Mönch von Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Mönch von Salzburg''', anon. Salzburger Dichter und Komponist des späten 14. Jh.s.
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Der '''Mönch von Salzburg''' war ein anonymer Dichter und Komponist aus Salzburg, dessen Werke in über hundert Handschriften spätestens ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts unter dem Pseudonym bzw. unter der Chiffre „Mönch“ („münch“, „munch“) eine außergewöhnliche Verbreitung erfahren haben. Ihm werden 49 geistliche und 57 weltliche Lieder zugeschrieben. Der Mönch kann somit zu den bedeutendsten Dichtern und Komponisten gezählt werden, die am Salzburger Hof gewirkt und das Musikgeschehen in dieser Stadt und darüber hinaus geprägt haben.
  
In zahlreichen Hs. des 15. und 16. Jh.s finden wir geistliche und weltliche Lieder eines »münch« oder »munch« aus Salzburg, dessen Existenz urk. bisher noch nicht belegt werden konnte. Nähere Angaben über seine Person erhalten wir lediglich aus Vorreden, Inhaltsverzeichnissen und Überschriften in den Hss. Dort ist sein Name mit »Hermann«, aber auch mit »Johann« bzw. »Hanns« angeführt. Er wird als Verfasser geistlicher und weltlicher Lieder in dt. Sprache bezeichnet, die er, zusammen mit einem Leutpriester namens Martin, auf Wunsch des damaligen Salzburger Eb. →Pilgrim II. von Puchheim (1365-96) erstellt hat, wofür dieser ihn mit einer Pfründe belohnte. Unklar ist, worauf sich das Pseudonym »Mönch« bezieht. Die Hs. bezeichnen ihn sowohl als Benediktiner wie auch als Dominikaner. Versuche, ihn mit uns bekannten Persönlichkeiten, wie dem damaligen Abt von →St. Peter, Johannes II. Rossez (1364-75), oder mit dem kunstsinnigen Eb. Pilgrim II. selbst zu identifizieren, mussten bisher unbestätigt bleiben.
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Die ältesten Zeugnisse für Werke des Mönchs stammen aus dem ''Codex Engelberg 314'' (vermutlich um 1380). Erstmalig erwähnt wird der Name Mönch von Salzburg in der Sterzinger ''Miszellaneenhandschrift'' (zw. 1410 u. 1425). Acht Handschriften bringen ganze Sammlungen überwiegend oder ausschließlich mit Liedern des Mönchs, vier davon mit rhythmisch notierten mehrstimmigen Melodien. Die älteste der Sammelhandschriften mit Noten ist die ''Mondsee-Wiener Liederhandschrift'', das Liederbuch des Salzburger Goldschmieds Peter Spörl. Die Handschrift enthält die Hauptüberlieferung seines Gesamtwerkes, 28 geistliche und 56 weltliche Lieder daraus können dem Mönch zugeordnet werden. Sie entstand wahrscheinlich 1455/56 in Salzburg. Weitere wichtige Handschriften stammen aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts (darunter die ''Lambacher Liederhandschrift'' und die ''Kolmarer Liederhandschrift'').
  
Überliefert sind z. Z. 49 geistliche und 57 weltliche Gesänge. Zu den wichtigsten Quellen gehören u. a. die Tegernseer Hs. München, Bayer. Staatsbibl. cgm715 aus der Mitte des 15., Jh. und die nach ihrem Fundort und jetzigem Aufbewahrungsort benannte Mondsee- Wiener Liederhandschrift (Codex Vindobonensis 2856), die sich heute in der Österr. Nationalbibl. Wien befindet. Sie befand sich im Besitz des Salzburgers Peter Spörl und wurde in der 1. H. des 15. Jh.s angelegt. Die Gesänge sind in gotischer Choralnotation und semimensuraler Notation (mit Unterscheidung von langen und kurzen Noten) überliefert.
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Wer der Mönch war, liegt im Dunkeln. Hinweise zu seiner Person lassen sich nur aus Anmerkungen zu den Liedern (Einleitungen, Angaben im Inhaltsverzeichnis) oder aus den Liedtexten selbst ziehen, deren Aufzeichnung allerdings mindestens eine Generation später erfolgte. Auf jeden Fall dürfte er selbst Kleriker gewesen sein. Gesichert ist die Entstehung der Lieder im engeren Umfeld des Hofes von Erzbischof [[Pilgrim II. von Puchheim]] (Erzbischof 1366–96), eines Förderers der Künste. Dass hinter der Person des Mönchs Erzbischof Pilgrim selbst steht, wie vermutet wurde, gilt mittlerweile als eher unwahrscheinlich.
  
