Simon Stampfer
Simon Stampfer, * 26. Oktober 1790 in Raneburg bei Matrei, Salzburg, † 10. November 1864 in Wien, Naturwissenschaftler. 1819–25 Professor für Mathematik und Physik am Salzburger Lyceum, Lehrer und Förderer von Christian Doppler.
Vermessung der Salzburger Landesgrenzen (1816, 1819), Einrichtung und Betrieb einer Sternwarte im Turm des Schlosses Mirabell (bis zum Brand 1818), Einbeziehung Salzburgs in das geodätische Erdnetz durch Längengradmessungen zwischen München und Prag (1818–23). Relativ exakte Messung der Schallgeschwindigkeit, vorgenommen zwischen Untersberg und Mönchsberg (1818, publiziert 1825). Barometrische Höhenbestimmung des Großglockners gemeinsam mit P.K. →Thurwieser (1824). 1826–48 Ordinarius für Praktische Geometrie am k.k. Polytechnischen Institut (heute Technische Universität) in Wien, Mitbegründer der Akademie der Wissenschaften.
Seine bedeutendste Entdeckung ist das stroboskopische Prinzip, technologische Grundlage des Kinos und des Fernsehens, dargelegt in der bahnbrechenden Schrift Über die optischen Täuschungs-Phänomene, welche durch die stroboskopischen Scheiben (optischen Zauberscheiben) hervorgebracht werden (1834). Mit dem kommerziell weltweit verbreiteten Lebensrad (patentiert 7. Mai 1833) schuf Stampfer 100 Jahre vor Walt Disney die ersten Zeichentrickfiguren der Welt.
Weiterentwicklung des Stroboskops in Technik, Industrie und Wahrnehmungspsychologie (1910, Gestalttheorie). Zwei Dutzend weitere Erfindungen und Verfahren, u.a. zur Messung von Kurzsichtigkeit (Optometer), Marine-Entfernungsmesser, Alkoholometer sowie Beobachtungen von Kometen und von Sonnenfinsternissen (1842 und 1851) und Konstruktion von Geräten für Messtechnik und Astronomie mit Johann F. Voigtländer für die weltweite Verwendung (v.a. Stampfersche Meßschraube, Patent 1836).
Die Stadt Salzburg vergab 2018 zum vierten Mal den nach Stampfer benannten biennalen Filmnachwuchspreis Simon Stampfer.
Lit.:
- S.S. goes Hollywood oder das Genie S.S., Film (Regie: Sina Moser). Salzburg, 2011 (Schauspieler: Otto Beck, Franz Schlager, Juliane Mikoletzky, Helmut Heuberger, Christian Strasser).
- P. Schuster, C. Strasser: S.S. 1790–1864. Von der Zauberscheibe zum Film. Salzburg 1998.
Ch.St.