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− | + | Kappacher wuchs in Salzburg auf und absolvierte zunächst eine Lehre als Motorradmechaniker. Nach einer Phase der Begeisterung für den Motorrad-Rennsport begann er 1960 eine Ausbildung in einer Schauspielschule nahe München, die er wieder abbrach, als sich aus der intensiven Lektüre die eigene schriftstellerische Arbeit herausbildete. | |
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− | + | Ab 1962 arbeitete Kappacher als Reisebüro-Kaufmann und unternahm selbst regelmäßig Reisen nach Italien. 1967 veröffentlichte er erste Kurzgeschichten, 1975 die Romane ''Morgen'' und ''Die Werkstatt'', 1978 den Roman ''Rosina''. Im Mittelpunkt dieser Bücher steht die sensibel-genaue Darstellung des Berufsalltags von Arbeitern und Angestellten; Martin Walser sprach in einer Rezension von Kappachers „brutaler Zurückhaltung“ und prägte für dessen Literatur die Formel von der „Prüfung einer Lebensart“. | |
− | + | 1978 entschloss sich Kappacher zu einer Laufbahn als freier Schriftsteller. Neben einer Reihe von Romanen und Erzählungen (z.B. ''Der lange Brief'', 1982; ''Gipskopf'', 1984) folgten mehrere Hörspiele und Fernsehdrehbücher (u.a. für Peter Keglevic). Wiederholte Aufenthalte in einem Bauernhaus bei Arezzo Anfang der 1980er-Jahre führten zum Band ''Cerreto'' (1989); 1993 erschien der autobiografisch grundierte Roman ''Ein Amateur''. ''Silberpfeile'' (2000) erzählt u.a. von Versuchen, im oberösterreichischen Ort Redl-Zipf kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs den Treibstoff für die V2-Rakete zu entwickeln. | |
− | * | + | Der Roman ''Selina oder Das andere Leben'' (2005) handelt vom Versuch einer Neuorientierung, den ein Salzburger Gymnasiallehrer in einer abgeschiedenen italienischen Gegend unternimmt. So wie hier auf das Romanfragment ''Selina oder über die Unsterblichkeit'' (1827) von Jean Paul Bezug genommen wird, bildet Literaturgeschichtliches auch den Ausgangspunkt von Kappachers Roman ''Der Fliegenpalast'' (2009), in dem ein Kuraufenthalt des 50-jährigen [[Hugo von Hofmannsthal]] in Bad Fusch eine Selbstreflexion angesichts einer künstlerischen Krise an der Schwelle zum Alter auslöst. |
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− | * SALZ. Zeitschrift für Literatur 24, 1998, H. 93: | + | Der Roman ''Land der roten Steine'' (2012) geht auf eine USA-Reise Kappachers zurück, 2013 folgte der Erzählband ''Die Amseln von Parsch.'' 2014 wurde bei den [[Salzburger Festspiele]]n das Stück ''Trakls letzte Tage'' uraufgeführt; in diesem Jahr übersiedelte Kappacher wieder nach Salzburg, nachdem er ab 1996 mit seiner Frau Theresa Hollerweger in Obertrum gelebt hatte. Dort waren auch seine Fotobände ''Schönheit des Vergehens'' (2009) sowie ''Vom Anfang und vom Ende'' (2012) entstanden. 2018 erschien der autobiografische Band ''Ich erinnere mich''. |
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+ | Unter Kappachers zahlreichen Auszeichnungen ragt der Georg-Büchner-Preis 2009 heraus; außerdem u.a. [[Rauriser Literaturpreis|Rauriser Förderungspreis]] 1975, Hermann-Lenz-Preis 2004, [[Großer Kunstpreis des Landes Salzburg]] 2006, Ehrendoktorat der [[Universität Salzburg]] 2008. Teilvorlass im [[Literaturarchiv Salzburg]]. | ||
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+ | * Manfred Mittermayer, Ulrike Tanzer (Hg.): Walter Kappacher. Person und Werk. Salzburg u.a. 2013. | ||
+ | * [[Laura Freudenthaler]]: „Wie die Menschen leben oder nicht leben“. Utopische Momente im Werk von Walter Kappacher. Dipl. Univ. Wien 2008. | ||
+ | * SALZ. Zeitschrift für Literatur 24, 1998, H. 93: Walter Kappacher. | ||
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Aktuelle Version vom 24. Mai 2024, 19:56 Uhr
Walter Kappacher, * 24. Oktober 1938 in Salzburg, † 24. Mai 2024 ebenda; Schriftsteller, Fotograf.
