Franz Stelzhamer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Stelzhamer, Franz''', * Großpiesenham bei Ried im Innkreis 29.11.1802, † Henndorf 14.7.1874, Schriftsteller.
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Franz '''Stelzhamer''', * 29. November 1802 in Großpiesenham bei Ried im Innkreis, † 14. Juli 1874 in Henndorf, Schriftsteller. Gymnasium in Salzburg, 1825–29 Jusstudium in Graz und Wien; Hauslehrer in Bielitz, heute Bielsko-Biała, Polen, und Braunhirschengrund (Wien-Fünfhaus); kurzes Intermezzo am Priesterseminar in Linz (1832/33); 1835/36 Mitglied der Schauspielertruppe am königlichen Theater in Passau.
  
Gymnasium in Salzburg, 1825–29 Jusstudium in Graz und Wien; Hauslehrer in Bielitz (heute: Bielsko-Biała, Polen) und Braunhirschengrund (Wien, Fünfhaus); kurzes Intermezzo am Priesterseminar in Linz (1832/33); 1835/36 Mitglied der Schauspielertruppe am königlichen Theater in Passau. 1836 trat S. in Schärding zum ersten Mal mit Mundartgedichten an die Öffentlichkeit. Sein erster Gedichtband #Lieder in obderenns‘scher Volksmundart# erschien 1837 in Wien und begründete seinen Ruf als hervorragendster Dialektdichter seiner Zeit. Weitere Gedichtbände: #Neue Gesänge in obderenns‘scher Volksmundart# (1841), #Neue Gedichte in obderenns‘scher Volksmundart# (1846); #Neueste Lieder und Gesänge in obderenns‘scher Volksmundart# (1868).
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1836 trat Stelzhamer in Schärding zum ersten Mal mit Mundartgedichten an die Öffentlichkeit. Sein erster Gedichtband ''Lieder in obderenns’scher Volksmundart'' erschien 1837 in Wien und begründete seinen Ruf als hervorragendster Dialektdichter seiner Zeit. Weitere Gedichtbände: ''Neue Gesänge in obderenns’scher Volksmundart'' (1841), ''Neue Gedichte in obderenns’scher Volksmundart'' (1846); ''Neueste Lieder und Gesänge in obderenns’scher Volksmundart'' (1868).
  
Ab 1845 Domizil in Ried gemeinsam mit Ehefrau Betty (Taufname: Barbara) und Tochter Lini. Finanzielle Not zwang ihn immer wieder zu Vortragsreisen und längeren Aufenthalten in Linz und Wien; die Suche nach neuen literarischen Märkten und der Tod seines Kindes führten S. in den Jahren 1851–55 nach München, Augsburg und Stuttgart. Nach dem Tod seiner Frau 1856 (Grab auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg) lebte er v.a. in der Stadt Salzburg.
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Ab 1845 Domizil in Ried gemeinsam mit Ehefrau Betty (Taufname: Barbara) und Tochter Lini. Finanzielle Not zwang ihn immer wieder zu Vortragsreisen und längeren Aufenthalten in Linz und Wien; die Suche nach neuen literarischen Märkten und der Tod seines Kindes führten Stelzhamer in den Jahren 1851–55 nach München, Augsburg und Stuttgart. Nach dem Tod seiner Frau 1856 (Grab auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg) lebte er v.a. in der Stadt Salzburg.
  
Ab seinem 60. Lebensjahr Ehrenpension. 1868 heiratete er Therese Böhm-Pammer und lebte von 1870 bis zu seinem Tod mit ihr und den beiden Kindern Lucian und Rosalia in Henndorf (Wohn- und Sterbehaus, Franz-Stelzhamer-Str. 6); ebenfalls in Henndorf befindet sich das Grabmal des Dichters und seit 1974 das Stelzhamer-Denkmal, der sog. „Henndorfer Kirschbaum“. Freundschaftliche Kontakte in Salzburg zu G.A. →Pichler, A. →Radnitzky, S. →Wagner. Außer Mundartgedichten und -epen verfasste S. zahlreiche schriftsprachliche Gedichte, Erzählungen und „politische Schriften“, u.a. das antisemitische Pamphlet #Jude#, das 1852 im Sammelband #Das bunte Buch# veröffentlicht wurde. Im Vormärz begehrter Verfasser von Zeitschriftenartikeln. Werkausgaben: u.a. die Ausgabe in vier Bänden, Hg. v. P.K. Rosegger (1884); digitalisierte Erstausgaben: http://www.literature.at/default.alo; Auswahlausgaben, u.a. die von H.C. →Artmann hg. #Lieder und Gedichte# (1981). 2002 erschien unter dem Titel #nur fort zu dir# der Briefwechsel zwischen S. und Betty Stelzhamer, Hg. v. S. Bengesser, G. Achleitner.
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Ab seinem 60. Lebensjahr Ehrenpension. 1868 heiratete er Therese Böhm-Pammer und lebte von 1870 bis zu seinem Tod mit ihr und den beiden Kindern Lucian und Rosalia in Henndorf (Wohn- und Sterbehaus, Franz-Stelzhamer-Str. 6); ebenfalls in Henndorf befinden sich das Grabmal des Dichters und seit 1974 das Stelzhamer-Denkmal, der sog. „Henndorfer Kirschbaum“. Freundschaftliche Kontakte in Salzburg zu [[Georg Abdon Pichler]], [[August Radnitzky]], [[Sylvester Wagner]].
  
