Einleitung – Archäologie

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Hirschplastik, Biberg

Die ältesten bislang bekannten Zeugnisse für die Anwesenheit von Menschen im Salzburger Raum liegen aus Höhlen vor, die temporär kleinen Gruppen von Jägern als Rastplätze dienten. Aus der hoch gelegenen Schlenkendurchgangshöhle im Gemeindegebiet von Vigaun bzw. Krispl stammen zwei einfache Steinartefakte, deren intentionelle Zurichtung durch Menschenhand allerdings nicht völlig unumstritten ist. Untersuchungen mit der Radiokarbonmethode (14C-Analysen) von Holzkohleresten aus derselben Fundschicht ergaben ein Alter von rund 40.000 Jahren. Unmittelbar nach dem Ende der letzten Eiszeit wurden ab dem 10. Jahrtausend v. Chr. (Halb-)Höhlen und Felsdächer am Oberrainknogel bei Unken, am Pass Lueg und im Zigeunerloch bei Elsbethen aufgesucht. In letzterer Fundstelle konnte die nach derzeitigem Kenntnisstand älteste Bestattung im Bundesland Salzburg aus dem beginnenden 7. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen werden.

Die Jungsteinzeit (ca. 5.500–2.200 v. Chr.) stellt eine Periode des grundlegenden Wandels in der Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur dar. Während zuvor die Menschen ihren Lebensunterhalt als Jäger und Sammler bestritten, die in kleinen Gruppen das Land durchstreiften, entsteht nun eine sesshafte bäuerliche Kultur. Das Frühneolithikum ist in Salzburg nur durch wenige Einzelfunde von Steingeräten vertreten, erst ab dem mittleren Abschnitt der Jungsteinzeit (ab dem 5. Jahrtausend v. Chr.) werden auch Siedlungsplätze fassbar. Der Beginn der Besiedlung am Schlossberg in Mattsee wird durch einen kennzeichnenden Steilwandbecher der sogenannten Oberlauterbacher Gruppe (nach einem Fundort bei Landshut/Bayern) angezeigt, die der Kultur der Stichbandkeramik (nach der charakteristischen Verzierungsart) angehört. Funde der nachfolgenden Münchshöfener Kultur (ca. 4.500–3.700 v. Chr.) – benannt nach einem Fundort unweit von Regensburg – liegen u. a. von Höhensiedlungen am Schlossberg in Mattsee, am Rainberg, vom Dürrnberg und auch aus einer Flachlandsiedlung in Salzburg-Maxglan vor. Diese Kulturgruppe erbrachte in Salzburg die ältesten Nachweise für die Verwendung von Kupfer, in Tirol dürfte in dieser Zeitstufe erstmals im Bereich der Inntaler Fahlerzreviere Kupferverhüttung stattgefunden haben. Im Jungneolithikum liegt der Salzburger Raum im Überschneidungsbereich der Altheimer und der etwa zeitgleichen Mondsee-Kultur. Keramik dieser Kulturgruppe mit ihrer charakteristischen, inkrustierten Stichverzierung konnte in Salzburg bislang nur am Rainberg und Götschenberg bei Bischofshofen nachgewiesen werden. In diese Periode fällt die Blütezeit der Pfahlbausiedlungen an den Seen des Salzkammergutes mit zahlreichen Fundstellen etwa am Atter- und Mondsee. In den Salzburger Seen insbesondere des Flachgaus fehlen jedoch bislang entsprechende Zeugnisse.

Etwa zeitgleich ist die nach einer Höhensiedlung in Südwestdeutschland benannte Michelsberger Kultur. Salzburg liegt am südöstlichsten Rand der Einflusssphäre dieser Kulturgruppe, deren kennzeichnende Gefäßform des sogenannten Tulpenbechers wiederum am Rainberg und am Grillberg bei Elsbethen gefunden wurde. In der Endphase des Neolithikums (ab etwa 2.800 v. Chr.) gehört Salzburg zum Verbreitungsgebiet der Chamer Gruppe (benannt nach einem Fundort im Bayerischen Wald). Entsprechende Funde liegen etwa vom Schlossberg in Mattsee, vom Rainberg, vom Grillberg, vom Tannberg bei Köstendorf und aus einer unbefestigten Flachlandsiedlung in Salzburg-Mülln vor. Schon an den Übergang zur Frühbronzezeit verweisen die sogenannte Glockenbecherkultur, deren Wurzeln auf der Iberischen Halbinsel zu vermuten sind, und die letztlich aus dem südrussischen Raum beeinflusste Schnurkeramik-Kultur. Funde beider Kulturgruppen aus der Halbhöhle am Hellbrunnerberg bilden den einzigen diesbezüglichen Siedlungsnachweis in Salzburg.

