Religionen und staatlich anerkannte Bekenntnisgemeinschaften
Neben ihrer spirituellen haben Religionen auch eine kulturelle Bedeutung. Sie können bei der „Suche nach dem Sinn des Lebens“ helfen und Werte vorgeben. Weiters begründen sie Ethik, Moral und Sitten. Durch ihre Feiertage und Feste, aber auch durch Rituale und Praxen im Alltag können sie den Tag, die Woche, das Jahr und das (individuelle oder gemeinschaftliche) Leben strukturieren. Die Republik Österreich verschafft mit der „gesetzlichen Anerkennung“ als Kirche oder Religionsgemeinschaft dieser einen besonderen Status. „Die gesetzliche Anerkennung bewirkt die Verleihung der öffentlich-rechtlichen Rechtspersönlichkeit an eine Kirche oder Religionsgemeinschaft, wodurch ihr die Stellung einer Körperschaft öffentlichen Rechts zukommt. Dieses beinhaltet auch die privatrechtliche Rechtsfähigkeit.“ Diese Körperschaften nehmen neben den religiösen auch kulturpolitische, soziale und gesellschaftliche Aufgaben wahr.
Inhaltsverzeichnis
Buddhismus
Die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft (ÖBR) vertritt sämtliche Mitgliedsgruppen und Orden der buddhistischen Hauptrichtungen (Mahayana, Theravada, Vajrayana). In Salzburg-Stadt existiert mit der Buddhistischen Gemeinschaft Salzburg ein traditionsübergreifender Praxisort. Folgende Orden oder Mitgliedsgruppen haben Niederlassungen in Salzburg: Die Theravada-Gruppe Salzburg, die Puregg Phönixwolke Sangha in Dienten am Hochkönig (Puregg-Gut), Karma Kagyu Diamantweg in Salzburg-Stadt, Ligmincha Österreich, die österreichische Dzogchengemeinschaft und das Tibet Dharma Center (TDC).
Christliche Kirchen
Römisch-katholische Kirche
Derzeit sind in Österreich 16 Kirchen und Religionsgemeinschaften gesetzlich anerkannt, wobei manche innerhalb eines Sammelbegriffes mehrere Kirchen inkludieren. Mit dem Benediktinerstift St. Peter und der Wirkung als Missionsstandort für den gesamten Südostalpenraum hat die Römisch-katholische Kirche in Salzburg eines der ältesten noch bestehenden Klöster des deutschen Sprachraumes (seit 696) und eine jahrhundertealte prägende Tradition. Der Salzburger Erzbischof trägt den Ehrentitel „primas germaniae“, der „erste Priester des deutschen Sprachraumes“. Vom ersten Dombau durch Virgil, der ältesten nachweisbaren Bischofskirche des heutigen Österreich über, die zahlreichen Kirchenbauten der Stadt entstanden im Erzstift Salzburg (die Metropole Salzburg reichte mit ihren Suffraganbistümern Passau, Regensburg, Freising und Brixen sowie den Eigenbistümern Gurk, Chiemsee, Seckau und Lavant weit über das heutige Landesgebiet hinaus) weitere Klöster (z.B. Stift Nonnberg als ältestes bestehendes Frauenkloster, Michaelbeuern oder Mülln), Kirchen- und Kapellenbauten (z.B. Pongauer Dom, Mariapfarr im Lungau oder Bischofshofen/Maximilianszelle als Gründung des hl. Rupert), Einsiedeleien (z.B. Palfen bei Saalfelden) oder Wallfahrtsstätten wie Maria Kirchenthal oder Maria Plain. Die erste Salzburger Universität (1622) stand unter der Leitung der Benediktiner.
„Schwesterkirchen“
Eine Besonderheit sind die mit der römisch-katholischen Kirche verbundenen katholischen „Schwesterkirchen“, die „katholischen Ostkirchen“, die Liturgie im byzantinischen Ritus feiern, deren Glaubensinhalte jedoch dieselben wie die der römisch-katholischen Kirche sind. Die Ukrainisch-griechisch-katholische Kirche in Westösterreich hat seit 2000 ihr Gotteshaus in der Ursulinenkirche St. Markus in Salzburg-Stadt und ihre Gemeinde ist als „Quasi-Pfarre“ oder Seelsorgestelle der Wiener Pfarre St. Barbara organisiert.
Altkatholische Kirche
In der Stadt Salzburg hat die Altkatholische Kirche in der Schlosskirche von Schloss Mirabell ihr Gotteshaus. In Salzburg erhielten Altkatholiken 1907 den Anstoß zur Gemeindebildung durch Aktivitäten des exkommunizierten Priesters Hans Kirchsteiger, eine Konstituierung geschah 1922.
