Peter Handke: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Handke, Peter''', * Griffen (Kärnten) 6. 12. 1942, Schriftsteller. | '''Handke, Peter''', * Griffen (Kärnten) 6. 12. 1942, Schriftsteller. | ||
− | Kindheit und Jugend in Kärnten, Jus-Studium in Graz. Mitte der 60er Jahre wurde H. zur literarischen Leitfigur der jungen Generation. Nach Aufenthalten in Deutschland und Paris lebte er von 1979 bis 1987 in Salzburg; seine Tochter besuchte das Akademische Gymnasium. Während dieser Zeit war H. als Schriftsteller und Übersetzer sehr produktiv. In seinen Prosawerken verbinden sich seit jeher die literarische Darstellung konkreter Örtlichkeit mit fiktionaler Topographie; das gilt auch für Salzburg; vielfältige Bezüge also zum Ort, an dem er wohnt: »Ich bin ein Orts-Schriftsteller«, sagt H. »Für mich sind die Orte ja die Räume, die Begrenzungen, die erst die Erlebnisse hervorbringen.« Sein Buch »Die Lehre der Sainte Victoire« schrieb er 1980 in Salzburg | + | Kindheit und Jugend in Kärnten, Jus-Studium in Graz. Mitte der 60er Jahre wurde H. zur literarischen Leitfigur der jungen Generation. Nach Aufenthalten in Deutschland und Paris lebte er von 1979 bis 1987 in Salzburg; seine Tochter besuchte das Akademische Gymnasium. Während dieser Zeit war H. als Schriftsteller und Übersetzer sehr produktiv. In seinen Prosawerken verbinden sich seit jeher die literarische Darstellung konkreter Örtlichkeit mit fiktionaler Topographie; das gilt auch für Salzburg; vielfältige Bezüge also zum Ort, an dem er wohnt: »Ich bin ein Orts-Schriftsteller«, sagt H. »Für mich sind die Orte ja die Räume, die Begrenzungen, die erst die Erlebnisse hervorbringen.« Sein Buch »Die Lehre der Sainte Victoire« schrieb er 1980 in Salzburg. |
− | Der Erzähler setzt Bilder aus verschiedenen Tagesstunden und Jahreszeiten und verwandelt damit diese Wanderung zu einem statischen »Sein in Frieden«. In Betrachtung eines Holzstoßes, der alltäglich und mythisch ist, gelingt dem Erzähler ein Augenblick der Ewigkeit, in dem er plötzlich den Zusammenhang mit allem in der Welt erlebt. Solche Epiphanie- Erlebnisse kehren in H.s Werken seit der »Stunde der wahren Empfindung« (1975) an zentraler Stelle wieder. »Die Kindergeschichte « (1981) schrieb H. im Frühjahr und Sommer 1980 in Salzburg. Es sollte nicht die konkrete Geschichte der Beziehung zwischen dem Vater P. H. und seiner Tochter A. sein, sondern die abstrahierte Geschichte zwischen dem »Erwachsenen« und dem »Kind«, aber eben deshalb individuell konkretisierbar für jeden Leser. H.s dramatisches Gedicht »Über die Dörfer« wurde bei den Salzburger →Festspielen uraufgeführt (Felsenreitschule 10. 8. 1982. Regie: Wim Wenders). Vorbild dafür war das klassische Drama der griechischen Antike mit seinen langen epischen Wechselreden. Autobiographisches ist ins Familienmodell verarbeitet. H. hat sich auch als Übersetzer mit der griechischen Tragödie befasst. Seine Übertragung von Aischylos’ »Prometheus gefesselt« wurde 1986 bei den Festspielen uraufgeführt (Regie: Klaus Michael Grüber. Titelrolle: Bruno Ganz). H. gelang dabei eine zeitgemäße, in hohem Maße sprechbare und verständliche Fassung des etwa zweitausend Jahre alten Textes. Eine andere Übersetzung wurde für H. als Arbeit in Salzburg besonders wichtig: Marguerite Duras’ »La Maladie du Mort« (dt.: »Die Krankheit Tod«). 1985 drehte H. den Film »Das Mal des Todes« nach seiner Übersetzung teilweise im Schloß Freisaal. H. führte Regie und spielte selbst als Sprecher mit; die Hauptrolle der jungen Frau spielte Marie Colbin, die seit Jahren in Salzburg ihren Wohnsitz hat. Zwei weitere Werke sind augenfällig mit Salzburger Erfahrungen H.s verbunden: »Der Chinese des Schmerzes« (1983), und »Nachmittag eines Schriftstellers« (1987). Die Geschichte des Lehrers Andreas Loser spielt in und um Salzburg, und H. verwendet die konkreten Ortsnamen: »Erst mit dem Chinesen des Schmerzes, zum erstenmal in meinem Leben, konnte ich