Johann Bernhard Fischer von Erlach: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Fischer von Erlach, Johann Bernhard''', get. Graz 20. 7. 1656, † Wien 5. 4. 1723, Architekt, Bildhauer, Medailleur.
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[[File:Johann Bernhard Fischer von Erlach Portrait.jpg|thumb|right|Johann Bernhard Fischer von Erlach, aus: ''Die großen Deutschen im Bilde'' von Johann Adam Delsenbach, 1719]]
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Johann Bernhard '''Fischer von Erlach''', getauft 20. Juli 1656 in Graz, † 5. April 1723 in Wien, Architekt, Bildhauer, Medailleur. Ausbildung zum Bildhauer beim Vater in Graz, danach in Rom (vermutlich 1671–86) bei Johann Paul und Philipp Schor, wo er auch mit der Architektur vertraut wurde. 1684 bis ca. 1687 in Neapel, 1689 Architektur- und Zeichenlehrer des Kronprinzen Joseph, 1696 Adelstitel, seitdem „von Erlach“.
  
Seit 1687 kaiserl. Hofarchitekt, 1689 Architekturlehrer des Kronprinzen Joseph, 1705 Oberinspektor der Hofgebäude. In Salzburg dürfte F. bereits seit 1690 für Eb. →Johann Ernst Graf Thun tätig gewesen sein, dieser Dienst endete erst mit dem Tod des Eb. F.s Berufung erfolgte wohl vor allem deshalb, weil der Eb., aus Abneigung gegen »wälsche« Künstler, den seit den 80er Jahren am Salzburger Hof tätigen G. →Zuccalli entlassen hatte. Die zahlreichen Stiftungsbauten des Eb. gaben F. Gelegenheit, die verschiedensten Bauaufgaben durchzuführen und Salzburg ein neues Gesicht und wichtige städtebauliche Akzente zu verleihen: wahrscheinlich im Herbst 1689 Gesamt-»Abriß« für den Mirabellgarten, außerdem Entwürfe für die Blumenschlangen-, Bacchanten- und Meeresgöttervase, 1693-95 Fassade des Hofmarstalles, der sich davor bis zum Mönchsbergfelsen ausbreitende Platz mit der Pferdeschwemme und die Felsenreitschule, 1694-97 Schneckenstiege im nördlichen Turm des Domes, 1694-1702 Dreifaltigkeitskirche, welche mit dem Priesterhaus im Norden und dem Virgilianum im Süden eine geschlossene Platzwand bildet, 1696-1701 Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal bei Lofer (→Pinzgauer Dom), 1696-1707 Universitäts-(Kollegien-) Kirche, der Immaculata Conceptio und den Patronen der vier Fakultäten der →Univ. geweiht, mit ihrer großartigen Schauseite das Stadtbild Salzburgs bestimmend, vor 1695-1704 Johannes- Spital und -Kirche, 1699-1705 Ursulinenkirche, auf engstem Raum zwischen Mönchsbergwand und Salzach, barocker Platzprospekt an der Gabelung zweier Straßen, deren einer das Klostergebäude (1707-26) folgt, ab 1700 Schloß Kleßheim (ab 1709 abweichend von F.s Plänen weitergeführt) 1709/10 Hochaltar der →Franziskanerkirche unter Einbeziehung des Gnadenbildes aus dem gotischen Wandelaltar von M. →Pacher. F. hielt sich jedes Jahr einige Male für kurze Zeit in Salzburg auf, um die Arbeiten - wie vertraglich festgelegt - zu überwachen. Ein Stichwerk sollte die vom Eb. gestifteten Bauten, die zum größten Teil von F. stammten, verherrlichen, die Ausführung wurde durch den Tod des Eb. unterbrochen. Der Nachfolger, Eb. Franz Anton Harrach, ließ F. zwar noch die Innendekoration von Kleßheim vollenden, verzichtete aber dann auf seine Dienste und zog seinen Rivalen J. L. v. →Hildebrandt heran.  
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1704 Reise an den preußischen Hof sowie nach Holland und England, 1705 erhielt er in Wien eine Hofstelle als Oberinspektor der Hofgebäude. Die meisten seiner Werke schuf er im Habsburger Reich (Wien, Graz, Salzburg, viele im heutigen Tschechien). Fischer von Erlach entwarf v.a. Lustbauten und Paläste für den Kaiserhof und den Wiener Hofadel.
  
