in einem Hof der Kapitelhäuser oder die [[Stefan Zweig]] Büste von [[Josef Zenzmaier]] an der Mauer des Kapuzinerklosters.
  
Durch die Initiative der [[Salzburg Foundation]] wurde die Altstadt auch zu einem Raum für zeitgenössische Kunst. Die Kunstwerke (die von der Stiftung [[Würth, Reinhold|Würth]] übernommen wurden) der 12 bekannten Künstler*innen, z.B. der ''Mann auf der goldenen Kugel'' von Stephan Balkenhol, A.E.I.O.U. von Anselm Kiefer im Furtwängler Garten, Markus Lüpertz' Hommage an Mozart oder die ''Ziffern im Wald'' (derzeit zur Restaurierung abgebaut) von Mario Merz beim [[Museum der Moderne]] am Mönchsberg akzentuieren prominente Plätze.
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[[Datei:Kunst im öff. Raum, Stephan Balkenhol, Frau im Fels, 2007, Holz, Sammlung Würth. Foto M. Baschata.JPG|miniatur|Stephan Balkenhol, Frau im Fels, 2007, Holz]]
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Durch die Initiative der [[Salzburg Foundation]] wurde die Altstadt auch zu einem Raum für zeitgenössische Kunst. Die Kunstwerke (die von der Stiftung [[Würth, Reinhold|Würth]] übernommen wurden) der 12 bekannten Künstler*innen, z.B. der ''Sphaera'' (der Mann auf der goldenen Kugel) und die dazu gehörende, kleine Frau in der Felswand im Toscaninihof von Stephan Balkenhol, ''A.E.I.O.U.'' von Anselm Kiefer und Erwin Wurms Gurken im Furtwängler-Garten, Markus Lüpertz' ''Hommage an Mozart'' oder die ''Ziffern im Wald'' von Mario Merz am Mönchsberg (derzeit zur Restaurierung abgebaut; die Installation soll leider versetzt werden, unweit des Sky Space von James Turrell) beim [[Museum der Moderne]] akzentuieren prominente Plätze.
  
 
Die Stadt Salzburg hat 2002 nach einem international ausgelobten Wettbewerb das Antifaschismus-Mahnmal von Heimo Zobernig am Hauptbahnhof errichtet. Der renommierte österreichische Künstler hat sein Werk für diesen Platz entwickelt. Seit 2004 ist der Kunstbeirat der Stadt für die Kunst im öffentlichen Raum zuständig. Anlässlich des 80-jährigen Gedenkens an die [[Bücherverbrennung]] vom 30. April 1938 errichtete die Stadt 2018 im Bereich des Residenzplatzes ein Mahnmal zur Erinnerung an diesen barbarischen historischen Akt. Aus einem international ausgelobten Wettbewerb ging die Einreichung ''Buchskelett'' der Künstlergemeinschaft Fatemeh Naderi und Florian Ziller als Siegerprojekt hervor.
 
Die Stadt Salzburg hat 2002 nach einem international ausgelobten Wettbewerb das Antifaschismus-Mahnmal von Heimo Zobernig am Hauptbahnhof errichtet. Der renommierte österreichische Künstler hat sein Werk für diesen Platz entwickelt. Seit 2004 ist der Kunstbeirat der Stadt für die Kunst im öffentlichen Raum zuständig. Anlässlich des 80-jährigen Gedenkens an die [[Bücherverbrennung]] vom 30. April 1938 errichtete die Stadt 2018 im Bereich des Residenzplatzes ein Mahnmal zur Erinnerung an diesen barbarischen historischen Akt. Aus einem international ausgelobten Wettbewerb ging die Einreichung ''Buchskelett'' der Künstlergemeinschaft Fatemeh Naderi und Florian Ziller als Siegerprojekt hervor.
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Seit 2011 haben 29 Kunstwerke in der Stadt Salzburg eine akustische Beschriftung erhalten; mittels Smartphone kann man sich vor Ort über Werk und Künstler*in informieren, ein Gespräch darüber anhören und Informationen auf der Website erhalten: http://www.​kommhoer.​at
 
Seit 2011 haben 29 Kunstwerke in der Stadt Salzburg eine akustische Beschriftung erhalten; mittels Smartphone kann man sich vor Ort über Werk und Künstler*in informieren, ein Gespräch darüber anhören und Informationen auf der Website erhalten: http://www.​kommhoer.​at
 
