Hubert Sattler: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Sattler, Hubert''', * Wien 21. 1. 1817, † Wien 3. 4. 1904, Maler.
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[[Datei:Sattler, Hubert, Kosmorama, Die Memnonkolosse im Niltal, 1846, Öl auf Leinwand, 104,5 x 132,5 cm, Besitz und Foto Salzburg Museum.jpg|miniatur|''Die Memnonkolosse im Niltal'', Kosmorama von 1846]]
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Hubert '''Sattler''', * 21. Jänner 1817 in Wien, † 3. April 1904 in Wien; Maler.  
  
Einer der interessantesten Reisemaler des 19. Jh.s, wuchs in dieses Metier hinein, als er seine Familie auf der Tournee mit dem Salzburg-Panorama begleitete. Bereits als Zwölfjähriger besuchte er die Wiener Akad., bis 1870 führte er das Leben eines gehobenen Schaustellers, erwarb Ansehen und Vermögen. Expositionen (sogar in Nordamerika) wechselten mit Erkundungsreisen in fast alle Teile der Welt. Die unterwegs skizzierten Eindrücke wurden zu Hause, anfangs noch in Zusammenarbeit mit dem Vater Johann Michael →S., zu sogenannten Kosmoramen verarbeitet, großformatigen Ansichtsbildern, die für eine dreidimensionale Betrachtung bei künstlichem Licht und durch spezielle Linsen bestimmt waren. Für die Befriedigung der Schaulust wurden Naturschauspiele genauso wie archäologische Attraktionen, Hochgebirgs- und Großstadtpanoramen (z. B. von New York, Boston, Paris, London, Rom, Moskau, Istanbul, Havanna), architektonische Wahrzeichen, Seestücke und exotische Szenerien aufgeboten. In seiner Malweise unterwarf sich S. mit einer gleichmäßigen Präzision, die erst der moderne Fotorealismus wieder schätzen lehrt, völlig den Anforderungen des Guckkastenillusionismus. Während die Skizzen noch atmosphärische Reize bergen, nimmt in den Ölbildern allmählich eine luftleere Künstlichkeit überhand. S.s von einem Ausstoß kleinformatiger Massenware begleitete Aktivitäten, sein mit Geschäftssinn gepaarter malerischer Positivismus sind für den Geist des Weltausstellungs-Zeitalters sehr bezeichnend. Die über 100 Kosmoramen, 1870 der Stadt Salzburg zum Geschenk gemacht, 1875-1937 in einem eigens dafür errichten Rundbau ausgestellt, befinden sich heute im →SMCA. (Farbabb. S. 352)
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Einer der interessantesten Reisemaler des 19. Jahrhunderts, wuchs in dieses Metier hinein, als er seine Familie auf der Tournee mit dem Salzburg-Panorama begleitete. Bereits als Zwölfjähriger besuchte er die Wiener Akademie; bis 1870 führte er das Leben eines gehobenen Schaustellers, erwarb Ansehen und Vermögen. Expositionen (sogar in Nordamerika) wechselten mit Erkundungsreisen in fast alle Teile der Welt. Die unterwegs skizzierten Eindrücke wurden zu Hause, anfangs noch in Zusammenarbeit mit dem Vater [[Johann Michael Sattler]], zu sogenannten ''Kosmoramen'' verarbeitet, großformatigen Ansichtsbildern, die für eine dreidimensionale Betrachtung bei künstlichem Licht und durch spezielle Linsen bestimmt waren.
  
Literatur:
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Für die Befriedigung der Schaulust eines großstädtischen Massenpublikums wurden Naturschauspiele genauso wie archäologische Attraktionen, Hochgebirgs- und Großstadtpanoramen (z.B. von New York, Boston, Paris, London, Rom, Moskau, Istanbul, Havanna), architektonische Wahrzeichen, Seestücke und exotische Szenerien aufgeboten, wobei Hubert Sattler mit begleitenden Texten auch volksbildnerische Absichten verfolgte. In seiner gleichmäßig präzisen Malweise, die erst der moderne Fotorealismus wieder schätzen lernte, unterwarf er sich völlig den Anforderungen eines Guckkastenillusionismus. Sattlers von einer regen Produktion kleinformatiger Veduten begleitete Aktivitäten, sein mit Geschäftssinn gepaarter malerischer Positivismus, sind für den Geist der Weltausstellungs-Epoche bezeichnend.
  