Salzburg, Almkanal, Untersberg sagen« (Gamper, S. 141). Die Namen sind aber »eigentlich nur so leicht hingetupft« (Gamper, S. 143). Die Landschaft erschöpft sich funktionell nicht in Namensnennung und Beschreibung, H. verwandelt die Salzburger Schauplätze, die Anspielungen auf Topographie, Atmosphäre und Personen zu Themen. Der Hohe Staufen wird dem Erzähler etwa zum Menhir, zum Datumsstein, zum Maßstab der Jahreszeiten. Vor allem die südliche Ebene der Leopoldskroner Moorlandschaft mit dem Almkanal hat es ihm angetan. Als Schreibvorbild wählt er Vergils »Georgica«; daß Loser Lehrer für klassische Sprachen ist, setzt den literarischen Bezug bis zum »klassischen« Epilog. H.s »Nachmittag eines Schriftstellers« darf man nicht als Salzburg-Buch missverstehen. Die vertraute Topographie von Berg, Stadtmitte, Fluss, Brücke, Stadtrand und Umgebung ist nicht touristisch als Sehenswürdigkeit einzulösen. Sie ist auch von Eindrücken aus anderen Städten überlagert. Sie bildet den Ort für die vom Schriftsteller täglich erlebte, aber thematisch grundsätzliche Begegnung von Künstler und Gesellschaft, Künstler und Welt, Künstler und Natur. Es ist ein Buch, dem das Autobiographische als Zeit und Ort nur Färbung und Tönung gibt für die prinzipielle Problematik künstlerischen Schreibens. So steht seine Existenz als Schriftsteller/ Künstler täglich zwischen Scheitern und Gelingen. Am 15. 4. 1986 erhielt H. den Salzburger →Literaturpreis. In seiner Dankesrede spricht er, nach Francis Ponge, von »der anderen Welt, der sprachlosen, erst zu entziffernden; der stummen Welt, seinem einzigen Vaterland«: »Und so sind mir Salzburg und seine Umgebung mit den Jahren auch an das Herz gewachsen: mittels der stummen Dinge und Orte, der alle die Launen und Zwischenfälle des Tages überdauernden friedlichen Menschensachen.« In seinem Roman »In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus« (1997) spielt auch der Schauplatz Taxham mit sowie eine Figur eines Apothekers von Taxham. Seine fiktive Reise beginnt und endet in seinem Haus in Salzburg. Mehrere Prosastücke des Bandes »Noch einmal für Thukydides« (1996) beziehen Salzburgs Landschaft mit ein. Im Band »Am Felsfenster morgens« (1998) veröffentlicht H. seine Notizen und Reflexionen durch fünf Salzburger Jahre (1982-1987). Manuskripte H.s befinden sich im Salzburger →Literaturarchiv. | + | In Analogie zum »Menschheitslehrer « Paul Cézanne erkennt H. sein künstlerisches Prinzip in der »Verwirklichung (›réalisation‹) des reinen schuldlosen Irdischen«, nämlich der schlichten Alltagsdinge. Das Schlusskapitel dieses Buches heißt »Der große Wald«. Von einem Bild des Holländers Jacob van Ruisdael ausgehend, beschreibt H. eine Wanderung vom Mönchsberg in den Morzger Wald, und zwar als die einmalige Erzählung der oftmaligen Wiederholung des gleichen Weges. |
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+ | Der Erzähler setzt Bilder aus verschiedenen Tagesstunden und Jahreszeiten und verwandelt damit diese Wanderung zu einem statischen »Sein in Frieden«. In Betrachtung eines Holzstoßes, der alltäglich und mythisch ist, gelingt dem Erzähler ein Augenblick der Ewigkeit, in dem er plötzlich den Zusammenhang mit allem in der Welt erlebt. Solche Epiphanie- Erlebnisse kehren in H.s Werken seit der »Stunde der wahren Empfindung« (1975) an zentraler Stelle wieder. »Die Kindergeschichte « (1981) schrieb H. im Frühjahr und Sommer 1980 in Salzburg. Es sollte nicht die konkrete Geschichte der Beziehung zwischen dem Vater P. H. und seiner Tochter A. sein, sondern die abstrahierte Geschichte zwischen dem »Erwachsenen« und dem »Kind«, aber eben deshalb individuell konkretisierbar für jeden Leser. | ||