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Datei:Kunst im öff. Raum, Franz Graf, Bodengestaltung im Eingang der Universität Mozarteum, 2006, Metall, Foto M. Baschata.JPG|Franz Graf, Bodengestaltung im Eingang der Universität Mozarteum, 2006
 
Datei:Kunst im öff. Raum, Thomas Baumann, LED-Kunstwerk vor dem Landestheater bei Nacht Foto Michael Baschata.JPG|Thomas Baumann, LED-Kunstwerk vor dem Landestheater
 
Datei:Kunst im öffentlichen Raum - Portal MdM 30149.jpg|Eva Schlegel, Textfragmente in Verbundglas, Fassade Mönchsberglift, 2008
 
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* D. Grimmer: Bauen und Kunst, Salzburg 1999–2011. Hg. Land Salzburg, 2012.
 
* D. Grimmer: Bauen und Kunst, Salzburg 1999–2011. Hg. Land Salzburg, 2012.
 
* Dies.: Kunst im öffentlichen Raum. Salzburg 1980–91. Hg. Land Salzburg, 1993.
 
* Dies.: Kunst im öffentlichen Raum. Salzburg 1980–91. Hg. Land Salzburg, 1993.
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* https://www.kunstambau.at
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* https://www.big-art.at
  
 
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Aktuelle Version vom 13. Februar 2022, 19:45 Uhr

Kunst am Bau

Kunst und Architektur gehören seit jeher zusammen, zumindest bei Bauten, die längere Zeit überdauern. Keine Kirche, kein Schloss, kein öffentliches Gebäude wurde je ohne Kunst geplant.

Das Landeskrankenhaus ist ein gutes Beispiel für einen Zweckbau. Bereits der Begründer, Erzbischof Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein, hat in Architektur und Kunst investiert. Er beauftragte den bedeutenden Barock-Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach und gab für die Kirche Bilder bei dem Maler Michael Rottmayr in Auftrag. Im St. Johanns-Spital gibt es heute sehr viele Kunstwerke: Skulpturen, die unter dem Einfluss des Nazi-Regimes entstanden sind (z.B. von Fritz Klimsch, 1936), Bronzegüsse aus den 50er- und 60er-Jahren, als mehrere Gebäude dort neu gebaut wurden (z.B. von Josef Magnus, 1954; Max Rieder, 1968).

Seit den 80er-Jahren wurden zahlreiche Kunstwerke für das Krankenhaus geschaffen, als das Land Salzburg aufgrund einer gesetzlichen Regelung 2% der Baukosten für Kunst am Bau eingesetzt hat. Einen guten Platz hat die Kunst in der Augenabteilung: über dem Eingang eine Neoninstallation der renommierten Künstlerin Brigitte Kowanz, Keramik-Wandgestaltungen von Gerold Tusch in den Stiegenhäusern und im Wartebereich kleine Kunstharzobjekte, die Ulrike Lienbacher in drei Aufenthaltsbereichen installiert hat, sowie in die Wand eingelassene Lichtkästen von Gertrud Fischbacher.

VALIE EXPORT, Fotos in Leuchtkästen, Chirurgie West, St.-Johanns-Spital
Im Haus A (Chirurgie West) hat die international anerkannte österreichische Medienkünstlerin VALIE EXPORT einen Wartebereich mit Leuchtkästen (mit großen Schwarz-Weiß-Fotografien und Farbflächen) gestaltet. Die digitalen Fotomontagen zeigen Ausschnitte des Gebäudes, überlagert von großflächigen Fotografien von Frauen, die im Jahr 2000 dort beschäftigt waren. Ein zusätzliches Gestaltungselement dieser Bilder sind Texte und Zeilen aus Gedichten von H.C. Artmann und Rosa Pock. 2012 hat Michael Kienzer einen geladenen Wettbewerb für die Fassade dieses Gebäudes gewonnen und an der Seite zur Aiglhof-Kreuzung eine flächenmäßig sehr große Arbeit installiert. Er gestaltete einen verglasten Gangbereich mit Zitaten von Paracelsus, dem Namenspatron des Universitätsklinikums der PMU (= Paracelsus Medizinische Privatuniversität).

