Wolf Haas

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Haas, Wolf, * Maria Alm 14. 12. 1960, Schriftsteller.

Studierte in Salzburg Psychologie und Germanistik, dissertierte über Konkrete Poesie. Deren Sprachspiele beeinflussten seine Arbeit als Werbetexter. H. prägte Slogans wie „Ö 1 gehört gehört“ oder „Lichtfahrer sind sichtbarer“. Lebt in Wien. Bekannt wurde H. als Autor von Krimis wie »Auferstehung der Toten« (1996),  »Der Knochenmann« (1997), »Komm, süßer Tod« (1998), »Wie die Tiere« (2001), »Das ewige Leben« (2003), »Der Brenner und der liebe Gott« (2009) und »Brennerova« (2014). Der Detektiv Simon Brenner löst seine grotesken und makabren Fälle an wechselnden Schauplätzen in Österreich. Die Schilderung der Provinz als Hort des Schreckens knüpft an die sogenannte „Anti-Heimatliteratur“ an. Städte kommen aber nicht besser weg. Seine Internatszeit im Salzburger Borromäum verarbeitete H. auf fiktionale Weise in »Silentium!« (1999). Über die Barockstadt heißt es dort: „[...] wenn du durch Salzburg spazierst, da darfst du nicht erschrecken und glauben, daß du tot bist, sondern das ist Wirklichkeit.“ H.s unverwechselbare Kunstsprache basiert auf einem österreichisch-dialektal gefärbten, gesprochenen Umgangsdeutsch. Der Erzähler redet den Leser an und gebraucht stehende Wendungen wie „frage nicht“ und „ob du es glaubst oder nicht“. „Jetzt ist schon wieder was passiert“, der vielzitierte Anfangssatz mehrerer Bücher, wurde zu H.s Markenzeichen. Einige Brennerkrimis wurden unter der Regie von Wolfgang Murnberger mit Josef Hader in der Hauptrolle verfilmt („Komm, süßer Tod“, 2000; „Silentium!“, 2004; „Der Knochenmann“, 2009; „Das ewige Leben“, 2015). H. schrieb nicht nur Krimis. Der Roman »Das Wetter vor 15 Jahren« (2006) hat die Form eines Interviews: Ein Autor, der als Kunstfigur den Namen Wolf Haas trägt, spricht mit einer Journalistin über eine von ihm verfasste Liebesgeschichte. Poetologisch komplexer ist der Roman »Verteidigung der Missionarsstellung« (2012), wo H. mit mehreren Erzählebenen und -perspektiven spielt. Der vielfach ausgezeichnete H. erhielt u. a. dreimal den Deutschen Krimipreis, 2004 den Literaturpreis der Stadt Wien, 2006 den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis, 2013 den Bremer Literaturpreis und 2017 den Österreichischen Kunstpreis für Literatur.

Lit.: • J. Schröter/F. Jannidis: Die Brennerromane von W. H. als postmoderne Unterhaltungskrimis. In: M. Erler/D. Klein (Hg.): Die Kunst des Erzählens. Exemplarische Lektüren von Homer bis heute. Würzburg 2017, S. 355-374. • Sigrid Nindl: W. H. und sein kriminalliterarisches Sprachexperiment. Berlin 2010.

R.L.