Literatur:
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Erst mit den Bauaufgaben für den Salzburger Erzbischof [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] (ca. 1693 bis zu dessen Tod 1709) wurden seine Fähigkeiten insbesondere im Kirchenbau genutzt. Fischer von Erlachs Berufung erfolgte wohl v.a. deshalb, weil der Erzbischof aus Abneigung gegen „welsche“ Künstler den seit den 1680er-Jahren am Salzburger Hof tätigen [[Zuccalli, Giovanni Gaspare|Giovanni Gaspare Zuccalli]] 1693 entlassen hatte. Die zahlreichen Stiftungsbauten des Erzbischof gaben Fischer von Erlach Gelegenheit, die verschiedensten Bauaufgaben durchzuführen, Salzburg ein neues Gesicht zu geben und wichtige städtebauliche Akzente zu setzen: 1693/94 Seitenfassade des Hofmarstalles mit Portal, 1694 Lustgebäude (Hoyos-Stöckl) im Park von Schloss Kleßheim, 1694–97 Schneckenstiege im nördlichen Turm des Domes, 1694–1702 Dreifaltigkeitskirche, welche mit dem Priesterhaus im Norden und dem Collegium Virgilianum sowie dem Siebenstädter Kollegium im Süden eine geschlossene Platzwand bildet (1757 Erhöhung der Kirchtürme, 1818 flache Hauben, 1907 Abriss Städtisches Leihhaus).
  
* H. Sedlmayr. J. B. F. v. E. Neuausgabe mit einem Vorwort von Hermann Bauer, Stuttgart 1997.
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1694–1701 Wallfahrtskirche [[Maria Kirchental]] bei Lofer (Pinzgauer Dom), vor 1695/1699–1704 Johannes-Spital und -Kirche, 1696–1707 Universitäts-(Kollegien-)Kirche, der Immaculata Conceptio und den Patronen der vier Fakultäten der [[Universität Salzburg|Universität]] geweiht, mit ihrer großartigen Schauseite das Stadtbild Salzburgs bestimmend, 1699–1705 Ursulinen/St.-Markus-Kirche und 1707–26 Kloster, auf engstem Raum zwischen Mönchsbergwand und Salzach, barocker Platzprospekt an der Gabelung zweier Straßen, 1702–09 [[Kleßheim, Schloss|Schloss Kleßheim]] (ab 1709 abweichend von Fischer von Erlachs Plänen weitergeführt, 1940–42 Umbau durch [[Reitter, Otto|Otto Reitter]] / [[Strohmayr, Otto|Otto Strohmayr]]), 1709/10 Hochaltar der [[Franziskanerkirche]] unter Einbeziehung des Gnadenbildes aus dem gotischen Wandelaltar von [[Pacher, Michael|Michael Pacher]].
* Th. Zaunschirm: Ansichten vom Aufbau der Salzburger Universitätskirche. In: FS. f. F. Fuhrmann: Von österreichischer Kunst, Klagenfurt 1983.
 
* H. Sedlmayr: J. B. F. v. E. Wien 21976.
 
* H. Aurenhammer: Kat. der F.-v.-E.-Ausstellung. Graz-Wien-Salzburg 1956/57.
 
  
M.O.
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Zugeschrieben u.a.: wahrscheinlich 1689 Gesamt-Abriss für den Mirabellgarten und Entwürfe für die Blumenschlangen-, Bacchanten- und Meeresgöttervase im Garten des [[Mirabell, Schloss|Schlosses Mirabell]] (letztere publiziert im ''Entwurff einer Historischen Architektur'', 1721), vor 1702–09 Galeriebau beim Ballhaus, 1693 Felsenreitschule und um 1695 Hofstall-Pferdeschwemme. Fischer von Erlach hielt sich jedes Jahr einige Male für kurze Zeit in Salzburg auf, um die Arbeiten wie vertraglich festgelegt zu überwachen. Ein Stich [[Pereth, Johann Franz|Johann Friedrich Pereth]]s verherrlicht die vom Erzbischof gestifteten Bauten, die zum größten Teil von Fischer von Erlach stammen. Der Nachfolger Erzbischof Franz Anton Harrach ließ Fischer von Erlach zwar noch die Innendekoration von Kleßheim vollenden, verzichtete aber dann auf seine Dienste und zog seinen Rivalen [[Hildebrandt, Johann Lucas von|Johann Lucas von Hildebrandt]] heran.
  
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* R. Gobiet (Hg.): Kollegienkirche Salzburg: das Meisterwerk des J. B.F. v. E. Salzburg 2013.
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* A. Kreul: J. B.F. v. E. Regie der Relation. Salzburg u.a. 2006.
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* P. Prange: Entwurf und Phantasie: Zeichnungen des J. B.F. v. E. (1656–1723). Salzburg 2004.
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* G. Bogner: Die Kirche der Ursulinerinnen zu San Marco in Salzburg als Gesamtkunstwerk unter Berücksichtigung neuerer Archivfunde über die Urheberschaft von J.B.F. v. E. Dipl. Univ. Salzburg 1999.
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* H. Sedlmayr: J.B.F. v. E. Neuausgabe mit einem Vorwort von Hermann Bauer, Stuttgart 1997.
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Aktuelle Version vom 8. November 2021, 00:57 Uhr

Johann Bernhard Fischer von Erlach, aus: Die großen Deutschen im Bilde von Johann Adam Delsenbach, 1719

Johann Bernhard Fischer von Erlach, getauft 20. Juli 1656 in Graz, † 5. April 1723 in Wien, Architekt, Bildhauer, Medailleur. Ausbildung zum Bildhauer beim Vater in Graz, danach in Rom (vermutlich 1671–86) bei Johann Paul und Philipp Schor, wo er auch mit der Architektur vertraut wurde. 1684 bis ca. 1687 in Neapel, 1689 Architektur- und Zeichenlehrer des Kronprinzen Joseph, 1696 Adelstitel, seitdem „von Erlach“.

