Paris von Lodron

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Paris Graf von Lodron, * in Castelnuovo, Provinz Trient 13. Februar 1586, † in Salzburg 15. Dezember 1653, Erzbischof von Salzburg 1619–53. Nach dem Studium in Ingolstadt wurde Paris Lodron, der bereits andere Pfründen besaß, Domherr in Salzburg, 1616 Dompropst und Hofkammerpräsident. Seine Wahl zum Erzbischof erfolgte in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges (1618–48), der seine gesamte Regierungszeit überschattete.

Paris Lodron setzte die Außenpolitik seiner beiden Vorgänger Wolf Dietrich und Markus Sittikus fort und trat trotz aller Pressionen nicht der katholischen Liga bei, unterstützte aber nach Kräften und nach der Neutralitätsauffassung der frühen Neuzeit die katholischen Mächte mit Truppen und Geld.

Die vom Erzstift verfassungskonform eingehobenen Reichs- und Kreiskontributionen gingen bis an die Grenzen der Belastbarkeit. Aktionen Wallensteins und der Vormarsch der Schweden in Bayern setzten auch Salzburg der Gefahr einer Invasion aus. Die Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück sahen Salzburger Gesandte in verantwortungsvollen Positionen, obwohl Paris Lodron wie der Papst gegen die Verträge protestierte.

Innenpolitisch war Paris Lodron auf unbedingte Konsenspolitik bedacht. So gab es keinerlei Reibungen mit dem Domkapitel, und auch die Landstände wurden seit 1620 wieder regelmäßig einberufen, um die Verantwortung für die riesige Steuerlast auf eine breitere Basis zu stellen. Unsummen an Steuerleistungen wurden auch für die eigenen Verteidigungsanstrengungen gebraucht: Die Hauptstadt und das ganze Land wurden unter dem Dombaumeister Santino Solari stark befestigt, das gesamte Militärwesen einer eingehenden Reorganisation unterzogen.

Der Steuerdruck auf die Bevölkerung führte zu einem ständigen Verarmungsprozess, der sich in einem rasch beigelegten Bauernaufstand des Jahres 1645 im salzburgischen Zillertal Luft verschaffte. Paris Lodron zeigte Ansätze toleranteren Denkens. Neben der Trockenlegung der Sümpfe im Schallmoos und Itzlinger Moos sowie einem Arbeitsbeschaffungsprogramm, das freilich der eigenen Familie diente, ist Paris Lodron v.a. die Erhaltung und Festigung der Salzburger Selbstständigkeit gegen Anmaßungen Maximilians I. von Bayern und die territoriale Integrität des Erzstiftes zu verdanken.

Trotz aller extremen Belastungen seiner Untertanen hat Paris Lodron der Bevölkerung schwere Verluste an Menschenleben, wie sie andere Länder des Reiches erlitten, erspart, wenn man von den Opfern der Pestseuchen absieht. Dazu kommen die Leistungen des Erzbischofs in der Kulturpolitik, wie die Weiterführung des Baues und die Gründung der Universität (1622/23) und Weihe des Doms (1628).

Lit.:

  • Eb. P.L. (1619–1653). Staatsmann zwischen Krieg und Frieden. Salzburg 2003.
  • R.R. Heinisch: P.G.L. Reichsfürst und Eb. von Salzburg. Wien u.a. 1991.
  • F. Martin: Salzburgs Fürsten in der Barockzeit. Salzburg 4/1982, S. 84ff.
  • K.J. Grauer: Paris Lodron. Eb. v. Salzburg. Ein Staatsmann des Friedens. Salzburg 1953.

R.R.H.