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'''Springenschmid, Karl''', * Innsbruck 19. 3. 1897, † Salzburg 4. 3. 1981, Lehrer, Kulturpolitiker, Schriftsteller.
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Karl '''Springenschmid''', Pseudonyme: Christian Kreuzhakler, Beatus Streitter, * 19. März 1897 in Innsbruck, † 5. März 1981 in Salzburg; Lehrer, Kulturpolitiker, Schriftsteller.
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Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Salzburg, Lehrer in Wagrain und Salzburg. 1936 als aktives Mitglied des verbotenen Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) entlassen. Springenschmid galt als Chefideologe der Salzburger Nationalsozialisten. Als Gauwalter leitete er nach dem „Anschluss“ 1938 das Gauamt für Erziehung, das Gauschulungsamt der Dienstelle Amt Rosenberg und den NSLB; als Landesrat für Erziehung und Volkspropaganda bestimmte er maßgeblich die Kulturpolitik, die Jugendarbeit und die Landespolitik mit.
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Springenschmid organisierte am 30. April 1938 auf dem Residenzplatz die einzige größere offizielle [[Bücherverbrennung]] in Österreich (siehe auch [[Literatur im Nationalsozialismus]]). 1938 wurde auf einer Naturbühne in Lamprechtshausen das ''Lamprechtshausner Weihespiel'' uraufgeführt (vier Spieltage, ca. 20.000 Zuschauer), das Springenschmid zum Gedenken an die sechs getöteten NS-Putschisten vom Juli 1934 geschrieben hatte. Dieses als „Thingspiel“ angelegte Drama sollte einen Märtyrerkult und einen Salzburger NS-Mythos schaffen sowie den alljährlich vor dem Salzburger [[Dom]] inszenierten ''Jedermann'' [[Hugo von Hofmannsthal]]s ersetzen.
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Im Zweiten Weltkrieg war Springenschmid, der seit 1938 auch der SS angehörte, als Kriegsberichterstatter tätig. Nach 1945 konnte er sich jahrelang verbergen, ab 1953 war er wieder als freier Schriftsteller tätig, ab 1956 in Salzburg. In seinen Trivialromanen mit historischer Thematik stilisiert er in bewusstem Antiintellektualismus eine irreale Bauern- und Bergführerwelt. In seiner Autobiografie ''Der Waldgänger'' (1975) klammert er seine Tätigkeit im NS-Regime aus.
  
Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Salzburg. Gemeinsam mit K. H. →Waggerl Lehrer in Wagrain, ab 1929 Hauptschullehrer in Salzburg, 1936 als aktives Mitehrerbundes« (NSLB) entlassen. S. galt als der »Chefideologe« der Salzburger Nationalsozialisten. Als »Gauwalter« leitete er nach dem Anschluss das »Gauamt für Erziehung«, das »Gauschulungsamt der Dienststelle Alfred Rosenberg« und den NSLB; als Landesrat für Erziehung und Volkspropaganda bestimmte er maßgeblich die Kulturpolitik, die Jugendarbeit und die Landespolitik mit. Ihm waren u. a. die »Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Volkskunde« (Leiter Helmut Amanshauser), die »Mittelstelle Deutscher Bauernhof« (Leiter R. →Schlegel) die »Gauarbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte« (M. →Hell), die »Gauarbeitsgemeinschaft für art- und zeitgemäße Lebensformen« (Anton Schäfer, Oskar Schweiger), die »Forschungsstelle Bäuerliche Lebensformen« (Karl Ruprecht) und das Salzburg- Kontor der parteigeförderten »Nordischen Gesellschaft« unterstellt. Damit war er maßgeblich für die Indoktrination durch Bräuche, Trachten und Volkskunst beteiligt. Am 30. 4. 1938 organisierte S. auf dem Residenzplatz die einzige größere offizielle Bücherverbrennung in Österreich, bei der u. a. Bücher von S. →Zweig, J. A. →Lux, Arthur Schnitzler und F. →Werfel verbrannt wurden. Am 25. 7. 1938 wurde in Lamprechtshausen das »Lamprechtshausner Weihespiel« uraufgeführt, das S. zum Gedenken an die sechs getöteten NS-Putschisten vom Juli 1934 geschrieben hatte. Dieses als »Thing-Spiel« angelegte Drama sollte einen charakteristischen Märtyrerkult und einen spezifisch Salzburger NS-Mythos schaffen, alljährliche Aufführungen sollten es zum »Ersatz-Jedermann« machen. Im 2. Weltkrieg war S. als Kriegsberichterstatter tätig. Nach 1945 konnte er sich in OÖ., Bayern und Südtirol jahrelang verbergen, seit 1952 war er wieder als freier Schriftsteller tätig, seit 1956 wohnte er in Salzburg. S. verfaßte zahlreiche Trivialromane mit historischer Thematik. In bewusstem Antiintellektualismus stilisierte er eine irreale Bauern- und Bergführerwelt. In seiner Autobiographie »Der Waldgänger«, 1975, klammert er seine Tätigkeit im NS-Regime aus, seine aufbewahrten Feindbilder und Vorurteile sind mit Recht kritisiert worden.
 
