Paul Hofhaimer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hofhaimer, Paul''', * Radstadt 25. 1. 1459, † Salzburg 1537, Organist und Komponist.
 
'''Hofhaimer, Paul''', * Radstadt 25. 1. 1459, † Salzburg 1537, Organist und Komponist.
  
H. entstammte einer angesehenen Radstädter Familie. Sein Vater spielte Orgel und vermittelte wohl dem Sohn erste musikalische Kenntnisse. Nach Aussage seiner Zeitgenossen erfolgte H.s Ausbildung autodidaktisch. Ein von Hans Joachim Moser vermuteter Aufenthalt am Hof Kaiser Friedrichs III. in Graz ist nicht nachweisbar. 1480 wurde H. als Organist an den Hof Herzog Sigmunds des Münzreichen nach Innsbruck berufen. Dort erlangte er rasch große Berühmtheit als Orgelvirtuose, der es sich sogar leisten konnte, eine ehrenvolle Berufung als Organist an den ungar. Hof in Ofen abzulehnen. 1486 spielte er die Orgel bei der Krönung Maximilians I. in Frankfurt. Als Maximilian 1490 die Regierung in Tirol antrat, übernahm er mit der gesamten Hofmusik auch H. als Hoforganisten in seine Dienste. Da Maximilian als deutscher König nicht, wie die Landesfürsten, über eine eigene Residenzstadt verfügte, sondern mit seinem Gefolge von einem Ort zum andern zog, begann für H. eine Zeit, in der er nach eigenen Angaben »wie ein Zigeuner« umherziehen musste. Häufig wurde er in der Folge als Gutachter für den Bau neuer Orgeln herangezogen, so z. B. in Bozen, Sterzing und Eisenerz. Am Bau der Orgel in St. Jakob in Innsbruck 1491 war er maßgeblich beteiligt. Als er 1505 im Stift →St. Peter in Salzburg die neue, von Christian Taler aus Wasserburg gebaute Orgel prüfte und mit einem Konzert abnahm, gefiel sein Spiel so gut, daß ihn Abt Walcher als »Monarcha organistarum« (König der Organisten) bezeichnete. Eine weitere Ehrung wurde H. 1515 in Wien zuteil, als er für sein Orgelspiel von König Ladislaus von Ungarn zum Ritter geschlagen und von Kaiser Maximilian in den Adelsstand erhoben wurde.
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H. entstammte einer angesehenen Radstädter Familie, der Vater spielte Orgel und vermittelte wohl dem Sohn erste musikalische Kenntnisse. Nach Aussage seiner Zeitgenossen erfolgte H.s Ausbildung autodidaktisch. Ein von Hans Joachim Moser vermuteter Aufenthalt am Hof Kaiser Friedrichs III. in Graz ist nicht nachweisbar. 1480 wurde H. als Organist an den Hof Herzog Sigmunds des Münzreichen nach Innsbruck berufen. Dort erlangte er rasch große Berühmtheit als Orgelvirtuose, der es sich sogar leisten konnte, eine ehrenvolle Berufung als Organist an den ungar. Hof in Ofen abzulehnen. 1486 spielte er die Orgel bei der Krönung Maximilians I. in Frankfurt. Als Maximilian 1490 die Regierung in Tirol antrat, übernahm er mit der gesamten Hofmusik auch H. als Hoforganisten in seine Dienste. Da Maximilian als deutscher König nicht, wie die Landesfürsten, über eine eigene Residenzstadt verfügte, sondern mit seinem Gefolge von einem Ort zum andern zog, begann für H. eine Zeit, in der er nach eigenen Angaben »wie ein Zigeuner« umherziehen musste. Häufig wurde er in der Folge als Gutachter für den Bau neuer Orgeln herangezogen, so z. B. in Bozen, Sterzing und Eisenerz. Am Bau der Orgel in St. Jakob in Innsbruck 1491 war er maßgeblich beteiligt. Als er 1505 im Stift →St. Peter in Salzburg die neue, von Christian Taler aus Wasserburg gebaute Orgel prüfte und mit einem Konzert abnahm, gefiel sein Spiel so gut, daß ihn Abt Walcher als »Monarcha organistarum« (König der Organisten) bezeichnete. Eine weitere Ehrung wurde H. 1515 in Wien zuteil, als er für sein Orgelspiel von König Ladislaus von Ungarn zum Ritter geschlagen und von Kaiser Maximilian in den Adelsstand erhoben wurde.
  