Die geistlichen Lieder des M. folgen inhaltlich den großen Festen des Kirchenjahres mit Texten aus dem Weihnachtsfestkreis, dem Osterfestkreis, dem Dreifaltigkeitssonntag und Fronleichnam sowie wichtigen Heiligenfesten, oder sie sind Marienlieder. Bisweilen finden sich Akrosticha, also Dichtungen, bei denen die Anfangsbuchstaben einer jeden Strophe, hintereinander gelesen, sinnvolle Wörter bilden. So lautet das Akrostichon des Liedes »Pl°um gezartet« PYLGREIM ERCZPISCHOF LEGAT, das des Liedes »Richer schatz der höchsten freuden« RICHERUS PLEBANUS JN RASTAT (Reicher war, wie Urkunden belegen, tatsächlich Priester in →Radstadt). Der Gesang »Ave, grüest pist, magtleich forme«, ein Abecedarium (jede Strophe beginnt der Reihe nach mit einem Buchstaben des Alphabets), ist eine Übertragung der lateinischen Sequenz »Ave virginalis forma« des Pfarrers Jakob von Mühldorf, mit dem der M. in Beziehung stand. Das einzige lat. Lied, »O Maria pia«, ist, wie aus der Überschrift hervorgeht, Peter von Sachsen, einem sonst unbekannten Dichter, gewidmet. Die geistlichen Gesänge sind oft wörtliche oder freiere Übertragungen lat. Hymnen und Sequenzen, deren urspr. gregorianische Melodie der Mönch übernahm. Unter diese vorgegebenen Melodien setzte er aber auch gerne neue Texte (Kontrafaktur). Ebenso verfuhr er mit den von ihm selbst geschaffenen Weisen (»Töne«). Inwiefern die volkssprachlichen Gesänge im Gottesdienst verwendet wurden, lässt sich nicht sagen, obwohl dt. Kirchengesänge (wie z. B. »Christ ist erstanden«) in der Liturgie Salzburgs seit dem 12. Jh. ihren festen Platz hatten. »Josef lieber nefemein«, eine Übertragung des lat. »Resonet in laudibus«, ist bis heute bekannt geblieben. Wie aus der detaillierten Beschreibung in cgm 715 hervorgeht, handelt es sich bei diesem Stück um einen deutschen Dialog zum lateinischen Tropus des Canticums »Nunc dimittis« der Komplet von Weihnachten. Handelnde Personen dieser szenischen Ausgestaltung sind Maria, Josef und der Chor.
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Die Lieder des Mönchs lassen sich strikt in geistliche und weltliche einteilen. Aufgrund großer stilistischer Unterschiede halten es einige Forscher für möglich oder sogar wahrscheinlich, dass ein Autorenkollektiv hinter dem Mönch steht. Grundlage der geistlichen Lieder ist die Salzburger diözesane Liturgie des Mittelalters. Sie bestehen aus zwei Gruppen: einerseits Gesängen, deren Melodien aus Hymnen und Sequenzen der mittelalterlichen Liturgie übernommen sind, mit wörtlicher oder freier Übersetzung oder auch als Kontrafaktur auf einen neuen Text, andererseits Liedern mit freien Melodien.