  
 
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* G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in Salzburg. S. 123 ff. und Rekonstruktion und Dokumentation, S. 269 ff. beide in: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. v. W. Haas (SBzVK 8), Salzburg 1996.
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* Wolfgang Laserer: Karl Springenschmid. Biografie. Graz 1987.
* E. Hanisch: Nationalsozialische Herrschaft in der Provinz. Salzburg im 3. Reich, Salzburg 1983 (Salzburg Dokumentationen 71).
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* Ernst Hanisch: Nationalsozialistische Herrschaft in der Provinz. Salzburg im 3. Reich. Salzburg 1983.
* A. Reiter: K. S. Versuch einer Darstellung von Leben und Werk. Hausarbeit Salzburg 1980.
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* Andrea Reiter: Karl Springenschmid. Versuch einer Darstellung von Leben und Werk. Diss. Univ. Salzburg 1980.
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2021, 23:43 Uhr

Karl Springenschmid, Pseudonyme: Christian Kreuzhakler, Beatus Streitter, * 19. März 1897 in Innsbruck, † 5. März 1981 in Salzburg; Lehrer, Kulturpolitiker, Schriftsteller.

Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Salzburg, Lehrer in Wagrain und Salzburg. 1936 als aktives Mitglied des verbotenen Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) entlassen. Springenschmid galt als Chefideologe der Salzburger Nationalsozialisten. Als Gauwalter leitete er nach dem „Anschluss“ 1938 das Gauamt für Erziehung, das Gauschulungsamt der Dienstelle Amt Rosenberg und den NSLB; als Landesrat für Erziehung und Volkspropaganda bestimmte er maßgeblich die Kulturpolitik, die Jugendarbeit und die Landespolitik mit.

Springenschmid organisierte am 30. April 1938 auf dem Residenzplatz die einzige größere offizielle Bücherverbrennung in Österreich (siehe auch Literatur im Nationalsozialismus). 1938 wurde auf einer Naturbühne in Lamprechtshausen das Lamprechtshausner Weihespiel uraufgeführt (vier Spieltage, ca. 20.000 Zuschauer), das Springenschmid zum Gedenken an die sechs getöteten NS-Putschisten vom Juli 1934 geschrieben hatte. Dieses als „Thingspiel“ angelegte Drama sollte einen Märtyrerkult und einen Salzburger NS-Mythos schaffen sowie den alljährlich vor dem Salzburger Dom inszenierten Jedermann Hugo von Hofmannsthals ersetzen.

Im Zweiten Weltkrieg war Springenschmid, der seit 1938 auch der SS angehörte, als Kriegsberichterstatter tätig. Nach 1945 konnte er sich jahrelang verbergen, ab 1953 war er wieder als freier Schriftsteller tätig, ab 1956 in Salzburg. In seinen Trivialromanen mit historischer Thematik stilisiert er in bewusstem Antiintellektualismus eine irreale Bauern- und Bergführerwelt. In seiner Autobiografie Der Waldgänger (1975) klammert er seine Tätigkeit im NS-Regime aus.


Literatur:

  • Wolfgang Laserer: Karl Springenschmid. Biografie. Graz 1987.
  • Ernst Hanisch: Nationalsozialistische Herrschaft in der Provinz. Salzburg im 3. Reich. Salzburg 1983.
  • Andrea Reiter: Karl Springenschmid. Versuch einer Darstellung von Leben und Werk. Diss. Univ. Salzburg 1980.

H.H.