Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche

Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg, * in Graz 31. Oktober 1622, † in Salzburg 3. Mai 1687, Erzbischof. Früh verwaist studierte Kuenburg in Graz, Rom und Perugia mit ausgezeichnetem Erfolg Philosophie und Theologie. Anschließend erhielt er Kanonikate in Salzburg und Eichstätt. Nach dem Empfang der Priesterweihe wurde er Fürstbischof von Lavant und Seckau. Seine Wahl zum Salzburger Fürsterzbischof erfolgte 1668.

Der Beginn seiner Regentschaft war von einer Reihe von Unglücksfällen überschattet (Schiffsunglück auf der Salzach, Bergsturz im Gstättenviertel, Brand auf der Festung). Der Erzbischof stiftete die fehlenden sechs Seitenaltäre im Dom und entfaltete eine rege Bautätigkeit. Dazu gehören der Neubau des Franziskanerklosters und die Spitalskirche St. Erhard. Für die von ihm nach Salzburg berufenen Theatiner initiierte er den Bau von Kajetanerkirche und -kloster. Auf dem Land sind besonders die Stiftungen der Wallfahrtskirche Maria Plain und des Kollegiatsstiftes Seekirchen hervorzuheben.

Die rege Bautätigkeit zog zahlreiche Künstler nach Salzburg, seinen Hofmaler Christoph Lederwasch ließ Kuenburg an der Accademia di San Luca in Rom ausbilden. Von der Förderung der Musik zeugen die Berufungen der Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat sowie die Neugestaltung des Kapellhauses. Das (vermeintliche) 1.100-Jahr-Jubiläum der Gründung des Erzstiftes 1682 beging der Erzbischof mit größter Prachtentfaltung. Unter ihm erreichte die Hexenverfolgung mit den Zauberer-Jackl-Prozessen ihren traurigen Höhepunkt. Unerbittlich ging der Erzbischof gegen den Geheimprotestantismus vor.

Als Fürst widmete sich Kuenburg v.a. der Innenpolitik und erließ zahlreiche Mandate. Daneben schuf er neue Zentralbehörden wie etwa den Hofkriegsrat und das Collegium Medicum, das für alle Gesundheitsfragen des Staates zuständig war. Ideen des Merkantilismus stand der Erzbischof offen gegenüber, wie die Einrichtung einer Wollmanufaktur beweist, die er 1677 nach Gesprächen mit dem Wirtschaftstheoretiker Johann Joachim Becher gründete.

Den Wissenschaften überaus zugetan war Kuenburg häufiger Gast bei akademischen Veranstaltungen und Theaterspielen der Universität, an der auf seinen Wunsch hin der Geschichtsunterricht eingeführt wurde. Als bleibendes Denkmal ließ der Erzbischof im Neubau die nach ihm benannte Max-Gandolph-Bibliothek einrichten und großzügig ausstatten. Kuenburg litt an Aszites[1] und starb an einer Hirnblutung. Sein bemerkenswertes Epitaph im Dom verfasste er sich bei Lebzeiten.

Lit.:

  • C. Brandhuber u.a.: In Stein gemeißelt. Salzburg 2017, S. 61–64.
  • ders.: Kräuterkunst & Knochensäge. Salzburg 2015, S. 102–127.
  • M. Thaler: Das Salzburger Domkapitel in der Frühen Neuzeit (1514–1806). Frankfurt/M. 2011, S. 317–319.
  • F. Martin: Salzburgs Fürsten in der Barockzeit. Salzburg 1982.

Ch.B.

  1. Der Aszites (auch Ascites, von altgriechisch ασκίτης askítēs) ist die medizinische Benennung für eine übermäßige Ansammlung von freier, meist klarer seröser Flüssigkeit in der Bauchhöhle, genauer im Peritonealraum; andere Ausdrücke für diese Flüssigkeitsansammlung sind Hydraskos, Bauchwassersucht oder Wasserbauch.