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Zwei seiner „Töne“ (Melodiemodelle) fanden unter den Namen „Langer Ton“ und „Chorweise“ Eingang in die Tradition des Meistersanges. Thematisch sind die Lieder in der Mehrzahl Mariengesänge. Die geistlichen Lieder berücksichtigen alle wichtigen Feste des Kirchenjahres, ohne dass damit ein bewusst projektiertes geistliches Liederbuch anzunehmen ist. Ob die Gesänge für eine Verwendung im Gottesdienst gedacht waren, ist zweifelhaft.
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Die weltlichen Stücke sind, abgesehen von einigen Fest- und Trinkliedern, meist Liebeslieder. Sie stehen in der Tradition des Minnesangs und zeigen deutlich französische Einflüsse. Oft stehen den Liebenden die „Klaffer“ (Kläffer, Verleumder) gegenüber, welche den Ruf der Liebenden schädigen wollen. Der Ort der Handlung ist nicht immer der Hof, sondern wird oft in den alpenländisch-bäuerlichen Kontext transferiert. Die Lieder ahmen dann auch Elemente wie alpenländische Melodiestrukturen (Dreiklangsmelodik) nach. Vier Kompositionen sind ausdrücklich für mehrere Stimmen in einfachen Grundformen polyfonen Musizierens (usuelle Mehrstimmigkeit) gesetzt. Mit der kunstvollen französischen Polyfonie dieser Zeit hat diese Mehrstimmigkeit aber nichts zu tun.
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Bei ''Martein lieber herre'', bezeichnet als „Ain radel von drein stymmen“, liegt der erste bekannte deutsche Kanon vor. Die Verwendung von bestimmten Instrumenten ist sowohl durch Besetzungsangaben („pumhart“, „trumpet“) als auch durch Liedüberschriften („nachthorn“, „taghorn“, „kchühorn“) mit näherer Erläuterung (z.B. „und ist gut zu blasen“) belegt.
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Die Handschriften überliefern uns die Melodien in der in liturgischen Büchern gebrauchten sogenannten „gotischen Choralnotation“, die der modernen Notenschrift schon sehr ähnlich ist, teils wie in der Gregorianik ohne genaue rhythmische Notenwerte für Lieder im freien Wortrhythmus, teils in der für jene Zeit üblichen semimensuralen Notation mit langen und kurzen Notenwerten.
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An grundlegenden Editionen sind zu nennen: ''Die geistlichen Lieder des Mönchs'' (herausgegeben von Franz Viktor Spechtler, 1972) und ''Die weltlichen Lieder des Mönchs'' (herausgegeben von Christoph März, 1999). 1995 legte der Autor [[Christoph Wilhelm Aigner]] gemeinsam mit Franz Viktor Spechtler unter dem Titel ''Der Mönch. Die weltliche Dichtung'' einen Band mit neuhochdeutschen Nachdichtungen vor. Die Ausgabe ''Der Mönch. Die Melodien der geistlichen und weltlichen Lieder'' (herausgegeben von Hans Waechter und Franz Viktor Spechtler, 2004) enthält alle Melodien des Mönchs mit ausführlichem Kommentar. 2004 erschien außerdem eine Übersetzung aller Lieder von Franz Viktor Spechtler.
  