2019 hat der in Wien arbeitende Künstler nochmals in einem geladenen Wettbewerb überzeugt und konnte eine Löwin und einen Adler, beide in kräftigen, leuchtenden Farben am neu gebauten Landesverwaltungsgericht in der Stadt Salzburg, Wasserfeldstraße 30, platzieren.

Eva Schlegel, Textfragmente in Verbundglas, Fassade Mönchsberglift, 2008

Weitere Beispiele für gelungene Kunst am Bau des Landes in Stadt und Land Salzburg: Die 1982 für die Fassade des Rupertinums bei Friedensreich Hundertwasser in Auftrag gegebenen Zungenbart-Fensterrahmungen konnten nach Protesten erst 1987 im Zuge einer Hundertwasser-Ausstellung dauerhaft dort montiert werden.

1995 hat der renommierte italienische Licht-Künstler Maurizio Nannucci für den Petersbrunnhof (Schauspielhaus Salzburg) oben an der Fassade zwei Neon-Schriftzüge und im Boden versenkte Lichtpunkte entworfen.

Ein weiteres Kunstwerk mit verfremdeten Text-Elementen in der Innenstadt stammt von Eva Schlegel. Sie hat den Zugang zum Mönchsberglift, der zum Museum der Moderne fährt, gestaltet.

Thomas Baumann, LED-Kunstwerk vor dem Landestheater

2008 wurde vom Land ein Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum eingerichtet, der jährlich mit rund 300.000 Euro dotiert ist. Die bis dahin bestehende Prozentregelung war damit abgelöst. Die Entscheidung, wo welche Kunstwerke beauftragt werden, liegt seither beim dafür zuständigen Fachausschuss.

Elmar Trenkwalder, Keramik 2014

Blickfang vor dem Landestheater (Theater) ist eine Lichtskulptur (2010) des Salzburgers Thomas Baumann – eine technisch aufwendige Arbeit, die mit LEDs die Aktivitäten im Haus sichtbar machen kann. Elmar Trenkwalder akzentuierte 2014 das Tonnengewölbe, das in die Residenz führt, mit einem vielteiligen Keramik-Halbrelief (ca. 200 m² Flächen an den Wänden und der Decke).

In der Landwirtschaftsschule Kleßheim wurden seit Mitte der 90er-Jahre mehrere Kunstwerke von Salzburger Künstlern und Künstlerinnen realisiert: Regina Öschlberger hat das Glasdach mit Farbflächen akzentuiert. Josef Schwaiger gestaltete zwei Aufenthaltsräume, von Monika Huber sind im Speisesaal variable Hinterglasbilder installiert; 2001 hat die 2014 mit dem großen Kunstpreis des Landes ausgezeichnete Julie Hayward eine Aluminium-Skulptur geschaffen, aus der Wasser in einen kleinen Teich tropft. Die norddeutsche Künstlerin Susanne Tunn, die viele Jahre das Bildhauer-Symposium an der Internationalen Sommerakademie leitete, hat fünf Steinskulpturen, die aus heimischen Steinen im Kiefer-Steinbruch am Untersberg entstanden sind, im Obstgarten platziert.

Franz Graf, Bodengestaltung im Eingang der Universität Mozarteum, 2006

Auch bei Bauten des Bundes in Salzburg erhielten Künstler*innen oft gut dotierte Aufträge. Ab den 80er Jahren wurden die Wettbewerbe und Vergaben vom Land Salzburg (Bauabteilung), später von der Bundesgebäudeverwaltung II in Salzburg und ab 2015 von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG ART) abgewickelt. Einige gut sichtbare, hervorragende Arbeiten von österreichischen Künstlern als Beispiele: Die Fahne auf dem Dach des Bezirksgerichts in der Hellbrunnerstraße 1 (von HALLE 1 adaptierter Bau von Wunibald Deininger), die mit dem Lift gekoppelt ist, von Werner Reiterer; Deckenmalerei (Wandmalerei) von Stephen Mathewson im Außenraum der HTBLuVA Salzburg, Itzlinger Hauptstraße 30; dort ist außerdem eine Wendeltreppe aus Draht von Fritz Panzer installiert. Metall-Ornamente im Betonboden der Universität Mozarteum, Standort Mirabellplatz 1 von Franz Graf.