Die Bronzezeit (ab ca. 2.200 v. Chr.) ist durch die Einführung eines neuen Werkstoffes, einer Kupfer-Zinn-Legierung, charakterisiert, deren Materialeigenschaften insbesondere bei der Erzeugung von Geräten und Waffen den bisher verwendeten Rohstoffen Stein, Knochen/Geweih, aber auch unlegiertem Kupfer deutlich überlegen waren. Der rasch einsetzende Bevölkerungsaufschwung in weiten Bereichen des Salzburger Landes geht einher mit der Auffindung und Ausbeutung der reichen Kupfervorkommen am Mitterberg im Raum Bischofshofen, in den Pinzgauer Grasbergen und im Glemmtal, der Handel mit dem Rohmetall begünstigt die Entstehung von Siedlungen an den Wegtrassen in das Alpenvorland. Mit Ausnahme des Lungaus sind in allen anderen Landesteilen bereits in der ausgehenden Frühbronzezeit die weitaus meisten natürlich geschützten Geländekuppen und Anhöhen von Siedlungen besetzt.

Der steil aufragende Götschenberg am Eingang des Mühlbachtales bei Bischofshofen mit seinen gut erhaltenen Befestigungsanlagen war die erste prähistorische Siedlung in Salzburg, die archäologisch untersucht wurde (1879). Die Grabungen durch den Bergverwalter Johann Pirchl bestätigten den vermuteten Zusammenhang dieser Siedlung mit dem prähistorischen Kupfererzbergbau.

Von ersten Anfängen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich die Montanarchäologie als eigenständiger Wissenschaftszweig mit spezieller Methodik ausgebildet und widmet sich der Erforschung des prähistorischen Bergbaus, dem ausgehend von Salzburg eine überregionale Bedeutung für das bronze- und eisenzeitliche Wirtschaftsgefüge Zentraleuropas zukommt. Durch die konservierende Wirkung von Kupfer und Salz sowie den Luftabschluss blieben organische Materialien über Jahrtausende vorzüglich erhalten und bieten somit einzigartige Möglichkeiten der wissenschaftlichen Auswertung und Interpretation. Nach wichtigen Vorarbeiten unterschiedlicher Proponenten ist hier seit geraumer Zeit das Bergbaumuseum Bochum federführend tätig.

Eine frühe Handelsniederlassung im Alpenvorland für den wertvollen Rohstoff konnte in Obereching (Gemeinde St. Georgen) aufgedeckt werden. Unter den Fußböden von durch eine Brandkatastrophe zerstörten Hütten fanden sich vier Spangenbarrendepots mit einem Gesamtgewicht von rund 100 kg Kupfer. Die sogenannten Depot- oder Hortfunde treten ab der (Früh-)Bronzezeit verstärkt als neue Befundgattung auf. Es handelt sich dabei um teils umfangreiche Ansammlungen von Metallobjekten (Rohmaterial, Fertigwaren, Altmetall), die aus unterschiedlicher und nicht immer eindeutig erschließbarer Motivation dem Boden anvertraut wurden. Diese kann profane Ursachen haben, d. h. eine Verbergung vor drohender Gefahr oder die Anlegung eines Materiallagers durchaus auch im Sinne einer Vermögensbildung; irreversible Deponierungen in Gewässern, Mooren und Felsklüften stehen hingegen sicherlich im Zusammenhang mit kultischen Vorstellungen, da die wertvollen Metallartefakte späterhin nicht mehr geborgen werden konnten. Barren- und jüngere Gusskuchendepots wird man eher der ersten Kategorie zurechnen dürfen, dies gilt wohl auch für den spätbronzezeitlichen Hortfund mit dem Helm vom Pass Lueg.