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+ | H.s dramatisches Gedicht »Über die Dörfer« wurde bei den Salzburger →Festspielen uraufgeführt (Felsenreitschule 10. 8. 1982. Regie: Wim Wenders). Vorbild dafür war das klassische Drama der griechischen Antike mit seinen langen epischen Wechselreden. Autobiographisches ist ins Familienmodell verarbeitet. H. hat sich auch als Übersetzer mit der griechischen Tragödie befasst. Seine Übertragung von Aischylos’ »Prometheus gefesselt« wurde 1986 bei den Festspielen uraufgeführt (Regie: Klaus Michael Grüber. Titelrolle: Bruno Ganz). H. gelang dabei eine zeitgemäße, in hohem Maße sprechbare und verständliche Fassung des etwa zweitausend Jahre alten Textes. | ||
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+ | Eine andere Übersetzung wurde für H. als Arbeit in Salzburg besonders wichtig: Marguerite Duras’ »La Maladie du Mort« (dt.: »Die Krankheit Tod«). 1985 drehte H. den Film »Das Mal des Todes« nach seiner Übersetzung teilweise im Schloß Freisaal. H. führte Regie und spielte selbst als Sprecher mit; die Hauptrolle der jungen Frau spielte Marie Colbin, die seit Jahren in Salzburg ihren Wohnsitz hat. | ||
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+ | Zwei weitere Werke sind augenfällig mit Salzburger Erfahrungen H.s verbunden: »Der Chinese des Schmerzes« (1983), und »Nachmittag eines Schriftstellers« (1987). Die Geschichte des Lehrers Andreas Loser spielt in und um Salzburg, und H. verwendet die konkreten Ortsnamen: »Erst mit dem Chinesen des Schmerzes, zum erstenmal in meinem Leben, konnte ich Salzburg, Almkanal, Untersberg sagen« (Gamper, S. 141). Die Namen sind aber »eigentlich nur so leicht hingetupft« (Gamper, S. 143). Die Landschaft erschöpft sich funktionell nicht in Namensnennung und Beschreibung, H. verwandelt die Salzburger Schauplätze, die Anspielungen auf Topographie, Atmosphäre und Personen zu Themen. Der Hohe Staufen wird dem Erzähler etwa zum Menhir, zum Datumsstein, zum Maßstab der Jahreszeiten. Vor allem die südliche Ebene der Leopoldskroner Moorlandschaft mit dem Almkanal hat es ihm angetan. Als Schreibvorbild wählt er Vergils »Georgica«; daß Loser Lehrer für klassische Sprachen ist, setzt den literarischen Bezug bis zum »klassischen« Epilog. H.s »Nachmittag eines Schriftstellers« darf man nicht als Salzburg-Buch missverstehen. Die vertraute Topographie von Berg, Stadtmitte, Fluss, Brücke, Stadtrand und Umgebung ist nicht touristisch als Sehenswürdigkeit einzulösen. Sie ist auch von Eindrücken aus anderen Städten überlagert. Sie bildet den Ort für die vom Schriftsteller täglich erlebte, aber thematisch grundsätzliche Begegnung von Künstler und Gesellschaft, Künstler und Welt, Künstler und Natur. Es ist ein Buch, dem das Autobiographische als Zeit und Ort nur Färbung und Tönung gibt für die prinzipielle Problematik künstlerischen Schreibens. So steht seine Existenz als Schriftsteller/ Künstler täglich zwischen Scheitern und Gelingen. | ||
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+ | Am 15. 4. 1986 erhielt H. den Salzburger →Literaturpreis. In seiner Dankesrede spricht er, nach Francis Ponge, von »der anderen Welt, der sprachlosen, erst zu entziffernden; der stummen Welt, seinem einzigen Vaterland«: »Und so sind mir Salzburg und seine Umgebung mit den Jahren auch an das Herz gewachsen: mittels der stummen Dinge und Orte, der alle die Launen und Zwischenfälle des Tages überdauernden friedlichen Menschensachen.« | ||
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+ | In seinem Roman »In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus« (1997) spielt auch der Schauplatz Taxham mit sowie eine Figur eines Apothekers von Taxham. Seine fiktive Reise beginnt und endet in seinem Haus in Salzburg. Mehrere Prosastücke des Bandes »Noch einmal für Thukydides« (1996) beziehen Salzburgs Landschaft mit ein. Im Band »Am Felsfenster morgens« (1998) veröffentlicht H. seine Notizen und Reflexionen durch fünf Salzburger Jahre (1982-1987). Manuskripte H.s befinden sich im Salzburger →Literaturarchiv. | ||
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Version vom 24. November 2016, 11:52 Uhr
Handke, Peter, * Griffen (Kärnten) 6. 12. 1942, Schriftsteller.
