Johann von Staupitz: Unterschied zwischen den Versionen
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− | '''Staupitz | + | Johann von '''Staupitz''', * um 1468 in Motterwitz bei Leisnig, Sachsen, † 28. Februar 1524 im Unterinntal, Theologe und Abt. Sächsischer Landadeliger. Studierte in Köln und Leipzig und trat 1490 in München in den Augustiner-Eremitenorden ein. 1497 Prior in Tübingen, Studium an der dortigen Universität, 1500 Promotion zum Doktor der Theologie. |
− | + | Ab 1502 Professor für Bibelwissenschaft und erster Dekan der Theologischen Fakultät der neugegründeten Universität Wittenberg. Ab 1503 Generalvikar aller reformierten und 1509–12 auch der nichtreformierten Augustinerklöster Deutschlands. Seit Herbst 1512 meist in Süddeutschland (München, Nürnberg, Salzburg). Staupitz widmete sich der Seelsorge in Patrizierkreisen und Schwesternklöstern. In Salzburg wirkte er schon 1512 und erneut ab dem Frühjahr 1518 als Prediger an der Stadtpfarrkirche ([[Franziskanerkirche]]). Als Inhaber der sogenannten Stiftsprädikatur hielt er beliebte Fastenpredigten. | |
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+ | Staupitz war ein Freund und als Generalvikar direkter Vorgesetzter des Reformators Martin Luther, dessen innere Entwicklung er stark beeinflusst hatte; Luther wurde 1512 sein Nachfolger in der Wittenberger Professur. Staupitz löste ihn 1518 vom Ordensgehorsam und lud Luther nach Salzburg ein, trat aber nach dessen endgültigem Bruch mit der Kirche als Generalvikar zurück (1520). Er hatte die Lehre Luthers kaum durchschaut, sie auch nicht wesentlich gefördert und sich später vollkommen von ihr distanziert. 1522 trat er mit päpstlicher Genehmigung zum Benediktinerorden über und war Berater des Kardinals [[Matthäus Lang von Wellenburg]], der seine Wahl zum Abt von [[St. Peter]] durchsetzte (1. August 1522). | ||
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+ | Als eine der kirchengeschichtlich bedeutsamsten Persönlichkeiten gilt Staupitz trotz seiner kurzen Amtszeit als berühmtester Abt des Petersklosters. Sein Nachlass (mit Briefen Luthers) wurde in der Zeit der Gegenreformation im Stiftshof von St. Peter verbrannt. Sein umfangreiches Gesamtwerk (theologische und kirchenrechtliche Schriften, Predigten) wird als theologisch nicht besonders bedeutend eingestuft. | ||
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* J. Sallaberger: Die Einladung Martin Luthers nach Salzburg im Herbst 1518. In: MGSLK 151 (2011), S. 127–159. | * J. Sallaberger: Die Einladung Martin Luthers nach Salzburg im Herbst 1518. In: MGSLK 151 (2011), S. 127–159. | ||
− | * J. | + | * J.v.St. Salzburger Predigten 1512. Tübingen 1990. |
− | * W. Günter: J. | + | * W. Günter: J.v.St. (ca. 1468–1524). In: E. Iserloh: Katholische Theologen der Reformationszeit V. Münster 1988, S. 11–31. |
− | * J. Sallaberger: Abt J. | + | * J. Sallaberger: Abt J.v.St. (1522–1524). In: St. Peter in Salzburg, Kat. Salzburg 1982, S. 91–98 u. 321–329. |
− | * Ders.: | + | * Ders.: J.v.S., die Stiftsprediger und die Mendikanten-Termineien in Salzburg. In: FS. St. Peter zu Salzburg 582–1982. Salzburg 1982, S. 218–269. |
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Version vom 3. November 2020, 04:07 Uhr
Johann von Staupitz, * um 1468 in Motterwitz bei Leisnig, Sachsen, † 28. Februar 1524 im Unterinntal, Theologe und Abt. Sächsischer Landadeliger. Studierte in Köln und Leipzig und trat 1490 in München in den Augustiner-Eremitenorden ein. 1497 Prior in Tübingen, Studium an der dortigen Universität, 1500 Promotion zum Doktor der Theologie.
Ab 1502 Professor für Bibelwissenschaft und erster Dekan der Theologischen Fakultät der neugegründeten Universität Wittenberg. Ab 1503 Generalvikar aller reformierten und 1509–12 auch der nichtreformierten Augustinerklöster Deutschlands. Seit Herbst 1512 meist in Süddeutschland (München, Nürnberg, Salzburg). Staupitz widmete sich der Seelsorge in Patrizierkreisen und Schwesternklöstern. In Salzburg wirkte er schon 1512 und erneut ab dem Frühjahr 1518 als Prediger an der Stadtpfarrkirche (Franziskanerkirche). Als Inhaber der sogenannten Stiftsprädikatur hielt er beliebte Fastenpredigten.
Staupitz war ein Freund und als Generalvikar direkter Vorgesetzter des Reformators Martin Luther, dessen innere Entwicklung er stark beeinflusst hatte; Luther wurde 1512 sein Nachfolger in der Wittenberger Professur. Staupitz löste ihn 1518 vom Ordensgehorsam und lud Luther nach Salzburg ein, trat aber nach dessen endgültigem Bruch mit der Kirche als Generalvikar zurück (1520). Er hatte die Lehre Luthers kaum durchschaut, sie auch nicht wesentlich gefördert und sich später vollkommen von ihr distanziert. 1522 trat er mit päpstlicher Genehmigung zum Benediktinerorden über und war Berater des Kardinals Matthäus Lang von Wellenburg, der seine Wahl zum Abt von St. Peter durchsetzte (1. August 1522).
Als eine der kirchengeschichtlich bedeutsamsten Persönlichkeiten gilt Staupitz trotz seiner kurzen Amtszeit als berühmtester Abt des Petersklosters. Sein Nachlass (mit Briefen Luthers) wurde in der Zeit der Gegenreformation im Stiftshof von St. Peter verbrannt. Sein umfangreiches Gesamtwerk (theologische und kirchenrechtliche Schriften, Predigten) wird als theologisch nicht besonders bedeutend eingestuft.
Lit.:
- J. Sallaberger: Die Einladung Martin Luthers nach Salzburg im Herbst 1518. In: MGSLK 151 (2011), S. 127–159.
- J.v.St. Salzburger Predigten 1512. Tübingen 1990.
- W. Günter: J.v.St. (ca. 1468–1524). In: E. Iserloh: Katholische Theologen der Reformationszeit V. Münster 1988, S. 11–31.
- J. Sallaberger: Abt J.v.St. (1522–1524). In: St. Peter in Salzburg, Kat. Salzburg 1982, S. 91–98 u. 321–329.
- Ders.: J.v.S., die Stiftsprediger und die Mendikanten-Termineien in Salzburg. In: FS. St. Peter zu Salzburg 582–1982. Salzburg 1982, S. 218–269.
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