Die bronzezeitlichen Bestattungssitten stehen anfänglich noch in der Tradition der späten Jungsteinzeit, die Menschen werden in Hockerstellung in Flachgräbern beigesetzt. In der Mittelbronzezeit erfolgte die Grablege der unverbrannten Verstorbenen unter aufgeschütteten Hügeln, in der Spätbronzezeit herrschte hingegen Brandbestattung überwiegend in Flachgräbern vor. Frühe Bespiele liegen aus Salzburg nur vereinzelt für die sogenannte Hügelgräberbronzezeit aus Grödig und zuletzt aus Großgmain vor. Ab dem Übergang von der Mittelbronzezeit zur spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur (ca. 14./13. Jahrhundert v. Chr.) sind etliche ausgedehnte Friedhöfe bekannt, etwa die Gräberfelder Saalfelden-Taxau, Taxenbach, Salzburg-Maxglan und Obereching (Gemeinde St. Georgen). Als wichtiger Siedlungspunkt vielleicht sogar mit zentralörtlicher Bedeutung in diesem Zeitabschnitt kann der Rainberg in der Stadt Salzburg herausgestellt werden.

In der danach benannten Eisenzeit übernimmt der neue Werkstoff sehr rasch eine dominierende Stellung in der Herstellung von Waffen und Geräten, während Schmuckobjekte weiterhin häufig aus Bronze angefertigt werden. Der nach dem oberösterreichischen Fundort bezeichnete ältere Abschnitt der Hallstattzeit (ab etwa 750 v. Chr.) ist im Bundesland Salzburg vor allem durch die Hügelgräbergruppen des Flachgaus (z. B. Mattsee-Hiab, Schleedorf-Mölkham, Köstendorf-Tannberg etc.) und durch ausgedehnte, umfangreich untersuchte Friedhöfe mit Steinkistengräbern in den Gebirgsgauen, so etwa in Uttendorf und Bischofshofen-Pestfriedhof belegt. Eine besondere Stellung nimmt die vom Ausgräber Fritz Moosleitner auch als Fürstensitz interpretierte Höhensiedlung am Hellbrunnerberg ein. Vielen genannten Fundstellen sind ihre weitreichenden Beziehungen in den süd- und südostalpinen Raum gemein, die sich im Fundmaterial abzeichnen. Herausragende Bedeutung kommt aber dem Dürrnberg bei Hallein zu. Die bergmännische Ausbeutung der Salzvorkommen ab etwa 600 v. Chr. führte zu einem raschen Aufschwung, bald scheint das Vorbild Hallstatt überflügelt worden zu sein. Der Dürrnberg übernimmt dessen Monopolstellung und deckt den Salzbedarf weiter Gebiete Mitteleuropas. Der dadurch gewonnene Wohlstand zeichnet sich in den reichen Ausstattungen mit vielen Luxus- und Importgütern von mehr als 300 Hügelgräbern ab, die oft über mehrere Generationen genutzt wurden. Eine stark befestigte Höhensiedlung am Ramsaukopf könnte einerseits den Hellbrunnerberg abgelöst, zugleich aber auch die kleineren Ansiedlungen im Hochtal kontrolliert haben. Im Ramsautal befand sich eine aufgrund der günstigen Erhaltungsbedingungen im Feuchtbodenmilieu besonders gut konservierte Gewerbesiedlung, deren Handwerksbetriebe u.a. Holzgefäße erzeugten. Ein Brandopferplatz am Hallersbühel diente der Kultausübung. Die direkte Anbindung an die Handelswege war durch eine Talsiedlung im Bereich der heutigen Stadt Hallein gewährleistet. Die Funde vom Dürrnberg, zuletzt bereichert durch eine Auswahl der prähistorischen Funde des Landes Salzburg, werden heute im Keltenmuseum Hallein aufbewahrt und präsentiert. Prominentestes Exponat bleibt sicherlich die 1932 in einem Hügelgrab am Dürrnberg entdeckte Schnabelkanne. Seit einigen Jahren werden die Grabfunde systematisch wissenschaftlich aufgearbeitet und im Rahmen der Publikationsreihe #Dürrnberg-Forschungen# vorgelegt.

Außerhalb des Dürrnberges sind für den jüngeren Abschnitt der Eisenzeit (ab 450 v. Chr.) wiederum der Rainberg, aber auch der Biberg bei Saalfelden und die Bürg (Bürgkogel) bei Kaprun als wichtige Siedlungszentren zu nennen. Die Viereckschanze von Oberndorf-Göming gehört als einziger Vertreter innerhalb Österreich zu einer speziellen Befundgruppe der Späteisenzeit mit umstrittener Funktionsansprache (Weihebezirk?). Auch das Werkzeugdepot eines keltischen Schmiedes vom Nikolausberg bei Golling sowie die Horte mit landwirtschaftlichen Gerätschaften aus Hainbach und Unterach stellen wichtige archäologische Quellen dar.