Flughafen Salzburg, Mozart-Opern 1991

Die beiden Münchner Künstlerinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche haben ein Kunstwerk auf der Stadtbrücke in Hallein geplant und umsetzen lassen. Ein Fassadenelement aus Sichtbeton führt zu einem Metall-Steg, zu einer architektonischen Skulptur, die an diesem Ort ein markantes Zeichen setzt. Auf der stark befahrenen Verkehrskreuzung zwischen Altstadt, Neustadt und Perner-Insel ist ein Treffpunkt mit Aussichtsplattform für Fußgänger entstanden – wenn er nicht bedauerlicherweise aus irgendwelchen Gründen geschlossen ist.

Im Mozartjahr 1991 wurden an der Fassade zum Rollfeld des Salzburger Flughafens acht je 2,80 x 6 m große Acrylmalereien zu acht Mozart-Opern von den Salzburger Kunstschaffenden Konrad Winter, Wolfgang Seierl, Maria Elisabeth Prigge, Michael Maislinger, Ferdinand Götz, Peter Mairinger, Günther Nussbaumer und Silwa Sedlak montiert.


Kunst im öffentlichen Raum

In Salzburg hat die moderne Kunst einen relativ hohen Stellenwert, dank unterschiedlicher Initiativen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Historisch gesehen ist die Situation anders als in vielen Ländern. Die Erzbischöfe haben ihre monumentalen, die Stadt prägenden Wappen hinterlassen. Es gibt bedeutende Kunstwerke im öffentlichen Raum, wie den Residenzbrunnen (Mitte 17. Jahrhundert), die Mariensäule auf dem Domplatz (1776 von Wolfgang Hagenauer geschaffen) oder den Wilder-Mann-Brunnen (gegenüber dem Festspielhaus) aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.

Erwin Wurm, Gurken, 2011, dahinter Schiller-Denkmal im Furtwänger Garten
Rehrl-Denkmal von Jakob Adlhart und Hans Pacher (Büste)

Salzburg hat jedoch nur wenige Statuen und Denkmale, die an Herrscher, Dichter und sonstige Persönlichkeiten erinnern und die, wie in anderen Städten, Plätze dominieren. Friedrich Schiller wurde das erste Denkmal außerhalb Deutschlands 1866 gewidmet, das jetzt vor dem Aufgang zur Universitätsaula steht. Das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal (1901) wurde vom Bahnhofsvorplatz nach Hellbrunn versetzt; seit 2002 steht es wieder an seinem alten Platz beim Hotel Europa. Auffällig ist eigentlich nur das große Mozartdenkmal, das Ludwig M. Schwanthaler 1842 für den prominenten Platz geschaffen hat. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in der Nähe der barocken Zwerge im Mirabellgarten dem Nazi-Geschmack entsprechende Großplastiken von Josef Thorak platziert, die Paracelsus und Kopernikus huldigen. Das Franz-Rehrl-Denkmal an der Franziskanermauer wurde von Jakob Adlhart 1952 geschaffen; die Büste stammt von Hans Pacher.

Dem Galeristen Friedrich Welz ist es zu verdanken, dass die Stadt einige Steinskulpturen und Bronzen von renommierten Künstlern aus dem vorhergehenden Jahrhundert besitzt: Von Giacomo Manzù ein Kardinal vor den Dombögen und eine Tänzerin auf dem Rosenhügel im Mirabellgarten; die weiteren Schenkungen von Friedrich Welz (u.a. Arbeiten von Emilio Greco und Fritz Wotruba) sind im Furtwängler-Garten (Gärten) aufgestellt.

Anton Thuswaldner, Mozartdenkmal, 1991

Es gab einige temporäre Aktionen, die ein großes Medien- und Publikumsinteresse hatten und aus heutiger Sicht unverständlich vehement abgelehnt wurden: 1979 organisierte Hans Widrich mit Skulpturen von Pino Castagna (Italien 1932-2017) die erste umfangreiche Präsentation aktueller Kunst im öffentlichen Raum in der Innenstadt. Eine solche monumentale Granitskulptur steht im Durchgang zwischen Mozarteum und Mirabellgarten. Dort ist auch eine Liegende von Fritz Wotruba zu entdecken. Aufsehen und große Diskussion erregten auch zwei weitere temporäre Kunst-Aktionen: die Einhausung des Mozart-Denkmals mit 700 Einkaufswagen (1991) durch den Pinzgauer Künstler Anton Thuswaldner oder der Arc de Triomphe (2003) der Künstlergruppe Gelatin vor dem Rupertinum.

