Karl-Markus Gauß: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Gauß, Karl-Markus''', * Salzburg 14. 5. 1954, Schriftsteller, Essayist.
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'''Gauß, Karl-Markus''', * Salzburg 14.5.1954, Schriftsteller, Essayist, Literatur- und Kulturkritiker.
  
Studium der Geschichte und Germanistik. Lebt in Salzburg. G. steht mit seinen Essays, die er in Sammelbänden publiziert, in einer österr. Tradition, die von Karl Kraus über Jean Améry zu ihm führt.Wenn der deutschsprachige Essay als vierte literarische Gattung zu Ehren kommt, so ist das besonders auch G. zu verdanken. Dass sein, in jedem Fall auch österreichkritisches, Schreiben internationale Anerkennung gewonnen hat, dafür zeugt etwa die Verleihung des »Charles-Veillon-Preises« (1997) an ihn, den vor ihm als einziger Österreicher nur Manès Sperber erhielt. Neben seinem essayistischen und literaturkritischen Schaffen u. a. in der »FAZ«, der »Zeit«, der »Neuen Zürcher Zeitung«, der »Presse« ist G. seit 1990 Herausgeber und moderner Umgestalter der Literaturzeitschrift »Literatur und Kritik«. Sein Interesse richtet sich vorwiegend auf Wechselwirkungen zwischen dem alten und dem neuen Österreich sowie auf Themen der Kultur- und Kunstkritik. Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 1995, Literaturpreis der Salzburger Wirtschaft 1998.Wichtige Publikationen: »Die sterbenden Europäer« (2001), »Rudolf Geist« (2000), »Der Mann, der ins Gefrierfach wollte« (1999), »Ins unentdeckte Österreich« (1998), »Das europäische Alphabet«(1997), »Ritter, Tod und Teufel« (1994), »Die Vernichtung Mitteleuropas« (1991), »Tinte ist bitter« (1988). Hg. der Werke Ernst Fischers (gemeinsam mit Ludwig Hartinger), Hugo Sonnenscheins, Ernst Waldingers und der Reihe »Bücher der Ränder«.  
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G. entstammt einer donauschwäbischen Familie. Er studierte in Salzburg Germanistik und Geschichte und publizierte zunächst literarische Essays, v.a. im #Wiener Tagebuch#. Gemeinsam mit L. →Hartinger gab er die (nicht abgeschl.) Werkausgabe Ernst Fischers im Frankfurter Sendler Verlag heraus. Seit 1991 ist er Herausgeber und Chefredakteur der Literaturzeitschrift #Literatur und Kritik#. Außerdem schreibt er Beiträge für überregionale deutschsprachige Tageszeitungen, u.a. für #Die Zeit#, #Frankfurter Allgemeine Zeitung#, #Neue Zürcher Zeitung#, #Die Presse# u.a.
  
Literatur:
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Ein Teil seines publizistischen Interesses richtet sich auf die Wiederentdeckung und Neubewertung vergessener Autor/innen und Intellektueller, etwa in seinen Essay-Sammlungen #Tinte ist bitter. Literarische Porträts aus Barbaropa# (1988), #Das europäische Alphabet# (1997) u. #Ins unentdeckte Österreich. Nachrufe und Attacken# (1998). Besonders bekannt wurde G. durch seine Reisebücher, in denen er sich mit tw. aussterbenden, meist in den jeweiligen Ländern randständigen Völkern beschäftigt, z.B. #Die sterbenden Europäer. Unterwegs zu den Sepharden von Sarajevo, Gottscheer Deutschen, Arbereshe, Sorben und Aromunen# (2001), #Die Hundesser von Svinia# (2004, über Roma in der slowakischen Stadt Košice), #Die versprengten Deutschen. Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer# (2005), #Die fröhlichen Untergeher von Roana. Unterwegs zu den Assyrern, Zimbern und Karaimen# (2009) sowie #Zwanzig Lewa oder tot. Vier Reisen# (2017, u.a. über Moldawien). Der Band #Im Wald der Metropolen# (2010) führt u.a. in Städte wie Belgrad, Bukarest, Istanbul und Neapel – und immer wieder Wien, aber stets jenseits der touristischen Attraktionen.
  