* Ausstellungskat. European Traveller-Artists in Nineteenth-Century México. México 1996.
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Die 128 Kosmoramen, 1870 der Stadt Salzburg zum Geschenk gemacht, 1875–1937 in einem eigens dafür errichteten Rundbau ausgestellt, befinden sich heute im [[Salzburg Museum]]; seit 2005 sind wechselnde Zusammenstellungen im Panorama Museum Salzburg zu besichtigen.
* Ausstellungskat. Faszination Landschaft. Residenzgalerie Salzburg 1995.
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* Ausstellungskat. »Sehsucht«. Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts, Bonn 1993.
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Von den Kindern Sattlers wurde Hubert Sattler (* 9. September 1844 in Salzburg, † 15. November 1929 in Leipzig) ein bedeutender Ophthalmologe; er war Professor an der Leipziger Universität und erforschte die Anatomie des Auges. Der jüngere Sohn Anton Sattler (* 21. April 1846 in Salzburg, † 10. April 1883 in Herzogenburg) war trotz seiner kurzen Lebensspanne ein angesehener Alpinist und Zeichner von Gebirgspanoramen, oft in Gemeinschaft mit [[Carl von Frey]].
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* Ausstellungskat. Orient & Okzident. Belvedere Wien 2012.
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* Ausstellungskat. Die hohen Tauern. Salzburg Museum 2012, S. 58, 71, 132f., 143.
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* Schriftenreihe Kosmoramen von Hubert Sattler des Salzburg Museum, Bd. 1–9, 2006ff.
 
* B. Stopfer in: SMusBl. 38, 1977, Nr. 1.
 
* B. Stopfer in: SMusBl. 38, 1977, Nr. 1.
* Dies.: H. S. Diss. Salzburg 1976.
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* Dies.: H.S. Diss. Univ. Salzburg 1976.
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* Zu Anton Sattler: O. Pausch: Ein noch zu hebender Schatz. In: MGSLK 152, 2012, S.321–371.
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Aktuelle Version vom 5. März 2022, 10:06 Uhr

Die Memnonkolosse im Niltal, Kosmorama von 1846

Hubert Sattler, * 21. Jänner 1817 in Wien, † 3. April 1904 in Wien; Maler.

Einer der interessantesten Reisemaler des 19. Jahrhunderts, wuchs in dieses Metier hinein, als er seine Familie auf der Tournee mit dem Salzburg-Panorama begleitete. Bereits als Zwölfjähriger besuchte er die Wiener Akademie; bis 1870 führte er das Leben eines gehobenen Schaustellers, erwarb Ansehen und Vermögen. Expositionen (sogar in Nordamerika) wechselten mit Erkundungsreisen in fast alle Teile der Welt. Die unterwegs skizzierten Eindrücke wurden zu Hause, anfangs noch in Zusammenarbeit mit dem Vater Johann Michael Sattler, zu sogenannten Kosmoramen verarbeitet, großformatigen Ansichtsbildern, die für eine dreidimensionale Betrachtung bei künstlichem Licht und durch spezielle Linsen bestimmt waren.

Für die Befriedigung der Schaulust eines großstädtischen Massenpublikums wurden Naturschauspiele genauso wie archäologische Attraktionen, Hochgebirgs- und Großstadtpanoramen (z.B. von New York, Boston, Paris, London, Rom, Moskau, Istanbul, Havanna), architektonische Wahrzeichen, Seestücke und exotische Szenerien aufgeboten, wobei Hubert Sattler mit begleitenden Texten auch volksbildnerische Absichten verfolgte. In seiner gleichmäßig präzisen Malweise, die erst der moderne Fotorealismus wieder schätzen lernte, unterwarf er sich völlig den Anforderungen eines Guckkastenillusionismus. Sattlers von einer regen Produktion kleinformatiger Veduten begleitete Aktivitäten, sein mit Geschäftssinn gepaarter malerischer Positivismus, sind für den Geist der Weltausstellungs-Epoche bezeichnend.

Die 128 Kosmoramen, 1870 der Stadt Salzburg zum Geschenk gemacht, 1875–1937 in einem eigens dafür errichteten Rundbau ausgestellt, befinden sich heute im Salzburg Museum; seit 2005 sind wechselnde Zusammenstellungen im Panorama Museum Salzburg zu besichtigen.

Von den Kindern Sattlers wurde Hubert Sattler (* 9. September 1844 in Salzburg, † 15. November 1929 in Leipzig) ein bedeutender Ophthalmologe; er war Professor an der Leipziger Universität und erforschte die Anatomie des Auges. Der jüngere Sohn Anton Sattler (* 21. April 1846 in Salzburg, † 10. April 1883 in Herzogenburg) war trotz seiner kurzen Lebensspanne ein angesehener Alpinist und Zeichner von Gebirgspanoramen, oft in Gemeinschaft mit Carl von Frey.

Lit.:

  • Ausstellungskat. Orient & Okzident. Belvedere Wien 2012.
  • Ausstellungskat. Die hohen Tauern. Salzburg Museum 2012, S. 58, 71, 132f., 143.
  • Schriftenreihe Kosmoramen von Hubert Sattler des Salzburg Museum, Bd. 1–9, 2006ff.
  • B. Stopfer in: SMusBl. 38, 1977, Nr. 1.
  • Dies.: H.S. Diss. Univ. Salzburg 1976.
  • Zu Anton Sattler: O. Pausch: Ein noch zu hebender Schatz. In: MGSLK 152, 2012, S.321–371.

N.​Sch.