Bertolt Brecht: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Brecht, Bert(olt)''', * Augsburg 10. 2. 1898 als Eugen Berthold Friedrich Brecht, † Berlin (Ost) 14. 8. 1956, dt. Schriftsteller.
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'''Brecht, Bert(olt)''', * Augsburg 10. 2. 1898 als Eugen Berthold Friedrich Brecht, † Berlin (Ost) 14. 8. 1956, Schriftsteller, Regisseur.
  
B. lernte durch den Bühnenbildner Caspar Neher 1948 den österr. Komponisten G. v. →Einem kennen. Neher schuf das Bühnenbild zu Einems Oper »Dantons Tod« (Uraufführung 1947 bei den Salzburger →Festspielen). V. Einem setzte sich als Direktoriumsmitglied für die Neubelebung der Salzburger Festspiele ein; dafür wollte er B. gewinnen, den er Anfang 1948 in Meilen bei Zürich traf. B. war nach dem Gespräch bereit, »seine Stücke für die Salzburger Festspiele zur Verfügung zu stellen« und wollte selbst dort mitarbeiten. V. Einem verschaffte B. Papiere; B. war dann tatsächlich am 17. und 18. 10. 1948 in Salzburg. V. Einem und B. besprachen verschiedene Pläne für Salzburg, B. reiste dann über Prag nach Berlin weiter, um an der Inszenierung der »Mutter Courage« zu arbeiten.
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Durch den Bühnenbildner Caspar Neher lernte B. 1948 den österr. Komponisten G. v. →Einem kennen; dieser setzte sich als Direktoriumsmitglied für die Neubelebung der Salzburger →Festspiele ein und wollte dafür B. gewinnen. B. schlug v. Einem vor, ihm einen österreichischen Pass zu besorgen (B.s Frau, Helene Weigel, war gebürtige Wienerin). Als Wohnort gaben sie an: Salzburg, Mönchsberg 17, wo v. Einem wohnte (1979 zog P. →Handke dort ein). B. plante einen #Salzburger-Totentanz#, von dem er allerdings nur wenige Szenen ausarbeitete.
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Nach einem relativ raschen Aktenweg zwischen den Ministerien wurde B. und Weigel im April 1950 die österr. Staatsbürgerschaft verliehen. Zeitungsmeldungen darüber lösten im Herbst 1951 einen großen kulturpolitischen Skandal aus.; G. v. Einem wurde seiner Funktion als Direktoriumsmitglied der Festspiele enthoben; in der Folge riefen Friedrich Torberg und Hans Weigel zu einem Boykott der Brecht-Stücke in Österr. auf. Die österr. Staatsbürgerschaft behielt B. bis zu seinem Tod.  
  
Anfang März 1949 traf v. Einem B. in Zürich; dieser war noch immer an der Theaterarbeit in Salzburg interessiert und erwog, dafür ein »Festspiel« zu schreiben. B. schlug v. Einem vor, ihm einen »österreichischen« Pass zu besorgen (B.s Frau, Helene Weigel, war gebürtige Wienerin). Als Wohnort gaben sie an: Salzburg, Mönchsberg 17, wo v. Einem wohnte (1979 zog P. →Handke dort ein). Vom 29. bis 31. 8. 1949 war B.wieder in Salzburg, um die Passangelegenheit voranzutreiben und sein »Salzburger-Totentanz«-Projekt zu besprechen. B. hat nur wenige Szenen des »Salzburger Totentanzes« ausgearbeitet. Am 6. 8. 1949 erschien in der »Presse« eine Notiz, dass B. »als Theaterleiter im Sowjetsektor Berlins« arbeite. B. schrieb am 12. 10. 1949 an v. Einem: »Nach wie vor habe ich vor, als meinen ständigen Wohnsitz Salzburg zu betrachten und mir einen künstlerischen Aufgabenkreis in Österreich zu verschaffen. Im Augenblick arbeite ich an einem Festspiel für die Salzburger Festspiele.«
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Lit.:
  
Nach einem relativ raschen Aktenweg zwischen den Ministerien wurde am 12. 4. 1950 von der Salzburger Landesregierung unter der Zahl 3949/LAD/50 die »Urkunde über die Verleihung der Staatsbürgerschaft « ausgestellt. Auch Helene Weigel erhielt die österr. Staatsbürgerschaft. Im Herbst 1951 meldeten mehrere Zeitungen die Verleihung der österr. Staatsbürgerschaft an B. Das löste einen »kulturpolitischen Skandal ersten Ranges aus« (K. Palm). Die Presse suchte vor allem nach den Schuldigen: »Ob man nicht jetzt doch den Festspielausschuss von Einem oder dem anderen säubern müßte?« (SN, 13. 10. 1951). In der Kuratoriumssitzung vom 31. 10. 1951 wurde G. v. Einem seiner Funktion als Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele enthoben.
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* K. Palm: Vom Boykott zur Anerkennung. Brecht und Österreich. Wien, München 1983.
  
B. behielt die österr. Staatsbürgerschaft bis zu seinem Tod. Am 28. 7. 1986 brachte die »Sommerszene« im Petersbrunnhof die szenische Montage »Salzburger Totentanz«, gestaltet von Kurt Palm, die Figur des B. spielte Michael Degen.
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A.Has., M.M.
 
 
Literatur:
 
 
 
* K. Palm: Vom Boykott zur Anerkennung. Brecht und Österreich, Wien-München 1983.
 
 
 
A.Has.
 
  
 
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Version vom 19. Februar 2018, 16:08 Uhr

Brecht, Bert(olt), * Augsburg 10. 2. 1898 als Eugen Berthold Friedrich Brecht, † Berlin (Ost) 14. 8. 1956, Schriftsteller, Regisseur.

Durch den Bühnenbildner Caspar Neher lernte B. 1948 den österr. Komponisten G. v. →Einem kennen; dieser setzte sich als Direktoriumsmitglied für die Neubelebung der Salzburger →Festspiele ein und wollte dafür B. gewinnen. B. schlug v. Einem vor, ihm einen österreichischen Pass zu besorgen (B.s Frau, Helene Weigel, war gebürtige Wienerin). Als Wohnort gaben sie an: Salzburg, Mönchsberg 17, wo v. Einem wohnte (1979 zog P. →Handke dort ein). B. plante einen #Salzburger-Totentanz#, von dem er allerdings nur wenige Szenen ausarbeitete. Nach einem relativ raschen Aktenweg zwischen den Ministerien wurde B. und Weigel im April 1950 die österr. Staatsbürgerschaft verliehen. Zeitungsmeldungen darüber lösten im Herbst 1951 einen großen kulturpolitischen Skandal aus.; G. v. Einem wurde seiner Funktion als Direktoriumsmitglied der Festspiele enthoben; in der Folge riefen Friedrich Torberg und Hans Weigel zu einem Boykott der Brecht-Stücke in Österr. auf. Die österr. Staatsbürgerschaft behielt B. bis zu seinem Tod.

Lit.:

  • K. Palm: Vom Boykott zur Anerkennung. Brecht und Österreich. Wien, München 1983.

A.Has., M.M.