Kappacher wuchs in Salzburg auf und absolvierte zunächst eine Lehre als Motorradmechaniker. Nach einer Phase der Begeisterung für den Motorrad-Rennsport begann er 1960 eine Ausbildung in einer Schauspielschule nahe München, die er wieder abbrach, als sich aus der intensiven Lektüre die eigene schriftstellerische Arbeit herausbildete.
Ab 1962 arbeitete Kappacher als Reisebüro-Kaufmann und unternahm selbst regelmäßig Reisen nach Italien. 1967 veröffentlichte er erste Kurzgeschichten, 1975 die Romane Morgen und Die Werkstatt, 1978 den Roman Rosina. Im Mittelpunkt dieser Bücher steht die sensibel-genaue Darstellung des Berufsalltags von Arbeitern und Angestellten; Martin Walser sprach in einer Rezension von Kappachers „brutaler Zurückhaltung“ und prägte für dessen Literatur die Formel von der „Prüfung einer Lebensart“.
1978 entschloss sich Kappacher zu einer Laufbahn als freier Schriftsteller. Neben einer Reihe von Romanen und Erzählungen (z.B. Der lange Brief, 1982; Gipskopf, 1984) folgten mehrere Hörspiele und Fernsehdrehbücher (u.a. für Peter Keglevic). Wiederholte Aufenthalte in einem Bauernhaus bei Arezzo Anfang der 1980er-Jahre führten zum Band Cerreto (1989); 1993 erschien der autobiografisch grundierte Roman Ein Amateur. Silberpfeile (2000) erzählt u.a. von Versuchen, im oberösterreichischen Ort Redl-Zipf kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs den Treibstoff für die V2-Rakete zu entwickeln.
Der Roman Selina oder Das andere Leben (2005) handelt vom Versuch einer Neuorientierung, den ein Salzburger Gymnasiallehrer in einer abgeschiedenen italienischen Gegend unternimmt. So wie hier auf das Romanfragment Selina oder über die Unsterblichkeit (1827) von Jean Paul Bezug genommen wird, bildet Literaturgeschichtliches auch den Ausgangspunkt von Kappachers Roman Der Fliegenpalast (2009), in dem ein Kuraufenthalt des 50-jährigen Hugo von Hofmannsthal in Bad Fusch eine Selbstreflexion angesichts einer künstlerischen Krise an der Schwelle zum Alter auslöst.
Der Roman Land der roten Steine (2012) geht auf eine USA-Reise Kappachers zurück, 2013 folgte der Erzählband Die Amseln von Parsch. 2014 wurde bei den Salzburger Festspielen das Stück Trakls letzte Tage uraufgeführt; in diesem Jahr übersiedelte Kappacher wieder nach Salzburg, nachdem er ab 1996 mit seiner Frau Theresa Hollerweger in Obertrum gelebt hatte. Dort waren auch seine Fotobände Schönheit des Vergehens (2009) sowie Vom Anfang und vom Ende (2012) entstanden. 2018 erschien der autobiografische Band Ich erinnere mich.
Unter Kappachers zahlreichen Auszeichnungen ragt der Georg-Büchner-Preis 2009 heraus; außerdem u.a. Rauriser Förderungspreis 1975, Hermann-Lenz-Preis 2004, Großer Kunstpreis des Landes Salzburg 2006, Ehrendoktorat der Universität Salzburg 2008. Teilvorlass im Literaturarchiv Salzburg.
Literatur:
- Manfred Mittermayer, Ulrike Tanzer (Hg.): Walter Kappacher. Person und Werk. Salzburg u.a. 2013.
- Laura Freudenthaler: „Wie die Menschen leben oder nicht leben“. Utopische Momente im Werk von Walter Kappacher. Dipl. Univ. Wien 2008.
- SALZ. Zeitschrift für Literatur 24, 1998, H. 93: Walter Kappacher.
Ma.M.