 
Nach Beendigung seiner Tätigkeit in Innsbruck finden wir H. im Dienst des Kurfürsten Friedrich des Weisen und seit 1509 in Augsburg. Nach dem Tod Maximilians 1519 war er vielleicht zunächst in Passau, bis er schließlich nach Salzburg zog, wo er bis zu seinem Ableben als Organist am Hof des Eb. →Matthäus Lang tätig war. Hier ging er die letzte seiner vier (oder fünf) Ehen ein und erwarb ein Haus in der Pfeifergasse, das heute noch existiert. In den letzten Lebensjahren befasste sich H. mit der Vertonung von Oden des Horaz. Mitten in der Arbeit starb er. Das Werk wurde von Ludwig Senfl vollendet und als »Harmoniae poeticae« 1539 von Johannes Stomius (→Mulinus) herausgegeben. Es ist die einzige Sammlung, die unter H.s Namen im Druck erschien.
 
Nach Beendigung seiner Tätigkeit in Innsbruck finden wir H. im Dienst des Kurfürsten Friedrich des Weisen und seit 1509 in Augsburg. Nach dem Tod Maximilians 1519 war er vielleicht zunächst in Passau, bis er schließlich nach Salzburg zog, wo er bis zu seinem Ableben als Organist am Hof des Eb. →Matthäus Lang tätig war. Hier ging er die letzte seiner vier (oder fünf) Ehen ein und erwarb ein Haus in der Pfeifergasse, das heute noch existiert. In den letzten Lebensjahren befasste sich H. mit der Vertonung von Oden des Horaz. Mitten in der Arbeit starb er. Das Werk wurde von Ludwig Senfl vollendet und als »Harmoniae poeticae« 1539 von Johannes Stomius (→Mulinus) herausgegeben. Es ist die einzige Sammlung, die unter H.s Namen im Druck erschien.

Version vom 8. Februar 2018, 20:59 Uhr

Hofhaimer, Paul, * Radstadt 25. 1. 1459, † Salzburg 1537, Organist und Komponist.



H. entstammte einer angesehenen Radstädter Familie, der Vater spielte Orgel und vermittelte wohl dem Sohn erste musikalische Kenntnisse. Nach Aussage seiner Zeitgenossen erfolgte H.s Ausbildung autodidaktisch. Ein von Hans Joachim Moser vermuteter Aufenthalt am Hof Kaiser Friedrichs III. in Graz ist nicht nachweisbar. 1480 wurde H. als Organist an den Hof Herzog Sigmunds des Münzreichen nach Innsbruck berufen. Dort erlangte er rasch große Berühmtheit als Orgelvirtuose, der es sich sogar leisten konnte, eine ehrenvolle Berufung als Organist an den ungar. Hof in Ofen abzulehnen. 1486 spielte er die Orgel bei der Krönung Maximilians I. in Frankfurt. Als Maximilian 1490 die Regierung in Tirol antrat, übernahm er mit der gesamten Hofmusik auch H. als Hoforganisten in seine Dienste. Da Maximilian als deutscher König nicht, wie die Landesfürsten, über eine eigene Residenzstadt verfügte, sondern mit seinem Gefolge von einem Ort zum andern zog, begann für H. eine Zeit, in der er nach eigenen Angaben »wie ein Zigeuner« umherziehen musste. Häufig wurde er in der Folge als Gutachter für den Bau neuer Orgeln herangezogen, so z. B. in Bozen, Sterzing und Eisenerz. Am Bau der Orgel in St. Jakob in Innsbruck 1491 war er maßgeblich beteiligt. Als er 1505 im Stift →St. Peter in Salzburg die neue, von Christian Taler aus Wasserburg gebaute Orgel prüfte und mit einem Konzert abnahm, gefiel sein Spiel so gut, daß ihn Abt Walcher als »Monarcha organistarum« (König der Organisten) bezeichnete. Eine weitere Ehrung wurde H. 1515 in Wien zuteil, als er für sein Orgelspiel von König Ladislaus von Ungarn zum Ritter geschlagen und von Kaiser Maximilian in den Adelsstand erhoben wurde.

