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+ | Johann '''Scheidl''', * 1823 in Wien, Sterbedaten unbekannt, Holz- und Steinbildhauer, Restaurator und Fotograf. | ||
− | + | 1871–74 in Salzburg ansässig, vor dem 19. Mai 1874 unbekannt verzogen. Als Bildhauer erhielt er in Salzburg Stadt und Land fast alle größeren kirchlichen Aufträge; trotz hoher Preise konnte er seine billigeren Mitbewerber meistens ausstechen. Seine zahlreichen Kirchenausstattungen in neuromanischem, neugotischem und byzantinischem Stil wurden durch spätere Abtragungen stark dezimiert. Für seine Altäre, Kanzeln, Tabernakel, Chorstühle, Orgelkästen und Figuren lieferte er auch die zeichnerischen Entwürfe. | |
− | Sein Hauptwerk in der Stadt Salzburg war das nicht mehr bestehende Chorgestühl und die Kanzel aus dem Jahr 1859 im Salzburger Dom ( | + | Sein Hauptwerk in der Stadt Salzburg war das nicht mehr bestehende Chorgestühl und die Kanzel aus dem Jahr 1859 im Salzburger [[Dom]] (laut Kirchenschematismus des Erzbistums Salzburg von 1877, S. XIX), ganze Kircheneinrichtungen lieferte er 1851 für Aigen (1869 entfernt), 1853/54 für Berndorf (1956 entfernt), 1855 für Kuchl (1955 entfernt), 1857—66 für Leopoldskron-Moos (teilweise entfernt), 1858 für Ramingstein (1889 abgebrannt) und 1860/61 für Wals. Von den Steinplastiken Scheidls sind die Gewändefiguren [[Rupert]] und [[Virgil]] am äußeren Südportal der Salzburger [[Franziskanerkirche]] (um 1864) zu nennen. Seine Heiligenfiguren sind dem Stilwollen der Nazarener verpflichtet. |
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− | + | Scheidl arbeitete meist mit dem Maler [[Sebastian Stief]] zusammen, der für seine Altäre die Bilder schuf, die Fassungen besorgte Josef Ettl. Daneben war Scheidl auch als Restaurator gotischer Altäre tätig, die er mit eigenen Plastiken ergänzte, z.B in der Kirche [[Nonnberg]] in Salzburg (1852/53) und in Pfarrwerfen (1855). | |
− | + | Sein Fotoatelier hatte Scheidl im Haus des späteren Hotels Nelböck in Salzburg-Schallmoos. Er porträtierte u. a. den damals 18-jährigen Maler [[Hans Makart]], der bei ihm Fotos retuschiert hatte. Da Scheidl nachgewiesen werden konnte, pornografische Fotos verkauft zu haben, wurde er am 21. Juli 1864 zu einem Monat Kerker verurteilt (laut Strafakt im Salzburger [[Landesarchiv]]). | |
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* T. Starl: Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945. Wien 2005, S. 420. | * T. Starl: Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945. Wien 2005, S. 420. | ||
* Ausstellungskat. Kronland Salzburg, historische Fotografien von 1850 bis 1918, SMCA 2000. | * Ausstellungskat. Kronland Salzburg, historische Fotografien von 1850 bis 1918, SMCA 2000. | ||
* Thieme-Becker. | * Thieme-Becker. | ||
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Aktuelle Version vom 14. Juni 2021, 02:24 Uhr
Johann Scheidl, * 1823 in Wien, Sterbedaten unbekannt, Holz- und Steinbildhauer, Restaurator und Fotograf.
1871–74 in Salzburg ansässig, vor dem 19. Mai 1874 unbekannt verzogen. Als Bildhauer erhielt er in Salzburg Stadt und Land fast alle größeren kirchlichen Aufträge; trotz hoher Preise konnte er seine billigeren Mitbewerber meistens ausstechen. Seine zahlreichen Kirchenausstattungen in neuromanischem, neugotischem und byzantinischem Stil wurden durch spätere Abtragungen stark dezimiert. Für seine Altäre, Kanzeln, Tabernakel, Chorstühle, Orgelkästen und Figuren lieferte er auch die zeichnerischen Entwürfe.
Sein Hauptwerk in der Stadt Salzburg war das nicht mehr bestehende Chorgestühl und die Kanzel aus dem Jahr 1859 im Salzburger Dom (laut Kirchenschematismus des Erzbistums Salzburg von 1877, S. XIX), ganze Kircheneinrichtungen lieferte er 1851 für Aigen (1869 entfernt), 1853/54 für Berndorf (1956 entfernt), 1855 für Kuchl (1955 entfernt), 1857—66 für Leopoldskron-Moos (teilweise entfernt), 1858 für Ramingstein (1889 abgebrannt) und 1860/61 für Wals. Von den Steinplastiken Scheidls sind die Gewändefiguren Rupert und Virgil am äußeren Südportal der Salzburger Franziskanerkirche (um 1864) zu nennen. Seine Heiligenfiguren sind dem Stilwollen der Nazarener verpflichtet.
Scheidl arbeitete meist mit dem Maler Sebastian Stief zusammen, der für seine Altäre die Bilder schuf, die Fassungen besorgte Josef Ettl. Daneben war Scheidl auch als Restaurator gotischer Altäre tätig, die er mit eigenen Plastiken ergänzte, z.B in der Kirche Nonnberg in Salzburg (1852/53) und in Pfarrwerfen (1855).
Sein Fotoatelier hatte Scheidl im Haus des späteren Hotels Nelböck in Salzburg-Schallmoos. Er porträtierte u. a. den damals 18-jährigen Maler Hans Makart, der bei ihm Fotos retuschiert hatte. Da Scheidl nachgewiesen werden konnte, pornografische Fotos verkauft zu haben, wurde er am 21. Juli 1864 zu einem Monat Kerker verurteilt (laut Strafakt im Salzburger Landesarchiv).
Lit.:
- T. Starl: Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945. Wien 2005, S. 420.
- Ausstellungskat. Kronland Salzburg, historische Fotografien von 1850 bis 1918, SMCA 2000.
- Thieme-Becker.
R.P.