Georg Rendl: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Rendl, Georg''', * Zell am See 1. 2. 1903, † St. Georgen bei Oberndorf 10. 1. 1972, Schriftsteller, Maler.
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Georg '''Rendl''', * 1. Februar 1903 in [[Zell am See]], † 10. Jänner 1972 in St. Georgen bei Oberndorf war ein Schriftsteller und Maler.
  
Seine Eltern stammten aus Tirol. Als Gebäudemeister der Staatsbahn wurde der Vater von Zell am See nach Salzburg versetzt. Die Stadt und der Flachgau wurden R.s Lebensraum. Ab 1915 →Realschule in Salzburg. In einem Kreise interessierter Schulkollegen (J. →Kaut, der Schauspieler Richard Tomaselli, der Musikwissenschafter E. →Schenk u. a.) las man zeitgenössische Literatur. Erste Gedichte R.s erschienen in der regionalen Zeitschrift »Der Föhn«. Der Titel schon belegt G. →Trakls Einfluss auf die Herausgeber. 1920 verließ er die Realschule. Sein Vater hatte in Salzburg nebenbei eine Imkerei aufgebaut und war bald ein bekannter Bienenzuchtlehrer. R. begann bei ihm zu lernen. Später arbeitete er als Bahnarbeiter, in einer Ziegelei und schließlich als Glasbläser in Bürmoos. Die bitteren Erfahrungen der folgenden Arbeitslosenjahre verarbeitete R. in seinem ersten Romanmanuskript »Vor den Fenstern« (ersch. 1932). Sein bekanntestes Werk, »Der Bienenroman«, erschien 1931.
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Aus Tirol stammend, wurde der Vater als Gebäudemeister der Staatsbahn von Zell am See nach Salzburg versetzt. Ab 1915 [[Realschule]] in Salzburg, die Rendl 1920 vorzeitig verließ. Erste Gedichte in der regionalen Zeitschrift ''Der Föhn''. Sein Vater hatte in Salzburg eine Imkerei aufgebaut und war bald ein bekannter Bienenzuchtlehrer. Rendl begann bei ihm zu lernen, arbeitete später als Bahnarbeiter, in einer Ziegelei und schließlich als Glasbläser in Bürmoos. Die bitteren Erfahrungen der folgenden Arbeitslosenjahre verarbeitete Rendl in seinem ersten Roman ''Vor den Fenstern'' (1932). Sein bekanntestes Werk, ''Der Bienenroman'', erschien 1931.
  
In die Arbeitslosenjahre fällt R.s innere Wandlung vom Atheisten zu einer »das ganze Sein umfassenden und verwandelnden Begegnung mit Gott«. Dieses religiöse Erlebnis gestaltete er in seinem autobiographischen Roman »Der Berufene« (1934). Lebensfreundschaft mit J. →Schulz, in den 30er Jahren mit J. →Haringer befreundet, Bekanntschaft mit S. →Zweig und Joseph Roth. Autobiographisches verarbeitete R. auch in seiner Romantrilogie »Die Glasbläser von Bürmoos« (1936, 1951). Sein Schauspiel »Elisabeth, Kaiserin von Österreich« wurde 1937 am Volkstheater in Wien uraufgeführt. Obwohl sich R. nie parteipolitisch band, wurde er 1940, angeblich wegen »Schwarzhörens«, von der Gestapo verhaftet; Militärdienst.
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In diese Zeit fiel Rendls innere Wandlung vom Atheisten zu einer intensiven Religiosität, die er in seinem autobiografischen Roman ''Der Berufene'' (1934) gestaltete. Freundschaft mit [[Josef Schulz]], [[Josef Kaut]], [[Jakob Haringer]], [[Georg Eberl]] und [[Alois Grasmayr]].
  