Die weltlichen Stücke, inhaltlich meist Liebes- und Trinklieder, stehen in der Tradition des Minnesangs, zeigen deutlich frz. Einflüsse, verwenden aber ebenso alpenländische Melodiestrukturen (Dreiklangsmelodik). Vier Kompositionen sind ausdrücklich für mehrere Stimmen in einfachen Grundformen polyphonen Musizierens gesetzt, so der erste bekannte dt. Kanon »Martein lieber herre«, bezeichnet als »Ain radel von drein stymmen«. Die Verwendung von bestimmten Instrumenten ist sowohl durch Besetzungsangaben (pumhart, trumpet) als auch durch Liedüberschriften (nachthorn, taghorn, kchühorn) mit näherer Erläuterung (z. B. »und ist gut zu blasen«) belegt. Die Beliebtheit des M. zeigt sich daran, daß unter den ma. Lyrikern kein anderer eine derart breite Überlieferung (in über 80 Hss.) aufweisen kann.
 
  
 
Literatur:
 
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* M. Payer: Das religiöse Weltbild des Mönchs von Salzburg. Göppingen 2000.
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* Siegrid Schmidt, Thomas Hochradner (Hg.): Der Mönch von Salzburg im Interpretationsprofil der Gegenwart. Wien 2021. (=Veröffentlichungen des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte 7).
* Chr. März: Die weltlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. Tübingen 1999.
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* Thomas Bein: Deutschsprachige Lyrik des Mittelalters. Berlin 2017.
* C.W. Aigner (Übersetzer), F. V. Spechtler (Hg.): DerMönch von Salzburg. Die weltliche Dichtung. (Neuhochdeutsche Nachdichtung). Salzburg 1995.
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* Christian Schneider: Hovezuht. Heidelberg 2008.
* B. Wachinger: Der Mönch von Salzburg. Zur Überlieferung geistlicher Lieder im späten Mittelalter, Tübingen 1989.
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* Margarete Payer: Das religiöse Weltbild des Mönchs. Göppingen 2000.
* M. Korth, F. V. Spechtler: Der Mönch von Salzburg. Lieder des Mittelalters. München 1980.
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* F. V. Spechtler: Die geistlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. Berlin-New York 1972.
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St.E., F.​V.​Sp.
* Mondsee-Wiener Liederhandschrift aus Codex Vindobonensis 2856. Wissenschaftlicher Kommentar H. Heger, Graz 1968 (Codices Selecti 19).
 
  
F.V.Sp., St.E.
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Aktuelle Version vom 23. November 2022, 14:08 Uhr

Der Mönch von Salzburg war ein anonymer Dichter und Komponist aus Salzburg, dessen Werke in über hundert Handschriften spätestens ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts unter dem Pseudonym bzw. unter der Chiffre „Mönch“ („münch“, „munch“) eine außergewöhnliche Verbreitung erfahren haben. Ihm werden 49 geistliche und 57 weltliche Lieder zugeschrieben. Der Mönch kann somit zu den bedeutendsten Dichtern und Komponisten gezählt werden, die am Salzburger Hof gewirkt und das Musikgeschehen in dieser Stadt und darüber hinaus geprägt haben.

Die ältesten Zeugnisse für Werke des Mönchs stammen aus dem Codex Engelberg 314 (vermutlich um 1380). Erstmalig erwähnt wird der Name Mönch von Salzburg in der Sterzinger Miszellaneenhandschrift (zw. 1410 u. 1425). Acht Handschriften bringen ganze Sammlungen überwiegend oder ausschließlich mit Liedern des Mönchs, vier davon mit rhythmisch notierten mehrstimmigen Melodien. Die älteste der Sammelhandschriften mit Noten ist die Mondsee-Wiener Liederhandschrift, das Liederbuch des Salzburger Goldschmieds Peter Spörl. Die Handschrift enthält die Hauptüberlieferung seines Gesamtwerkes, 28 geistliche und 56 weltliche Lieder daraus können dem Mönch zugeordnet werden. Sie entstand wahrscheinlich 1455/56 in Salzburg. Weitere wichtige Handschriften stammen aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts (darunter die Lambacher Liederhandschrift und die Kolmarer Liederhandschrift).

Wer der Mönch war, liegt im Dunkeln. Hinweise zu seiner Person lassen sich nur aus Anmerkungen zu den Liedern (Einleitungen, Angaben im Inhaltsverzeichnis) oder aus den Liedtexten selbst ziehen, deren Aufzeichnung allerdings mindestens eine Generation später erfolgte. Auf jeden Fall dürfte er selbst Kleriker gewesen sein. Gesichert ist die Entstehung der Lieder im engeren Umfeld des Hofes von Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim (Erzbischof 1366–96), eines Förderers der Künste. Dass hinter der Person des Mönchs Erzbischof Pilgrim selbst steht, wie vermutet wurde, gilt mittlerweile als eher unwahrscheinlich.