Wenig Aufregung erzeugen die alle drei Jahre wechselnden Objekte der Preisträger des Skulpturenpreises des Landes im Zugang zum Traklhaus, die nicht direkt im öffentlichen Raum platziert sind. Grundsätzlich hat diese begrenzte Aufstellung Vorteile. Es können auch Arbeiten ausgewählt werden, die vom Material her nicht für die Ewigkeit bestimmt sind. Alle drei Jahre fordert ein anderes Kunstwerk die Aufmerksamkeit der Betrachter. Textual Sculpture (2009), ein überdimensionales Trakl-Textgebilde von Martin Oberascher, konnte anschließend auf der Festung vor dem Hödlmoser-Atelier montiert werden.

Nicht positiv aufgenommen wurden die hervorragenden Werke renommierter Künstler*innen, die 2006 im Rahmen von Kontracom, einem einmaligen Festival mit aktueller Kunst in der Innenstadt, gezeigt wurden. Besonders in der Musikstadt Salzburg fehlt ein Dialog mit aktueller Kunst im öffentlichen Raum für einen begrenzten Zeitraum.

Einige relativ versteckte Bronzen weisen auf Schriftsteller hin, die in der Stadt gelebt haben, wie der Trakl-Brunnen von Toni Schneider-Manzell in einem Hof der Kapitelhäuser oder die Stefan Zweig Büste von Josef Zenzmaier an der Mauer des Kapuzinerklosters.

Stephan Balkenhol, Frau im Fels, 2007, Holz

Durch die Initiative der Salzburg Foundation wurde die Altstadt auch zu einem Raum für zeitgenössische Kunst. Die Kunstwerke (die von der Stiftung Würth übernommen wurden) der 12 bekannten Künstler*innen, z.B. der Sphaera (der Mann auf der goldenen Kugel) und die dazu gehörende, kleine Frau in der Felswand im Toscaninihof von Stephan Balkenhol, A.E.I.O.U. von Anselm Kiefer und Erwin Wurms Gurken im Furtwängler-Garten, Markus Lüpertz' Hommage an Mozart oder die Ziffern im Wald von Mario Merz am Mönchsberg (derzeit zur Restaurierung abgebaut; die Installation soll leider versetzt werden, unweit des Sky Space von James Turrell) beim Museum der Moderne akzentuieren prominente Plätze.

Die Stadt Salzburg hat 2002 nach einem international ausgelobten Wettbewerb das Antifaschismus-Mahnmal von Heimo Zobernig am Hauptbahnhof errichtet. Der renommierte österreichische Künstler hat sein Werk für diesen Platz entwickelt. Seit 2004 ist der Kunstbeirat der Stadt für die Kunst im öffentlichen Raum zuständig. Anlässlich des 80-jährigen Gedenkens an die Bücherverbrennung vom 30. April 1938 errichtete die Stadt 2018 im Bereich des Residenzplatzes ein Mahnmal zur Erinnerung an diesen barbarischen historischen Akt. Aus einem international ausgelobten Wettbewerb ging die Einreichung Buchskelett der Künstlergemeinschaft Fatemeh Naderi und Florian Ziller als Siegerprojekt hervor.

Anlässlich des 175-Jahre-Firmenjubiläums 2013 wurde entlang des St. Leonharder Treppelwegs in Gartenau der LEUBE Skulpturenweg eröffnet, der in der Nachfolge des erfolgreichen Artist-in-Residence-Kunstprogramms dieses Unternehmens entstanden ist und auch Kunstwerke von ehemaligen Teilnehmern präsentiert, wie z.B. von Wolfgang Winter / Berthold Hörbelt, Ona B., Günter Unterburger.

Seit 2011 haben 29 Kunstwerke in der Stadt Salzburg eine akustische Beschriftung erhalten; mittels Smartphone kann man sich vor Ort über Werk und Künstler*in informieren, ein Gespräch darüber anhören und Informationen auf der Website erhalten: http://www.kommhoer.at

Lit.:

D.G.