Altstadtuniversität

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Altstadtuniversität. Seit der Wiedererrichtung der Universität 1962 hatten alle Fakultäten mit Raumproblemen zu kämpfen und waren in langfristigen oder vorübergehenden Provisorien untergebracht. Die Theologische Fakultät befindet sich nach wie vor im alten Universitätsgebäude (dem sogenannten Studiengebäude) zwischen Kollegien- bzw. Universitätskirche, Universitätsplatz und Hofstallgasse. 1618 wurde für das unter Erzbischof Markus Sittikus Graf von Hohenems gegründete Gymnasium der Grundstein gelegt, 1622 wurde es zur Universität erhoben, 1631 der Mittelflügel mit der Aula vollendet (1778 von Wolfgang Hagenauer umgestaltet), 1655 bzw. 1663 wurde mit dem Anbau der Kreuzkapelle der Bau vollendet. 1970–79 führte das Architekturbüro Prossinger/Windisch für die Theologische Fakultät und die ebenfalls hier untergebrachte Universitätsbibliothek Adaptierungen durch.

Eine zweite Universität mit Standort in der Altstadt ist die Universität Mozarteum Salzburg, deren Vorgänger, die Internationale Stiftung Mozarteum, ab 1880 auch im alten Universitätsgebäude eingemietet war und 1914 am Standort Schwarzstraße mit einem Bau von Richard Berndl gegründet wurde. 1960 waren die Raumreserven jedoch ausgereizt und ein Wettbewerb für den Umbau des unter Erzbischof Paris Graf von Lodron durch Santino Solari erbauten Sekundogeniturpalasts ausgeschrieben. Der Sieger Eugen Wörle brach dafür 1972 Georg Petzolts Borromäuskirche ab und errichtete 1979 neue Trakte um einen Hof. Doch schon 1998 musste das Gebäude aus Gesundheitsgründen geräumt werden. 2006 konnte das um- und rückgebaute Mozarteum mit verschlanktem Raumprogramm nach Plänen von Robert Rechenauer wiedereröffnet werden. Schauspiel und Bühnenbild fanden in der 2007 durch Erich Wagner umgebauten Franz-Joseph-Kaserne (Paris-Lodron-Straße) Platz.

Die Naturwissenschaftliche Fakultät erhielt einen von der Arbeitsgemeinschaft der Architekten Wilhelm Holzbauer, Heinz Ekhard, Stefan Hübner, Georg Ladstätter und Heinz Marschalek 1978–86 errichteten Neubau, eine – durch zivilgesellschaftliches Engagement, mündend in der Grünlanddeklaration und der Gründung der Salzburger Bürgerliste – stark reduzierte Variante der 1973 als Gesamtuniversität projektierten Campus-Universität Freisaal.

Für die Juridische Fakultät wurde 1986–92 von den Architekten Gerhard Garstenauer und Prossinger/Windisch der Toskanatrakt der Residenz adaptiert. Dabei brachten archäologische Grabungen bedeutsame Fundstücke v.a. aus der Renaissance zutage, sorgsame Restaurierungsarbeiten in den historischen Räumen nicht nur originale Stuckdecken, Türen und Kachelöfen, sondern v.a. kostbare Fresken aus der Zeit 1605–09, die von der fürstlichen Ausstattung der Residenz zur Zeit von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau Zeugnis geben: in der Sala terrena, dem Verbindungstrakt zwischen südlichem und nördlichem Gartenhof, und in der Landkartengalerie im Ostflügel um den nördlichen Gartenhof, einer Salzburger Variante der vatikanischen Galleria delle Carte Geografiche. 1978 wurde – nach der Unterbringung der Naturwissenschaftlichen Fakultät außerhalb der Altstadt – endgültig beschlossen, auch die Geisteswissenschaftliche Fakultät (mit Ausnahme der philologischen Fächer) und die zentralen Einrichtungen (Rektorat und Verwaltung) weiterhin in der Altstadt zu belassen.

1985–87 wurden durch Franz Fonatsch Räumlichkeiten im Südflügel des Max-Gandolph‘schen Neugebäudes der Residenz für das Institut für Kunstgeschichte adaptiert, wobei nicht nur im Wesentlichen die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumeinteilung gelang, sondern auch die alte Hofbibliothek (Max-Gandolph-Bibliothek) im ersten Obergeschoß des Westflügels sorgsam restauriert wurde; sie wird seither für festliche Anlässe der gesamten Universität und des Salzburg Museums genutzt.

1986–88 wurde die ehemalige Gewerbeschule am Rudolfskai durch das Architekturbüro Prossinger/Windisch für die Gesellschaftswissenschaften adaptiert und erweitert. 1994 wurde die Adaptierung der sogennanten Kapitelhäuser abgeschlossen, eines Ensembles aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, bestehend aus dem Kapitelhaus und der ehemaligen Domdechantei im Süden der Kapitelgasse, adaptiert durch die Architekten Prossinger/Windisch bzw. Kaschl | Mühlfellner für Rektorat und Verwaltung, und dem Firmian-Salm-Kanonikalhof im Norden der Kapitelgasse, gestaltet durch Architekt Fonatsch für Teile der Juridischen Fakultät, wobei im wiederentdeckten Wappensaal mit einem Wappenfries der Domherren eine Fachbibliothek eingerichtet wurde. 1997 erfolgte die Zusammenführung der Altertumswissenschaften in den von Fonatsch renovierten Räumen (vom Keller- bis zum ersten Obergeschoß) um den Haupthof der Residenz.

Das Haus Kaigasse 17 wurde 1997 durch Fritz Lorenz für die Forschungsinstitute Rechtspsychologie und Organisationspsychologie und das Institut für Kirchenrecht adaptiert. 2005 baute Franz Fonatsch die Aula der Universität unter Drehung der Bestuhlung Richtung Norden um und gab damit die bisherige sakral-profane Doppelnutzung (als Kirche und akademischen Versammlungsort) auf.

Von 2008–11 fand die Bautätigkeit für die Altstadtuniversität mit dem Unipark Nonntal, einem Gebäude nach Entwurf der Architekten Storch Ehlers Partner, welches 2012 den Architekturpreis des Landes Salzburg erhielt, im Kontext der städtebaulichen Neuordnung des altstadtnahen Nonntals ihren Abschluss. Hier sind mehrere Fachbereiche der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät untergebracht.

Die durch den Auszug des Instituts für Kunstgeschichte in der Neuen Residenz frei gewordenen Räume stehen seither Teilbereichen des Fachbereichs Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft und dem Literaturarchiv Salzburg zur Verfügung. 2012–14 erfolgte der – durch Raumtausch für den Rundgang des DomQuartiers nötige – Dachgeschoß-Ausbau des Wallistraktes durch das Architekturbüro Kaschl | Mühlfellner.

Literatur:

  • U. Aichhorn: Universitätsstadt Salzburg. Von der Benediktineruniversität zum Unipark, Salzburg 2 2017.
  • E. Hanisch: Die Wiedererrichtung der Universität 1962 im historischen Kontext; W. Radlegger: Die Entwirrung des #Gordischen Knotens#: Zum Konzept einer Altstadt-Universität. In: Die Paris Lodron Universität Salzburg. Geschichte – Gegenwart – Zukunft, hg. v. R. Reith, Salzburg 2012, S. 80–88 und S. 106–124.
  • R. Kriechbaumer: Umstritten und prägend. Kultur- und Wissenschaftsbauten in der Stadt Salzburg 1986–2011. Wien/Köln/Weimar 2012.

M.O., R.R., J.B.