Im Zuge des sogenannten Alpenfeldzuges 15 v. Chr. kam die Provinz Noricum unter römische Herrschaft. Im Salzburger Raum erfolgte die Machtübernahme weitgehend friedlich, bestanden doch seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. enge wirtschaftliche und auch vertraglich abgesicherte Beziehungen zwischen Rom und dem norischen Königreich. Die größte und bedeutendste römische Ansiedlung entstand als Neugründung in der von den Salzburger Stadtbergen eingefassten Talniederung beidseits der Salzach. Bereits unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) wurde Iuvavum zum municipium erhoben und fungierte als Verwaltungsmittelpunkt eines großen Territoriums, das (mit Ausnahme des Lungaus) das gesamte heutige Bundesland Salzburg umfasste und auch angrenzende Gebiete Bayerns und Oberösterreichs einschloss. Zahlreiche, meist durch Baumaßnahmen bedingte Grabungen gaben gute Einblicke in Ausdehnung, Bebauungsdichte und wechselvolle Geschichte von Iuvavum. Die erste archäologische Grabung im Bereich der Salzburger Altstadt wurde im Jahre 1841 vorgenommen. Bei den Fundierungsarbeiten für die Errichtung des Mozart-Denkmals war man auf gut erhaltene Baureste aus römischer Zeit gestoßen. Um großflächige Grabungen zu ermöglichen, wurde die Aufstellung des Denkmals sogar um ein Jahr verschoben. Die Untersuchungen förderten Teilbereiche von wahrscheinlich zwei reich mit Mosaiken und Wandmalereien ausgestatteten Stadtvillen zutage. Das Felicitas-Mosaik mit der ergänzten Inschrift „Hic habitat [felicitas] nihil intret mali“ („Hier wohnt [das Glück], nichts Böses möge eintreten“) und das Acheloos-Mosaik mit Athletenkampfbildern werden im Salzburg Museum verwahrt. Von den Untersuchungen der letzten 50 Jahre seien aufgrund der besonders wichtigen Ergebnisse auswahlweise jene im Hof der Alten Universität (1970/71), im Areal der Erzabtei St. Peter (seit 1980), im Toskanatrakt der Residenz (1985–87), im Hof des Hauses Kapitelgasse 4 (1988/89), im Neugebäude der Residenz (1998–2000, 2003/04), am Residenzplatz (2007/08), im Furtwänglergarten (2008) und im Haus bzw. Innenhof Makartplatz 6 (2010/11) sowie im Bereich der Getreidegasse (2016/17) und der Linzer Gasse (2017) angeführt. Dennoch konnten wichtige Elemente jeder römischen Stadt wie das Forum (zentraler Platz mit den wichtigsten öffentlichen und sakralen Gebäuden), Thermen (öffentliche Badeanlagen) oder Theater bislang nicht lokalisiert werden.

Die Ausdehnung des römischen municipium lässt sich indirekt auch durch die Situierung der stets außerhalb der Stadtgrenzen angelegten Gräberfelder erschließen. Die größte Nekropole lag am Bürglstein und wurde durch erste Funde ab 1791 bekannt, späterhin durch Josef Rosenegger systematisch ausgebeutet.