* B. Steinwendtner: K.-M. G. In: Salz, H. 95, April 1999, S. 44-47.
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#Mit mir, ohne mich# (2002) eröffnete eine Reihe von Journalen, in denen G. die unterschiedlichsten, oft kritischen Aufzeichnungen im Lauf der jeweiligen Jahre veröffentlichte; es folgten #Von nah, von fern# (2003), #Zu früh, zu spät# (2007), #Ruhm am Nachmittag# (2012) u. #Der Alltag der Welt# (2015). Viel beachtet wurde auch sein autobiographischer Band #Das Erste, was ich sah# (2013). Für sein Werk wesentlich ist außerdem die Zusammenarbeit mit Fotografen und Bildenden Künstlern, etwa mit Inge Morath, Herbert Breiter u. Kurt Kaindl.
* Kürschner 1998.
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* Katalog-Lexikon.
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Zahlr. Ausz., u.a. Österr. Staatspreis für Kulturpublizistik 1994, Preis der Salzburger Wirtschaft (1998), Manès Sperber-Preis für Essayistik 2006, Ehrendoktorat der Univ. Salzburg 2007, Großer Kunstpreis des Landes Salzburg für Literatur 2009, Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 2010, Internationaler Preis des Salzburger Kulturfonds für Kunst und Kultur 2013, Österr. Kunstpreis für Literatur 2013, Jean-Améry-Preis 2018.
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Lit.:
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* H. Ohrlinger, D. Strigl (Hg.): Grenzgänge: der Schriftsteller K.-M.G. Wien 2010.
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* Ch. Tanzer: Im Vergessen das Gedächtnis sein. Der Essayist K.-M.G. Stuttgart 2007.
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* W. Michler, K. Renoldner, N.Ch. Wolf (Hg.): Von der Produktivkraft des Eigensinns. Die Literaturen des K.-M.G. Salzburg 2017.
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Ma.M.
  
A.Has.
 
  
 
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Version vom 5. März 2018, 22:51 Uhr

Gauß, Karl-Markus, * Salzburg 14.5.1954, Schriftsteller, Essayist, Literatur- und Kulturkritiker.

G. entstammt einer donauschwäbischen Familie. Er studierte in Salzburg Germanistik und Geschichte und publizierte zunächst literarische Essays, v.a. im #Wiener Tagebuch#. Gemeinsam mit L. →Hartinger gab er die (nicht abgeschl.) Werkausgabe Ernst Fischers im Frankfurter Sendler Verlag heraus. Seit 1991 ist er Herausgeber und Chefredakteur der Literaturzeitschrift #Literatur und Kritik#. Außerdem schreibt er Beiträge für überregionale deutschsprachige Tageszeitungen, u.a. für #Die Zeit#, #Frankfurter Allgemeine Zeitung#, #Neue Zürcher Zeitung#, #Die Presse# u.a.

Ein Teil seines publizistischen Interesses richtet sich auf die Wiederentdeckung und Neubewertung vergessener Autor/innen und Intellektueller, etwa in seinen Essay-Sammlungen #Tinte ist bitter. Literarische Porträts aus Barbaropa# (1988), #Das europäische Alphabet# (1997) u. #Ins unentdeckte Österreich. Nachrufe und Attacken# (1998). Besonders bekannt wurde G. durch seine Reisebücher, in denen er sich mit tw. aussterbenden, meist in den jeweiligen Ländern randständigen Völkern beschäftigt, z.B. #Die sterbenden Europäer. Unterwegs zu den Sepharden von Sarajevo, Gottscheer Deutschen, Arbereshe, Sorben und Aromunen# (2001), #Die Hundesser von Svinia# (2004, über Roma in der slowakischen Stadt Košice), #Die versprengten Deutschen. Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer# (2005), #Die fröhlichen Untergeher von Roana. Unterwegs zu den Assyrern, Zimbern und Karaimen# (2009) sowie #Zwanzig Lewa oder tot. Vier Reisen# (2017, u.a. über Moldawien). Der Band #Im Wald der Metropolen# (2010) führt u.a. in Städte wie Belgrad, Bukarest, Istanbul und Neapel – und immer wieder Wien, aber stets jenseits der touristischen Attraktionen.

  1. Mit mir, ohne mich# (2002) eröffnete eine Reihe von Journalen, in denen G. die unterschiedlichsten, oft kritischen Aufzeichnungen im Lauf der jeweiligen Jahre veröffentlichte; es folgten #Von nah, von fern# (2003), #Zu früh, zu spät# (2007), #Ruhm am Nachmittag# (2012) u. #Der Alltag der Welt# (2015). Viel beachtet wurde auch sein autobiographischer Band #Das Erste, was ich sah# (2013). Für sein Werk wesentlich ist außerdem die Zusammenarbeit mit Fotografen und Bildenden Künstlern, etwa mit Inge Morath, Herbert Breiter u. Kurt Kaindl.

Zahlr. Ausz., u.a. Österr. Staatspreis für Kulturpublizistik 1994, Preis der Salzburger Wirtschaft (1998), Manès Sperber-Preis für Essayistik 2006, Ehrendoktorat der Univ. Salzburg 2007, Großer Kunstpreis des Landes Salzburg für Literatur 2009, Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 2010, Internationaler Preis des Salzburger Kulturfonds für Kunst und Kultur 2013, Österr. Kunstpreis für Literatur 2013, Jean-Améry-Preis 2018.

Lit.:

  • H. Ohrlinger, D. Strigl (Hg.): Grenzgänge: der Schriftsteller K.-M.G. Wien 2010.
  • Ch. Tanzer: Im Vergessen das Gedächtnis sein. Der Essayist K.-M.G. Stuttgart 2007.
  • W. Michler, K. Renoldner, N.Ch. Wolf (Hg.): Von der Produktivkraft des Eigensinns. Die Literaturen des K.-M.G. Salzburg 2017.

Ma.M.