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Version vom 20. November 2016, 16:52 Uhr
Faistauer, Anton, * St. Martin/Lofer 14. 2. 1887, † Wien 13. 2. 1930, Maler.
Von der Anerkennung, die ihn wie kaum einen zweiten österr. Maler seiner Zeit begleitete, und vom festlichen Wohllaut seiner Kunst, der ihn zum »Maler des schönen Daseins« stempelte, sollte man nicht auf ein unproblematisches Selbstverständnis des Künstlers und Menschen F. schließen. Der Verfechter einer schöpferischen »Mitte« war sich seiner ausgleichenden Sendung mit heroischer Gewissenhaftigkeit bewusst. Sein persönlicher Zwiespalt zwischen bäuerlicher Herkunft und weltmännischen Ambitionen nährte in ihm einen Kulturpessimismus, der ihn den Anschluss an die großen Koloristen der Vergangenheit suchen ließ. Schon als Wortführer der aufbrechenden österr. Moderne war F. der gemäßigtste unter Kollegen wie Schiele, Kolig und Wiegele, mit denen zusammen er 1909 aus Protest gegen den antiquierten Lehrbetrieb die Wiener Akad. verließ und die »Neukunstgruppe« organisierte. Vom Farbensensualismus Manets und Cézannes angetan, überwand er den ornamentalen Linearismus der Secession rasch. Unter dem Eindruck von Tizian und El Greco fand er gegen 1912 zu einer in dunklen, schweren Farben schwelgenden Malweise, deren »expressionistische« Spannungen ab 1916 in einen harmonischen Ausgleich von rein leuchtenden Valeurs, fülligem Farbauftrag und sanften Konturen mündeten. Die sinnliche Kraft der Farbe hob seine Städtebilder, Stilleben und Darstellungen des Weiblichen in eine abgeklärte, gesättigte Daseinsform. Nach dem Krieg war F. - er lebte inzwischen wieder in seinem Heimatort Maishofen und arbeitete an dem »Großen Salzburger Votivaltar« (→Rupertinum) - erneut kunstpolitisch und organisatorisch aktiv, so etwa für den →»Wassermann« und den →»Sonderbund«. 1919 gab er mit seinem Vortrag »Ist Salzburg eine Kunststadt?« weitblickende Anregungen, 1920 übersiedelte er in die Stadt. In seinem 1923 erschienenen Buch »Neue Malerei in Österreich« bezog er Position gegen Intellektualismus und Traditionsverlust, denen er den humanen Kolorismus eines Kolig, Wiegele und →Kokoschka entgegenhielt. Seinen Wunsch, die Malerei wieder an monumentale Aufgaben zu binden, konnte er sich 1922 mit der Ausmalung der Pfarrkirche Morzg erfüllen. Seine Freskierung des Festspielhausfoyers (1926) mit einem weitgespannten allegorischen Programm, die bewusst an die ital. Tre- und Quattrocentisten anschließt, machte F. zum weltberühmten Mann. 1927 zog er nach Wien. Spätestens jetzt begann derWille zur zeichnerischen Durchklärung und tektonischen Festigung, verbunden mit einem idealisierenden Menschenbild, die Vormacht der Farbe zu brechen. Ihre aufgehellte Sprödigkeit verbindet sich mit der gehärteten Form oft nur mehr zu vordergründiger Opulenz, so in dem neobarocken Deckenfresko von Weidlingau (heute in der Hochschule →Mozarteum). Weniger mit den manchmal ins Modische verflachenden Porträts als mit den letzten italienischen Städtebildern erreichte F. nochmals einen malerischen Höhepunkt.
Literatur:
- 150 Jahre Salzburger Kunstverein
- Kunst und Öffentlichkeit. Salzburg 1994.
- Ausstellungskat. A. F. SMCA 1987.
- C. O. Ennen in: Kindlers Malereilexikon. Taschenbuchausgabe München 1982.
- F. Fuhrmann: A. F. Salzburg 1972.
- A. Roessler, Der Maler A. F.Wien 1947.
N.Sch.