Kindheit und Jugend in Kärnten, Jus-Studium in Graz. Mitte der 60er Jahre wurde H. zur literarischen Leitfigur der jungen Generation. Nach Aufenthalten in Deutschland und Paris lebte er von 1979 bis 1987 in Salzburg; seine Tochter besuchte das Akademische Gymnasium. Während dieser Zeit war H. als Schriftsteller und Übersetzer sehr produktiv. In seinen Prosawerken verbinden sich seit jeher die literarische Darstellung konkreter Örtlichkeit mit fiktionaler Topographie; das gilt auch für Salzburg; vielfältige Bezüge also zum Ort, an dem er wohnt: »Ich bin ein Orts-Schriftsteller«, sagt H. »Für mich sind die Orte ja die Räume, die Begrenzungen, die erst die Erlebnisse hervorbringen.« Sein Buch »Die Lehre der Sainte Victoire« schrieb er 1980 in Salzburg.
In Analogie zum »Menschheitslehrer « Paul Cézanne erkennt H. sein künstlerisches Prinzip in der »Verwirklichung (›réalisation‹) des reinen schuldlosen Irdischen«, nämlich der schlichten Alltagsdinge. Das Schlusskapitel dieses Buches heißt »Der große Wald«. Von einem Bild des Holländers Jacob van Ruisdael ausgehend, beschreibt H. eine Wanderung vom Mönchsberg in den Morzger Wald, und zwar als die einmalige Erzählung der oftmaligen Wiederholung des gleichen Weges.
Der Erzähler setzt Bilder aus verschiedenen Tagesstunden und Jahreszeiten und verwandelt damit diese Wanderung zu einem statischen »Sein in Frieden«. In Betrachtung eines Holzstoßes, der alltäglich und mythisch ist, gelingt dem Erzähler ein Augenblick der Ewigkeit, in dem er plötzlich den Zusammenhang mit allem in der Welt erlebt. Solche Epiphanie- Erlebnisse kehren in H.s Werken seit der »Stunde der wahren Empfindung« (1975) an zentraler Stelle wieder. »Die Kindergeschichte « (1981) schrieb H. im Frühjahr und Sommer 1980 in Salzburg. Es sollte nicht die konkrete Geschichte der Beziehung zwischen dem Vater P. H. und seiner Tochter A. sein, sondern die abstrahierte Geschichte zwischen dem »Erwachsenen« und dem »Kind«, aber eben deshalb individuell konkretisierbar für jeden Leser.
H.s dramatisches Gedicht »Über die Dörfer« wurde bei den Salzburger →Festspielen uraufgeführt (Felsenreitschule 10. 8. 1982. Regie: Wim Wenders). Vorbild dafür war das klassische Drama der griechischen Antike mit seinen langen epischen Wechselreden. Autobiographisches ist ins Familienmodell verarbeitet. H. hat sich auch als Übersetzer mit der griechischen Tragödie befasst. Seine Übertragung von Aischylos’ »Prometheus gefesselt« wurde 1986 bei den Festspielen uraufgeführt (Regie: Klaus Michael Grüber. Titelrolle: Bruno Ganz). H. gelang dabei eine zeitgemäße, in hohem Maße sprechbare und verständliche Fassung des etwa zweitausend Jahre alten Textes.