Dörfliche Ansiedlungen (vici) aus römischer Zeit sind nach derzeitigem Kenntnisstand nur aus Fischhorn bei Bruck und im Bereich der Straßenstation von Immurium-Moosham eindeutig nachgewiesen. Eine wesentlich umfangreichere Befundgruppe stellen die vor allem im Flachgau zahlreich vertretenen römischen Gutshöfe (villae rusticae) dar. In einem davon, der sogenannten Palastvilla von Loig, schlug die Geburtsstunde der archäologischen Forschung im Land Salzburg, als am 9. August 1815 die Bayerische Akademie der Wissenschaften – damals gehörte Salzburg zu Bayern – mit groß angelegten Grabungen begann. Das berühmte Theseus-Mosaik ist heute im Kunsthistorischen Museum Wien zu bewundern. Durch die Übergabe Salzburgs an Österreich im Jahre 1816 unterblieb die Fortsetzung der Forschungsarbeiten, erst 1979 lebten sie wieder auf und werden mit Unterbrechungen, zuletzt vor allem als durch Baumaßnahmen bedingte Denkmalschutzgrabungen, weitergeführt. Bereits 1817 wurde in Glas (Salzburg-Aigen) ein Trakt des Herrenhauses einer großen Villenanlage aufgedeckt, 1907 bzw. 1912 erfolgten größere Untersuchungen in den Gutshöfen von Kemeting bei Bergheim und Kellau bei Kuchl. Jüngere Grabungsmaßnahmen betrafen etwa die Badegebäude der Gutshöfe von Hof-Elsenwang (1990/91) und Salzburg-Morzg (2000) sowie Ausschnitte der Anlagen in Salzburg-Liefering (2003), Hallwang (2005–07), St.Johann-Urreiting (2011) und Goldegg (2011–13). Im Zuge der Errichtung eines Gewerbegebietes in Pfongau, Gemeinde Neumarkt am Wallersee, wurden 1988/89 die Fundamente von vier Gebäuden angeschnitten. Diese gehören zu einem ausgedehnten römischen Gutshof, der seit 2008 im Rahmen eines Projektes der Salzburger Landesarchäologie in jährlichen Grabungskampagnen untersucht wird. Nicht unerwähnt darf der Gutshof in Saalfelden-Wiesersberg (1989/1998/2015) bleiben. Dort konnten gut erhaltene und inzwischen restaurierte Fragmente eines bemerkenswerten Deckenfreskos aufgefunden werden, das zu den qualitätsvollsten Zeugnissen römischer Malerei in Österreich gehört und heute im Museum Schloss Ritzen in Saalfelden präsentiert wird.

Ein keltisch-römisches Passheiligtum im Bereich der Scheitelstrecke der Großglockner-Hochalpenstraße (Hochtor) belegt, dass auch in der Hochblüte der römischen Herrschaft in der Provinz Noricum die altbekannten transalpinen Saumwege abseits der Staatsstraße Iuvavum-Immurium-Teurnia-Aquileia nicht in Vergessenheit gerieten und aufgrund der zunehmend verfallenden Infrastruktur in der Spätantike sogar wieder verstärkt begangen wurden. Neben zahlreichen hochwertigen Steindenkmälern (Grab- und Meilensteine etc.) sind als herausragende Fundensembles römischer Zeitstellung ein kleines Schmuckdepot aus Bruck-Fischhorn sowie ein Geschirrhort vom Schmitten bei Zell am See zu nennen. Ersteres besteht aus fünf etwa um 100 n. Chr. verborgenen Silberfibeln; von den fünf Bronzegefäßen aus Zell trägt eine Kasserolle am Henkel den Meisterstempel einer unteritalischen Werkstatt, die Stücke dürften nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. versteckt worden sein.

Bereits ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. setzt in Iuvavum der allmähliche Niedergang ein. In den unruhigen Zeiten der Spätantike scheint sich die Bevölkerung wieder verstärkt auf die geschützten Anhöhen des Nonn- und des Festungsberges zurückgezogen zu haben. Die Ausdehnung der Siedlungsfläche im Talgrund dürfte sich in der Spätphase verringern, auch die Einwohnerzahl nimmt wohl ab, die Stadt wird aber nie vollständig verlassen. Außerhalb des Stadtgebietes kommt dem Georgenberg bei Kuchl/Cucullae u.a. wegen seiner Erwähnung in der von Eugippius verfassten Lebensbeschreibung des hl. Severin eine besondere Bedeutung zu. Die schriftliche Quelle bezeugt in Cucullis (spätantike Form des Namens) für die 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts eine christliche Gemeinde und ein Gotteshaus. Archäologische Untersuchungen 1962/63 bestätigten, dass die natürlich geschützte Anhöhe in der Spätantike eine befestigte Höhensiedlung mit frühchristlicher Kirche trug, zeitgleiche Gräber fanden sich am Fuß des Georgenberges. Auch in Irrsdorf bei Straßwalchen wird eine kleine dörfliche Ansiedlung durch die Bestattung eines Mannes aus der spätrömischen Oberschicht mit reicher Ausstattung indirekt fassbar. Die größte Nekropole dieser Zeitstellung wurde bislang in Salzburg-Liefering entdeckt.