Die Lieder des Mönchs lassen sich strikt in geistliche und weltliche einteilen. Aufgrund großer stilistischer Unterschiede halten es einige Forscher für möglich oder sogar wahrscheinlich, dass ein Autorenkollektiv hinter dem Mönch steht. Grundlage der geistlichen Lieder ist die Salzburger diözesane Liturgie des Mittelalters. Sie bestehen aus zwei Gruppen: einerseits Gesängen, deren Melodien aus Hymnen und Sequenzen der mittelalterlichen Liturgie übernommen sind, mit wörtlicher oder freier Übersetzung oder auch als Kontrafaktur auf einen neuen Text, andererseits Liedern mit freien Melodien.

Zwei seiner „Töne“ (Melodiemodelle) fanden unter den Namen „Langer Ton“ und „Chorweise“ Eingang in die Tradition des Meistersanges. Thematisch sind die Lieder in der Mehrzahl Mariengesänge. Die geistlichen Lieder berücksichtigen alle wichtigen Feste des Kirchenjahres, ohne dass damit ein bewusst projektiertes geistliches Liederbuch anzunehmen ist. Ob die Gesänge für eine Verwendung im Gottesdienst gedacht waren, ist zweifelhaft.

Die weltlichen Stücke sind, abgesehen von einigen Fest- und Trinkliedern, meist Liebeslieder. Sie stehen in der Tradition des Minnesangs und zeigen deutlich französische Einflüsse. Oft stehen den Liebenden die „Klaffer“ (Kläffer, Verleumder) gegenüber, welche den Ruf der Liebenden schädigen wollen. Der Ort der Handlung ist nicht immer der Hof, sondern wird oft in den alpenländisch-bäuerlichen Kontext transferiert. Die Lieder ahmen dann auch Elemente wie alpenländische Melodiestrukturen (Dreiklangsmelodik) nach. Vier Kompositionen sind ausdrücklich für mehrere Stimmen in einfachen Grundformen polyfonen Musizierens (usuelle Mehrstimmigkeit) gesetzt. Mit der kunstvollen französischen Polyfonie dieser Zeit hat diese Mehrstimmigkeit aber nichts zu tun.

Bei Martein lieber herre, bezeichnet als „Ain radel von drein stymmen“, liegt der erste bekannte deutsche Kanon vor. Die Verwendung von bestimmten Instrumenten ist sowohl durch Besetzungsangaben („pumhart“, „trumpet“) als auch durch Liedüberschriften („nachthorn“, „taghorn“, „kchühorn“) mit näherer Erläuterung (z.B. „und ist gut zu blasen“) belegt.

Die Handschriften überliefern uns die Melodien in der in liturgischen Büchern gebrauchten sogenannten „gotischen Choralnotation“, die der modernen Notenschrift schon sehr ähnlich ist, teils wie in der Gregorianik ohne genaue rhythmische Notenwerte für Lieder im freien Wortrhythmus, teils in der für jene Zeit üblichen semimensuralen Notation mit langen und kurzen Notenwerten.

An grundlegenden Editionen sind zu nennen: Die geistlichen Lieder des Mönchs (herausgegeben von Franz Viktor Spechtler, 1972) und Die weltlichen Lieder des Mönchs (herausgegeben von Christoph März, 1999). 1995 legte der Autor Christoph Wilhelm Aigner gemeinsam mit Franz Viktor Spechtler unter dem Titel Der Mönch. Die weltliche Dichtung einen Band mit neuhochdeutschen Nachdichtungen vor. Die Ausgabe Der Mönch. Die Melodien der geistlichen und weltlichen Lieder (herausgegeben von Hans Waechter und Franz Viktor Spechtler, 2004) enthält alle Melodien des Mönchs mit ausführlichem Kommentar. 2004 erschien außerdem eine Übersetzung aller Lieder von Franz Viktor Spechtler.


Literatur:

  • Siegrid Schmidt, Thomas Hochradner (Hg.): Der Mönch von Salzburg im Interpretationsprofil der Gegenwart. Wien 2021. (=Veröffentlichungen des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte 7).
  • Thomas Bein: Deutschsprachige Lyrik des Mittelalters. Berlin 2017.
  • Christian Schneider: Hovezuht. Heidelberg 2008.
  • Margarete Payer: Das religiöse Weltbild des Mönchs. Göppingen 2000.

St.E., F.​V.​Sp.