Nach Beendigung seiner Tätigkeit in Innsbruck finden wir H. im Dienst des Kurfürsten Friedrich des Weisen und seit 1509 in Augsburg. Nach dem Tod Maximilians 1519 war er vielleicht zunächst in Passau, bis er schließlich nach Salzburg zog, wo er bis zu seinem Ableben als Organist am Hof des Eb. →Matthäus Lang tätig war. Hier ging er die letzte seiner vier (oder fünf) Ehen ein und erwarb ein Haus in der Pfeifergasse, das heute noch existiert. In den letzten Lebensjahren befasste sich H. mit der Vertonung von Oden des Horaz. Mitten in der Arbeit starb er. Das Werk wurde von Ludwig Senfl vollendet und als »Harmoniae poeticae« 1539 von Johannes Stomius (→Mulinus) herausgegeben. Es ist die einzige Sammlung, die unter H.s Namen im Druck erschien.

Sein Gesamtschaffen ist bruchstückhaft überliefert. Von den Orgelstücken sind nur drei Werke, ein »Salve Regina«, ein »Recordare« und eine Orgelbearbeitung des Liedes »Tandernaken«, auf uns gekommen. Das Hauptgewicht der Kompositionen H.s liegt in seinen 26 überlieferten drei- oder vierstimmig polyphon durchgeführten Liedern sowie drei Orgelintabulierungen (Lieder, die für die Orgel eingerichtet wurden). Die verwendeten Lieder sind fast immer höfische Weisen. Nur in einem einzigen Fall (»Greyner, zanner«) verwendete H. ein Volkslied. Die Melodiestimme liegt meist im Tenor.

Das Aussehen H.s ist uns durch zwei Porträts überliefert: auf Burgkmairs »Triumphzug Maximilians« und auf dem Holzschnitt »Kaiser Maximilian in Augsburg, die Messe hörend« von Weiditz. Ob es sich bei dem Porträt eines Mannes von Albrecht Dürer, das um 1518 entstanden ist, um ein Bild H.s handelt, wie man vermutet hat, wird neuerdings aus berechtigten Gründen bezweifelt. Ein Porträt von Lucas Cranach gilt als verschollen. H. hatte zahlreiche Schüler, die man »Paulomimen « nannte. Unter ihnen finden sich einige bedeutende Musiker, die das Werk ihres Lehrers weiterführten. Zu ihnen gehören Dionisio Memmo, Hans Buchner, Verfasser eines »Fundamentbuches« als Unterweisung zur Orgelkomposition, Hans Kotter, bekannt als Verfasser von Tabulaturen, Conrad Bruman, Hans Schechinger, Wolfgang Grefinger, sowie vermutlich Gregor Peschin und C. →Glanner, beide Organisten am Salzburger Dom.

Täglich erklingt im Sommer ein Stück H.s vom →Salzburger Stier (Hornwerk auf der →Festung Hohensalzburg).

1978 Gründung der Internationalen Paul-Hofhaimer-Gesellschaft, die seither von Maria Hofmann geleitet wird; sie stellt sich die Aufgabe, das Gesamtwerk des großen Salzburger Komponisten der Renaissance im Kontext des Vor- und Umfeldes der franko-flämischen Schule breiteren Hörerkreisen vorzustellen, die Kenntnis des Schaffens, des historischen Standortes und damit das dialektische Verständnis der Persönlichkeit Hofhaimers zu vertiefen. Seit 1981 zusätzliche Reihe »Alte und Neue Musik« mit der Zielsetzung einer dramaturgischen Einheit von Programm und Aufführungsort sowie einer kritischen Auswahl der zur Vertonung vorgesehenen Texte. Nahezu alle der bisher 35 Konzerte dieser Reihe - darunter 29 Uraufführungen - entstanden aus einer spezifischen »Werkstattsituation«, wobei Interpreten und Besetzungsmöglichkeiten den Komponisten bereits im Stadium des Entwurfes bekannt waren.

Literatur:

  • Salzburg zur Zeit des Paracelsus. Ausstellungskat. Salzburg 1993.
  • H. J. Moser: P. H. Hildesheim 21966.

St.E., G.W.