Der 488 durch den germanischen Heerführer Odoaker erteilte Befehl zur Räumung der Provinz (Ufer-)Noricum beendete zwar formal die römische Herrschaft in diesem Gebiet, bedeutete aber keinesfalls den Abzug der gesamten Bevölkerung. Auch wenn die archäologische Evidenz für das 5. Jahrhundert n. Chr. vorerst (noch) recht dünn ist, verweisen sowohl der Fortbestand (vor)römischer Ortsnamen als auch Gräberfelder wie Grödig auf den Verbleib romanischer Gruppen. Klare Hinweise auf die Zuwanderung einer geschlossenen Volksgruppe (der Bajuwaren) sind weder auf historischem noch auf archäologischem Weg zu gewinnen. Anfänge und Herkunft der Bajuwaren bleiben somit vage, die weitere historische Entwicklung kann jedoch einigermaßen gut erschlossen werden. So darf das 6. Jahrhundert als Neubeginn bzw. das 7. Jahrhundert mit der Herausbildung einer ausgeprägten sozialen Differenzierung als Konsolidierungsphase bezeichnet werden, bis mit der Aufgabe der Beigabensitte um 700 oder bald danach und der Verlagerung der Bestattungsplätze auf die bis heute genutzten Kirchenfriedhöfe die archäologischen Zugangsmöglichkeiten enden. Eine dichte Streuung an charakteristischen Flur- und Ortsnamen – gebildet aus Personennamen mit der Endung auf -ing, später auf -ham oder -heim – belegt die rasche Aufsiedlung unseres Raumes. Für den als Völkerwanderungszeit oder Frühmittelalter bezeichneten Zeitabschnitt des 5.–8. Jahrhunderts stehen als archäologische Quellen insbesondere die zeittypischen Reihenfriedhöfe zahlreich zur Verfügung, während sich von den durchwegs im Talgrund errichteten Siedlungsobjekten aus Holz aufgrund der Erhaltungsbedingungen sowie ihrer Lage in den über Jahrhunderte landwirtschaftlich genutzten Flächen oder im Bereich historischer Ortskerne bislang nur vereinzelt Spuren aufdecken ließen. Als wichtige Nekropolen sind etwa jene von Grödig, Wals-Siezenheim (Schwarzenbergkaserne), Adnet, Untereching (Gemeinde St. Georgen) und Liefering zu nennen, wiederholt begegnen in den Grabausstattungen Gegenstände langobardischer, alamannischer, fränkischer und ostgotischer Provenienz. Umfassende Einblicke zu einer frühmittelalterlichen Ansiedlung liegen bislang nur aus Niederalm (Gemeinde Anif) vor.

Der relativ junge Zweig der Kirchenarchäologie schlägt den Bogen vom Früh- zum Hochmittelalter, die Baugeschichte einer Kirche spiegelt in der Regel die Entwicklung der zugehörigen Siedlung wider. Rund 50 Kirchen sind bisher im Land Salzburg archäologisch erforscht, in einigen davon lässt sich die Bauentwicklung möglicherweise bis in das 8. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgen. Als Beispiel sei die Maximilianskirche in Bischofshofen genannt. Mehrfach wurde durch die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen ein gegenüber den vorliegenden schriftlichen Quellen – teils erheblich – früheres Entstehungsdatum nachgewiesen. Einschränkend bleibt allerdings anzumerken, dass die archäologischen Zuweisungen zumeist auf relativen Abfolgen basieren und gerade in Kirchen nur vereinzelt datierendes Fundmaterial angetroffen wurde. Eine erfreuliche Ausnahme bildet das im Zuge einer Generalsanierung der Filialkirche St. Martin im Lungau geborgene Fundkonvolut an Trachtbestandteilen aus frühen Gräbern des 9.–11. Jahrhunderts n. Chr.

Auch eines der bedeutendsten Forschungsprojekte der Nachkriegszeit in Salzburg ist bedingt in diesen Kontext zu rücken. Die sogenannten Domgrabungen (1956–58 und 1966/67) ermöglichten nicht nur Einblicke in die römische Verbauung des Residenz- und Domplatzes, sondern widmeten sich v.a. der Baugeschichte dieses zentralen Kirchenbaus im Stadtgebiet. Die freigelegten und konservierten Baureste sind zum Teil im Domgrabungsmuseum sowie in der spätromanischen Krypta des Domes zu besichtigen.