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Außer Mundartgedichten und -epen verfasste Stelzhamer zahlreiche schriftsprachliche Gedichte, Erzählungen und „politische Schriften“, u.a. das antisemitische Pamphlet ''Jude'', das 1852 im Sammelband ''Das bunte Buch'' veröffentlicht wurde. Im Vormärz begehrter Verfasser von Zeitschriftenartikeln. Werkausgaben: u.a. die Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von P.K. Rosegger (1884); [http://​www.​literature.​at/​default.​alo digitalisierte Erstausgaben]; Auswahlausgaben, u.a. die von [[H.C. Artmann]] herausgegebenen ''Lieder und Gedichte'' (1981). 2002 erschien unter dem Titel ''nur fort zu dir'' der Briefwechsel zwischen Franz und Betty Stelzhamer, herausgegeben von Silvia Bengesser, G. Achleitner.
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* S. Bengesser: Literaturlandschaft Flachgau. Salzburg 2017, S. 70–74.
 
* S. Bengesser: Literaturlandschaft Flachgau. Salzburg 2017, S. 70–74.
* „Der Fall F.S.“ Antisemitismus im 19. Jahrhundert. Hg. v. P.-M. Dallinger. Linz 2014.  
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* „Der Fall F.S.“ Antisemitismus im 19. Jahrhundert. Hg. v. P.-M. Dallinger. Linz 2014.
* F.S. Wanderer zwischen den Welten. Hg. v. S. Bengesser. Linz 2002 [mit CD].  
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* F.S. Wanderer zwischen den Welten. Hg. v. S. Bengesser. Linz 2002.
  
 
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Version vom 3. November 2020, 05:00 Uhr

Franz Stelzhamer, * 29. November 1802 in Großpiesenham bei Ried im Innkreis, † 14. Juli 1874 in Henndorf, Schriftsteller. Gymnasium in Salzburg, 1825–29 Jusstudium in Graz und Wien; Hauslehrer in Bielitz, heute Bielsko-Biała, Polen, und Braunhirschengrund (Wien-Fünfhaus); kurzes Intermezzo am Priesterseminar in Linz (1832/33); 1835/36 Mitglied der Schauspielertruppe am königlichen Theater in Passau.

1836 trat Stelzhamer in Schärding zum ersten Mal mit Mundartgedichten an die Öffentlichkeit. Sein erster Gedichtband Lieder in obderenns’scher Volksmundart erschien 1837 in Wien und begründete seinen Ruf als hervorragendster Dialektdichter seiner Zeit. Weitere Gedichtbände: Neue Gesänge in obderenns’scher Volksmundart (1841), Neue Gedichte in obderenns’scher Volksmundart (1846); Neueste Lieder und Gesänge in obderenns’scher Volksmundart (1868).

Ab 1845 Domizil in Ried gemeinsam mit Ehefrau Betty (Taufname: Barbara) und Tochter Lini. Finanzielle Not zwang ihn immer wieder zu Vortragsreisen und längeren Aufenthalten in Linz und Wien; die Suche nach neuen literarischen Märkten und der Tod seines Kindes führten Stelzhamer in den Jahren 1851–55 nach München, Augsburg und Stuttgart. Nach dem Tod seiner Frau 1856 (Grab auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg) lebte er v.a. in der Stadt Salzburg.

Ab seinem 60. Lebensjahr Ehrenpension. 1868 heiratete er Therese Böhm-Pammer und lebte von 1870 bis zu seinem Tod mit ihr und den beiden Kindern Lucian und Rosalia in Henndorf (Wohn- und Sterbehaus, Franz-Stelzhamer-Str. 6); ebenfalls in Henndorf befinden sich das Grabmal des Dichters und seit 1974 das Stelzhamer-Denkmal, der sog. „Henndorfer Kirschbaum“. Freundschaftliche Kontakte in Salzburg zu Georg Abdon Pichler, August Radnitzky, Sylvester Wagner.

Außer Mundartgedichten und -epen verfasste Stelzhamer zahlreiche schriftsprachliche Gedichte, Erzählungen und „politische Schriften“, u.a. das antisemitische Pamphlet Jude, das 1852 im Sammelband Das bunte Buch veröffentlicht wurde. Im Vormärz begehrter Verfasser von Zeitschriftenartikeln. Werkausgaben: u.a. die Ausgabe in vier Bänden, herausgegeben von P.K. Rosegger (1884); digitalisierte Erstausgaben; Auswahlausgaben, u.a. die von H.C. Artmann herausgegebenen Lieder und Gedichte (1981). 2002 erschien unter dem Titel nur fort zu dir der Briefwechsel zwischen Franz und Betty Stelzhamer, herausgegeben von Silvia Bengesser, G. Achleitner.

Lit.:

  • S. Bengesser: Literaturlandschaft Flachgau. Salzburg 2017, S. 70–74.
  • „Der Fall F.S.“ Antisemitismus im 19. Jahrhundert. Hg. v. P.-M. Dallinger. Linz 2014.
  • F.S. Wanderer zwischen den Welten. Hg. v. S. Bengesser. Linz 2002.

S.B.