Virgil: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. Dezember 2016, 02:19 Uhr

Virgil, hl. (Geburtsdaten unbekannt), † Salzburg 27. 11. 784, Abt von →St. Peter 746/47-84, ab 749 Bischof von Salzburg.

Vermutl. war er Nachfahre der Herrscherfamilie von Loegaire mit Heimat Trim (Mittelirland) und lebte zeitweise im Inselkloster Iona. Seine Identifizierung mit dem gleichnamigen Abt von Aghaboe, Feirgil dem Geometer, wird neuerdings angezweifelt. Um 743 kam V. (er war bereits Abt, besaß die Priesterweihe und den Rang eines »Weisen«) mit irischen Pilgern auf den Kontinent und blieb zwei Jahre am Hof des späteren Königs Pippin. Ende 745/Anfang 746 wirkte er in Bayern, wo ihn Herzog Odilo 746/47 zum Abt von St. Peter machte und ihm damit die Leitung des Salzburger Bistums übertrug (Bischofsweihe am 15. 6. 749). Trotz Konflikten mit Bonifatius (kanonische Irregularität von V.s Bestellung, Ablehnung der Wiedertaufe nach Formfehlern, Streit um Kugelgestalt der Erde und Antipodenlehre) blieb V.s Stellung unangefochten. Er begann mit einer großangelegten Slawenmission, errichtete im heutigen Kärnten erste Kirchen und setzte eigene Chorbischöfe ein. Er konnte den Salzburger Besitz vervielfachen. Als bedeutender Literat regte V. vermutl. die älteste Salzburger →Annalistik an, ließ den älteren Teil des →Verbrüderungsbuches von St. Peter anlegen und verfasste möglicherweise die Kosmographie des Aethicus Ister, angeblich ein Auszug aus dem Bericht eines aus Istrien stammenden Weltreisenden namens Aethicus, mit dem V. eine späte literarische Rache an seinem bereits verstorbenen Widersacher Bonifatius genommen haben könnte. Salzburg wurde zu seiner Zeit zum führenden Zentrum von Kunst und Kultur im Südostalpenraum und entwickelte das erste eigenständige Kulturschaffen auf heute österr. Boden (Tassilokelch, Cutbercht-Evangeliar). Am 24. 9. 774 ließ V. die Reliquien des hl. →Rupert aus dessen Heimat Worms nach Salzburg überführen; er weihte die erneuerte und großzügig erweiterte dreischiffige Basilika zu Ehren Ruperts und des hl. Petrus. Dieser mächtige V.-Dom wurde mehrfach als »Krönungskirche« der Agilolfinger angesprochen. V. starb 784; er wurde am 10. 6. 1233 heiliggesprochen.

Literatur:

  • F. Holböck: Die Heiligen Salzburgs. Salzburg-München 1996, S. 62 ff.
  • H. Wolfram: Salzburg, Bayern, Österreich. Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit, in: MIÖG Erg.-Bd. 31, Wien-München 1995.
  • H. Dopsch, R. Juffinger (Hg.): V. v. Salzburg. Missionar und Gelehrter, Salzburg 1985.
  • H.Wolfram: Die Zeit der Agilolfinger. In: Geschichte I/1, S. 139 ff.
  • H. Löwe: Ein literarischer Widersacher des Bonifatius. Virgil von Salzburg und die Kosmographie des Aethicus Ister, Abhandlungen der Akad. der Wissenschaften und Literatur, Mainz, Jg. 1951, Nr. 11, Wiesbaden 1951.

P.F.K.