Seit 1993 führt das Salzburg Museum im Bereich der Festung Hohensalzburg archäologische Untersuchungen durch und betreut durch Baumaßnahmen bedingte Bodeneingriffe. Nachweise für eine prähistorische Besiedlung des strategisch wie topographisch begünstigten Festungsberges überraschen weniger als solche einer intensiven Nutzung in spätkeltischer und (früh)römischer Zeit. Die Entdeckung der romanischen Burgkapelle lieferte die qualitätsvollsten Zeugnisse hochmittelalterlicher Wandmalerei des 11./12. Jahrhunderts n. Chr. in Salzburg, zuletzt konnten 2017 die Grundrissdimensionen dieses wichtigen Bauwerks entscheidend ergänzt werden. Die Burgenarchäologie ist ansonsten in Salzburg weniger stark vertreten als in anderen Regionen, Grabungen fanden etwa auf der Ruine Bachsfall bei Bischofshofen, in den Lungauer Burgen Thurnschall bei Lessach und Edenvest bei Thomatal sowie der Ruine Wagrain statt. Die umfassendste Untersuchung wurde im Rahmen eines mehrjährigen Bestandssicherungsprojekts der Ruine Guetrat bei Hallein durchgeführt.

Die Grabungen in der Salzburger Altstadt beziehen sich nicht nur auf römische, sondern auch auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Baureste. So kamen zuletzt mehrfach (unterirdisch erhaltene) Teile der Stadtbefestigungen, z.B. im Bereich des Justizgebäudes am Kajetanerplatz, des Sternbräus und des Kurgartens ans Licht und konnten in einigen Fällen im Zuge der Neuadaptierungen für Besucher zugänglich gemacht werden. Die Freilegung von Senkgruben des 13.–19. Jahrhunderts – etwa im Hof des Toskanatraktes, im Zipfer-Bierhaus und im Schatz-Durchhaus – erbrachten riesige Mengen an Funden, vor allem Keramik, Glas und Holzgegenstände. Die Befundung historischer Beschüttungen in den Obergeschoßen von Gebäuden lieferte wertvolle Hinweise auf die (Um-)Baugeschichte der jeweiligen Liegenschaft.

In steigender Zahl erfolgen solche bauarchäologischen Befundungen auch in den ländlichen Gemeinden, so etwa im Ansitz Kuenburg in Tamsweg. Dieser erhielt sein heutiges Erscheinungsbild nach einer großen Umbauphase Mitte des 18. Jahrhunderts, Vorgängerbauten sollten nach dem spärlichen Überlieferungsbestand bereits seit dem 15. Jahrhundert bestanden haben. Die baubegleitende archäologische Betreuung ergab deutliche Hinweise auf eine erste bauliche Nutzung des Areals hingegen schon spätestens ab dem 14. Jahrhundert. Neben einem reichen Konvolut an Gefäßkeramik und Glasgefäßbruchstücken aus der Verfüllung eines gemauerten Schachteinbaus bzw. einer Grube sind insbesondere drei hochmittelalterliche Fibeln hervorzuheben, die bislang im Bundesland Salzburg noch nicht belegt waren. Ebenso wurde zuletzt die Translozierung eines bäuerlichen Objektes aus Ramingstein in das Freilichtmuseum Großgmain erstmals archäologisch begleitet.

Gewissermaßen als Spezialforschungsbereiche müssen Projekte wie jenes zum mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Goldbergbau in den Tauerntälern (Gasteinertal) oder zu einer neuzeitlichen Kugelmühle im Teufelsgraben bei Seeham gesehen werden.

Der deutlich überwiegende Anteil der archäologischen Erkenntnisse wird aus sogenannten Denkmalschutzgrabungen (Rettungsgrabungen) gewonnen, die durch das Bundesdenkmalamt als zuständiger Fachbehörde in Reaktion auf durch Baumaßnahmen gefährdete archäologische Denkmale veranlasst und durch regionale Institutionen wie das Salzburg Museum oder das Keltenmuseum, weitaus häufiger aber durch spezialisierte archäologische Dienstleister ausgeführt werden. Die Anzahl der reinen Forschungsprojekte nimmt hingegen aufgrund der allerorts rückläufigen finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcen kontinuierlich ab.

Peter Höglinger