Seit 1938 besaß R. in St. Georgen bei Oberndorf ein altes »Brechelbad«, das er, vor allem nach 1945, zur Wohnstätte umbaute (heute Gedenkstätte; s. »Haus in Gottes Hand«, 1951). Am Landestheater Salzburg wurden zwei Schauspiele von ihm uraufgeführt: »Bleiben Sie bei uns, Vianney!« (1954) und »Savonarola« (1957). Im Alter wandte er sich wieder stärker der Malerei zu, er hinterließ ca. 200-300 Öl- und Hinterglasbilder. Anfang der 80er Jahre stiftete die Kammer für Arbeiter u. Angestellte Salzburg den Georg-Rendl-Preis für Literatur der Arbeitswelt: Nach dreimaliger Verleihung (an Christine →Haidegger, Engelbert Obernosterer und an O. P. →Zier) wurde der Preis eingestellt. Am 24. 9. 2000 gründete sich die »Georg Rendl-Gesellschaft« in St. Georgen.
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Autobiografisches verarbeitete Rendl auch in seiner Romantrilogie ''Die Glasbläser von Bürmoos'' (1935, 1937). Sein Schauspiel ''Elisabeth, Kaiserin von Österreich'' wurde 1937 am Volkstheater in Wien uraufgeführt. Obwohl sich Rendl nie parteipolitisch band, wurde er 1940, wegen angeblichen „Schwarzhörens“, von der Gestapo verhaftet; Militärdienst in St. Johann in Tirol, wo er 1945 Widerstandskreise unterstützte; dafür 1947 Ehrenurkunde des „Bundes demokratischer Freiheitskämpfer Österreichs“.
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Seit 1938 besaß Rendl in St. Georgen bei Oberndorf ein altes Brechelbad (Haus für die Bearbeitung von Flachs), das er v.a. nach 1945 zur Wohnstätte umbaute (vgl. ''Haus in Gottes Hand'', 1951). Am Landestheater Salzburg ([[Theater]]) wurden zwei Stücke Rendls uraufgeführt: ''Bleiben Sie bei uns, Vianney!'' (1954), ''Savonarola'' (1957). Im Alter wandte er sich stärker der Malerei zu; er hinterließ ca. 200–300 Öl- und Hinterglasbilder.
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Anfang der 1980er-Jahre stiftete die Kammer für Arbeiter und Angestellte Salzburg den Georg-Rendl-Preis für Literatur der Arbeitswelt; er wurde drei Mal verliehen (an [[Christine Haidegger]], Engelbert Obernosterer, [[O. P. Zier]]). Die im Jahr 2000 gegründete Georg-Rendl-Gesellschaft in St. Georgen existiert nicht mehr.
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Literarischer Nachlass und Bibliothek im [[Literaturarchiv Salzburg]].
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Datei:Rendl, Georg, Selbstportrait, 1971, Öl auf Leinwand, 70 x 60 cm. Copyright Salzburg Museum, Bildrechte bei der Gemeinde St. Georgen.jpg|Selbstportrait (1971)
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* Ausstellungskat. G.R. Dichter und Maler. SMCA 2003
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* Neuausgabe des »Bienenromans« und der »Glasbläser von Bürmoos« in der Reihe »Salzburger Bibliothek« (Bde. 3 u. 4), hg. v. H. Holl. Salzburg 1995 und 1996.
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* Silvia Bengesser: Literaturlandschaft Flachgau. Salzburg 2017, S. 47–53.
* K. H. Ritschel in: SN, 29. 1. 1983.
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* Arnold Nauwerck: Georg Rendl. Sein Leben im Spiegel von Quellen und Dokumenten. Salzburg 2006.
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* Peter Laub (Hg.): Georg Rendl (1903–1972). Ausstellungskatalog Salzburg 2003.
  
 
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Aktuelle Version vom 1. November 2021, 03:25 Uhr

Georg Rendl, * 1. Februar 1903 in Zell am See, † 10. Jänner 1972 in St. Georgen bei Oberndorf war ein Schriftsteller und Maler.

Aus Tirol stammend, wurde der Vater als Gebäudemeister der Staatsbahn von Zell am See nach Salzburg versetzt. Ab 1915 Realschule in Salzburg, die Rendl 1920 vorzeitig verließ. Erste Gedichte in der regionalen Zeitschrift Der Föhn. Sein Vater hatte in Salzburg eine Imkerei aufgebaut und war bald ein bekannter Bienenzuchtlehrer. Rendl begann bei ihm zu lernen, arbeitete später als Bahnarbeiter, in einer Ziegelei und schließlich als Glasbläser in Bürmoos. Die bitteren Erfahrungen der folgenden Arbeitslosenjahre verarbeitete Rendl in seinem ersten Roman Vor den Fenstern (1932). Sein bekanntestes Werk, Der Bienenroman, erschien 1931.

In diese Zeit fiel Rendls innere Wandlung vom Atheisten zu einer intensiven Religiosität, die er in seinem autobiografischen Roman Der Berufene (1934) gestaltete. Freundschaft mit Josef Schulz, Josef Kaut, Jakob Haringer, Georg Eberl und Alois Grasmayr.

Autobiografisches verarbeitete Rendl auch in seiner Romantrilogie Die Glasbläser von Bürmoos (1935, 1937). Sein Schauspiel Elisabeth, Kaiserin von Österreich wurde 1937 am Volkstheater in Wien uraufgeführt. Obwohl sich Rendl nie parteipolitisch band, wurde er 1940, wegen angeblichen „Schwarzhörens“, von der Gestapo verhaftet; Militärdienst in St. Johann in Tirol, wo er 1945 Widerstandskreise unterstützte; dafür 1947 Ehrenurkunde des „Bundes demokratischer Freiheitskämpfer Österreichs“.

Seit 1938 besaß Rendl in St. Georgen bei Oberndorf ein altes Brechelbad (Haus für die Bearbeitung von Flachs), das er v.a. nach 1945 zur Wohnstätte umbaute (vgl. Haus in Gottes Hand, 1951). Am Landestheater Salzburg (Theater) wurden zwei Stücke Rendls uraufgeführt: Bleiben Sie bei uns, Vianney! (1954), Savonarola (1957). Im Alter wandte er sich stärker der Malerei zu; er hinterließ ca. 200–300 Öl- und Hinterglasbilder.

Anfang der 1980er-Jahre stiftete die Kammer für Arbeiter und Angestellte Salzburg den Georg-Rendl-Preis für Literatur der Arbeitswelt; er wurde drei Mal verliehen (an Christine Haidegger, Engelbert Obernosterer, O. P. Zier). Die im Jahr 2000 gegründete Georg-Rendl-Gesellschaft in St. Georgen existiert nicht mehr.

Literarischer Nachlass und Bibliothek im Literaturarchiv Salzburg.

Literatur:

  • Silvia Bengesser: Literaturlandschaft Flachgau. Salzburg 2017, S. 47–53.
  • Arnold Nauwerck: Georg Rendl. Sein Leben im Spiegel von Quellen und Dokumenten. Salzburg 2006.
  • Peter Laub (Hg.): Georg Rendl (1903–1972). Ausstellungskatalog Salzburg 2003.

H.H.