Eine andere Übersetzung wurde für H. als Arbeit in Salzburg besonders wichtig: Marguerite Duras’ »La Maladie du Mort« (dt.: »Die Krankheit Tod«). 1985 drehte H. den Film »Das Mal des Todes« nach seiner Übersetzung teilweise im Schloß Freisaal. H. führte Regie und spielte selbst als Sprecher mit; die Hauptrolle der jungen Frau spielte Marie Colbin, die seit Jahren in Salzburg ihren Wohnsitz hat.
Zwei weitere Werke sind augenfällig mit Salzburger Erfahrungen H.s verbunden: »Der Chinese des Schmerzes« (1983), und »Nachmittag eines Schriftstellers« (1987). Die Geschichte des Lehrers Andreas Loser spielt in und um Salzburg, und H. verwendet die konkreten Ortsnamen: »Erst mit dem Chinesen des Schmerzes, zum erstenmal in meinem Leben, konnte ich Salzburg, Almkanal, Untersberg sagen« (Gamper, S. 141). Die Namen sind aber »eigentlich nur so leicht hingetupft« (Gamper, S. 143). Die Landschaft erschöpft sich funktionell nicht in Namensnennung und Beschreibung, H. verwandelt die Salzburger Schauplätze, die Anspielungen auf Topographie, Atmosphäre und Personen zu Themen. Der Hohe Staufen wird dem Erzähler etwa zum Menhir, zum Datumsstein, zum Maßstab der Jahreszeiten. Vor allem die südliche Ebene der Leopoldskroner Moorlandschaft mit dem Almkanal hat es ihm angetan. Als Schreibvorbild wählt er Vergils »Georgica«; daß Loser Lehrer für klassische Sprachen ist, setzt den literarischen Bezug bis zum »klassischen« Epilog. H.s »Nachmittag eines Schriftstellers« darf man nicht als Salzburg-Buch missverstehen. Die vertraute Topographie von Berg, Stadtmitte, Fluss, Brücke, Stadtrand und Umgebung ist nicht touristisch als Sehenswürdigkeit einzulösen. Sie ist auch von Eindrücken aus anderen Städten überlagert. Sie bildet den Ort für die vom Schriftsteller täglich erlebte, aber thematisch grundsätzliche Begegnung von Künstler und Gesellschaft, Künstler und Welt, Künstler und Natur. Es ist ein Buch, dem das Autobiographische als Zeit und Ort nur Färbung und Tönung gibt für die prinzipielle Problematik künstlerischen Schreibens. So steht seine Existenz als Schriftsteller/ Künstler täglich zwischen Scheitern und Gelingen.
Am 15. 4. 1986 erhielt H. den Salzburger →Literaturpreis. In seiner Dankesrede spricht er, nach Francis Ponge, von »der anderen Welt, der sprachlosen, erst zu entziffernden; der stummen Welt, seinem einzigen Vaterland«: »Und so sind mir Salzburg und seine Umgebung mit den Jahren auch an das Herz gewachsen: mittels der stummen Dinge und Orte, der alle die Launen und Zwischenfälle des Tages überdauernden friedlichen Menschensachen.«
In seinem Roman »In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus« (1997) spielt auch der Schauplatz Taxham mit sowie eine Figur eines Apothekers von Taxham. Seine fiktive Reise beginnt und endet in seinem Haus in Salzburg. Mehrere Prosastücke des Bandes »Noch einmal für Thukydides« (1996) beziehen Salzburgs Landschaft mit ein. Im Band »Am Felsfenster morgens« (1998) veröffentlicht H. seine Notizen und Reflexionen durch fünf Salzburger Jahre (1982-1987). Manuskripte H.s befinden sich im Salzburger →Literaturarchiv.
Literatur:
- A. Haslinger: P. H. Jugend eines Schriftstellers. 1992.
- P. H.: Aber ich lebe nur von den Zwischenräumen. Ein Gespräch geführt von H. Gamper, Zürich 1987.
- R. G. Renner: P. H. Stuttgart 1986.
- P. H. v. R. Fellinger. Frankfurt/M. 1985 (suhrkamp taschenbuch 2004).
- P. H. Die Arbeit am Glück. Von G. Melzer und J. Tükel. Königstein/Ts. 1985.
- M. Mixner: P. H. Kronberg 1977.
A.Has.