Bad Gastein

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche

Bad Gastein (auch: Gastein) nimmt vor allem wegen der Heilquellen und des damit verbundenen Fremdenverkehrs seit dem Mittelalter unter allen Orten im Land Salzburg auch in kultureller Hinsicht eine Sonderstellung ein.

Seit dem Mittelalter beschäftigen sich zahlreiche medizinische Schriften (Hans Hartlieb, Paracelsus) mit dem weltberühmten radonhältigen Heilwasser und seiner Wirkung (Bäder). Vielfältig ist die Bergbau-Literatur über den Gasteiner Goldbergbau.

Der früheste literarische Hinweis (vor 1250) auf die Heilquellen dürfte das mittelhochdeutsche Gedicht Ein Graserin aus Gastein sein, das früher Neidhart zugeschrieben wurde. Die älteste poetische Schilderung (1759) des Gasteiner Wasserfalls und auch ein Lob der alpinen Landschaft stammt von Ignaz Anton Weiser. Der aufklärerische Schriftsteller Aloys Blumauer zeichnete 1785 ein satirisches Bild des Bades und der Gasteiner Bevölkerung.

Franz Grillparzer war erstmals 1818 auf Anraten seines Freundes Johann Ladislaus Pyrker zur Kur in Bad Gastein. Im Juli 1819 machte er für mehrere Tage Station und schrieb sein berühmtes Gedicht Abschied von Gastein in das Gasteiner Ehrenbuch.

Von 1681 bis ca. 1850 trugen sich u.a. folgende Schriftsteller in die Ehrenbücher ein: Eduard v. Bauernfeld, Friedrich Halm, August Radnitzky und der Orientalist Joseph v. Hammer-Purgstall. Diese Ehrenbücher sind eine kulturhistorisch wertvolle Quelle (10 Bände in der Pfarre Bad Gastein, Mikrofilme im Salzburger Landesarchiv).

1824 bat Johann Wolfgang von Goethe einen Unbekannten um Mineralien aus Bad Gastein und bedankte sich am 18.12.1824 beim Absender, dem Gasteiner Badearzt F. Storch. J.L. Pyrker, Dichter und Freund Grillparzers sowie Franz Schuberts, kam 1817 zum ersten Mal nach Bad Gastein. Er setzte sich für die 1828 errichtete Thermalwasserleitung nach Bad Hofgastein ein.

Auch der Wiener Feuilletonist Daniel Spitzer, der Vormärz-Autor Anastasius Grün, Nikolai Gogol und der Reiseschriftsteller Friedrich Gerstäcker hielten sich in Bad Gastein auf.

Die Geschichte des Goldbergbaus, die Gewerken Weitmoser, der Bauernkrieg und die Protestantenvertreibung bilden Themen historischer Romane. Protestantenvertreibung: Erwin Rainalter, Hans Kirchsteiger; Bauernkrieg: F.W. Scherer; Großgewerken Weitmoser: Franz Löser in Der Bergherr von Gastein.

Mit der neuen Tauernbahn kam Peter Rosegger 1906 nach Bad Gastein. 1898 schrieb Ludwig Ganghofer in einem Gasteiner Hotel den Roman Der laufende Berg. Hermann Bahr war wiederholt Kurgast in den 1920er Jahren, dort traf er u.a. Alexander Roda Roda. Der polnisch-österreichische Dichter Thaddäus Rittner starb 1921 in Bad Gastein und liegt auf dem Bad Gasteiner Friedhof begraben. Thomas Mann war 1929, 1951 und 1952 zur Kur in Bad Gastein, wo er an der Neufassung der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull arbeitete.

Weitere literarisch bedeutende Kurgäste von Bad Gastein waren Shalom Asch, Erich Maria Remarque, Max Brod, Somerset Maugham, Arthur Conan Doyle und Max Reinhardt. Den Rekord an Besuchen halten Franz Karl Ginzkey mit 42 und der Alpinist Luis Trenker mit über 35. Ernst Lothar war ebenfalls viele Jahre Gast in Bad Gastein. Sein Roman Verwandlung durch Liebe (1951) spielt zum Teil dort. Rudolf Bayr lebte mit Unterbrechungen 1943–54 in Bad Gastein, mehrere Werke entstanden dort. In seinen Erinnerungen eines dilettantischen Kuhhirten, die das Leben auf einer Gasteiner Alm schildern, rechnet Bayr satirisch mit dem „einfachen Leben“ ab.

Bezüge zu Bad Gastein finden sich in Theodor Fontanes Stechlin, Egon Cäsar Conte Cortis Elisabeth, Herbert Rosendorfers Eichkatzelried, Louis Bromfields Mrs. Parkington und Hermann Burgers Roman Die künstliche Mutter sowie seiner Erzählung Die Wasserfallfinsternis von Badgastein.

Zwei Dichter des 20. Jahrhunderts stammen aus Bad Gastein: Karl Heinrich Waggerl und Maria Zittrauer.

Lit.:

  • F. Gruber: Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung. Bad Gastein 2012.
  • F. Gruber: Gastein und die Literatur. Bad Gastein 1987.

H.H., B.J.