1704 Reise an den preußischen Hof sowie nach Holland und England, 1705 erhielt er in Wien eine Hofstelle als Oberinspektor der Hofgebäude. Die meisten seiner Werke schuf er im Habsburger Reich (Wien, Graz, Salzburg, viele im heutigen Tschechien). Fischer von Erlach entwarf v.a. Lustbauten und Paläste für den Kaiserhof und den Wiener Hofadel.

Erst mit den Bauaufgaben für den Salzburger Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein (ca. 1693 bis zu dessen Tod 1709) wurden seine Fähigkeiten insbesondere im Kirchenbau genutzt. Fischer von Erlachs Berufung erfolgte wohl v.a. deshalb, weil der Erzbischof aus Abneigung gegen „welsche“ Künstler den seit den 1680er-Jahren am Salzburger Hof tätigen Giovanni Gaspare Zuccalli 1693 entlassen hatte. Die zahlreichen Stiftungsbauten des Erzbischof gaben Fischer von Erlach Gelegenheit, die verschiedensten Bauaufgaben durchzuführen, Salzburg ein neues Gesicht zu geben und wichtige städtebauliche Akzente zu setzen: 1693/94 Seitenfassade des Hofmarstalles mit Portal, 1694 Lustgebäude (Hoyos-Stöckl) im Park von Schloss Kleßheim, 1694–97 Schneckenstiege im nördlichen Turm des Domes, 1694–1702 Dreifaltigkeitskirche, welche mit dem Priesterhaus im Norden und dem Collegium Virgilianum sowie dem Siebenstädter Kollegium im Süden eine geschlossene Platzwand bildet (1757 Erhöhung der Kirchtürme, 1818 flache Hauben, 1907 Abriss Städtisches Leihhaus).

1694–1701 Wallfahrtskirche Maria Kirchental bei Lofer (Pinzgauer Dom), vor 1695/1699–1704 Johannes-Spital und -Kirche, 1696–1707 Universitäts-(Kollegien-)Kirche, der Immaculata Conceptio und den Patronen der vier Fakultäten der Universität geweiht, mit ihrer großartigen Schauseite das Stadtbild Salzburgs bestimmend, 1699–1705 Ursulinen/St.-Markus-Kirche und 1707–26 Kloster, auf engstem Raum zwischen Mönchsbergwand und Salzach, barocker Platzprospekt an der Gabelung zweier Straßen, 1702–09 Schloss Kleßheim (ab 1709 abweichend von Fischer von Erlachs Plänen weitergeführt, 1940–42 Umbau durch Otto Reitter / Otto Strohmayr), 1709/10 Hochaltar der Franziskanerkirche unter Einbeziehung des Gnadenbildes aus dem gotischen Wandelaltar von Michael Pacher.

Zugeschrieben u.a.: wahrscheinlich 1689 Gesamt-Abriss für den Mirabellgarten und Entwürfe für die Blumenschlangen-, Bacchanten- und Meeresgöttervase im Garten des Schlosses Mirabell (letztere publiziert im Entwurff einer Historischen Architektur, 1721), vor 1702–09 Galeriebau beim Ballhaus, 1693 Felsenreitschule und um 1695 Hofstall-Pferdeschwemme. Fischer von Erlach hielt sich jedes Jahr einige Male für kurze Zeit in Salzburg auf, um die Arbeiten wie vertraglich festgelegt zu überwachen. Ein Stich Johann Friedrich Pereths verherrlicht die vom Erzbischof gestifteten Bauten, die zum größten Teil von Fischer von Erlach stammen. Der Nachfolger Erzbischof Franz Anton Harrach ließ Fischer von Erlach zwar noch die Innendekoration von Kleßheim vollenden, verzichtete aber dann auf seine Dienste und zog seinen Rivalen Johann Lucas von Hildebrandt heran.

Lit.:

  • R. Gobiet (Hg.): Kollegienkirche Salzburg: das Meisterwerk des J. B.F. v. E. Salzburg 2013.
  • A. Kreul: J. B.F. v. E. Regie der Relation. Salzburg u.a. 2006.
  • P. Prange: Entwurf und Phantasie: Zeichnungen des J. B.F. v. E. (1656–1723). Salzburg 2004.
  • G. Bogner: Die Kirche der Ursulinerinnen zu San Marco in Salzburg als Gesamtkunstwerk unter Berücksichtigung neuerer Archivfunde über die Urheberschaft von J.B.F. v. E. Dipl. Univ. Salzburg 1999.
  • H. Sedlmayr: J.B.F. v. E. Neuausgabe mit einem Vorwort von Hermann Bauer, Stuttgart 1997.

Monika Oberhammer, Jana Breuste