Protestantische Kirchen
Zu den christlichen Evangelischen Kirchen Augsburger (A.B.) sowie Helvetischen (H.B.) Bekenntnisses in Salzburg vgl. z.B. Christuskirche, protestantische Emigranten, Evangelische Kirche, Berthold Pürstinger, Joseph Schaitberger, Johann von Staupitz.
Orthodoxe Kirchen
Die christlichen Orthodoxen oder Griechisch-orientalischen (byzantinischen) Kirchen blicken in Österreich auf eine 350-jährige Geschichte zurück. In Salzburg haben folgende orthodoxe Kirchen auch Pfarrgemeinden: Die Griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde zum hl. Dimitrios, Gaisbergstraße 7 in der Stadt Salzburg, die Russisch-orthodoxe Kirchengemeinde Maria Schutz in der Christian-Doppler-Straße 3a in Salzburg, die Serbisch-orthodoxen Pfarrgemeinden Maria Schutz und Fürbitte in der Schmiedingerstraße in der Stadt Salzburg sowie Kirche der Synaxe aller serbischen Heiligen in Saalfelden, die Rumänisch-orthodoxe Kirche die Gemeinde Hl. Erzengel Michael und Gabriel (Gründung) sowie Hl. Märtyrer Epiktet und Astion (Weihe) in der Robinigstraße in Salzburg-Stadt. Die Bulgarisch-orthodoxe, die Georgisch-orthodoxe Kirche sowie das Patriarchat von Antiochien haben keine Pfarrgemeinden in Salzburg.
Die drei „altorientalischen“ christlichen Kirchen, die Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien, die Koptisch-orthodoxe Kirche und die Armenisch-apostolische Kirche, haben in Salzburg keine Kirchengemeinde, obwohl auch hier Mitglieder dieser Kirchen leben (vgl. Hofrichter 2006). Die Sektion Salzburg (gegründet 1985, Vorsitzende u.a. Landeshauptmann Hans Lechner, Landeshauptmann Hans Katschthaler) der ökumenischen Stiftung Pro Oriente (seit 1964, Gründer Kardinal Franz König) der römisch-katholischen Kirche widmet sich der Pflege und Förderung des Kontaktes insbesondere mit den altorientalischen Kirchen und betreut auch Stipendiat*innen dieser Regionen. Mit dem inter- und transdisziplinär disponierten ZECO (Zentrum zur Erforschung des christlichen Ostens, diverse Vorgängerinstitutionen) unter der Leitung der Armeniologin Jasmine Dum-Tragut besitzt die Universität Salzburg ein Kompetenzzentrum zur Erforschung des Christentums des Nahen Ostens, Indiens und Südosteuropas. Das Zentrum veranstaltet große Ausstellungen wie z.B. „Salzburg und die Slawenmission. Zum 1100. Todestag des hl. Methodius“ (Wiss. Leitung: Heinz Dopsch), internationale Symposien sowie Reisen.
Freikirchen
Die Freikirchen in Österreich sind ein Verbund aus mehr als 160 verschiedenen christlichen freikirchlichen Gemeinden, im Detail: der Baptisten, der Elaia Christengemeinden, dem Bund Evangelikaler Gemeinden, der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde sowie der Mennonitischen Freikirche Österreichs. Die Bünde fühlen sich weiteren freikirchlichen Gemeinden in Österreich verbunden. Ansprechpartner gegenüber der Öffentlichkeit ist der Rat der „Freikirchen in Österreich“ mit leitenden Personen aus den genannten fünf Freikirchen. Der derzeitige Ratsvorsitzende ist der Pastor der Freien Christengemeinde Braunau und Vorsitzende der Freien Christengemeinde – Pfingstgemeinde, der in Bürmoos lebende Edwin Jung.
Andere christliche Gemeinschaften
In der Fürstenallee in Salzburg-Stadt befindet sich das Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche. Diese christliche Kirche ist seit 1975 gesetzlich anerkannt. Der Kirchengründer Friedrich Krebs (1832–1905), „Stammapostel“ (höchste Instanz), beauftragte den ersten Diakon Josef Hallawitsch 1885 zur Übersiedelung von Hamburg nach Wien. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT), die größte „mormonische“ Kirche, geht auf den US-amerikanischen Religionsstifter Joseph Smith jr. (1805–1844) zurück. Seit 1955 ist die Kirche in Österreich als Religionsgemeinschaft gesetzlich anerkannt. 1928 wurde eine Niederlassung in Salzburg begründet und 1997 ein „Pfahl“ (Verwaltungseinheit) gebildet.
Als 14. Religionsgemeinschaft wurden Jehovas Zeugen 2009 in Österreich anerkannt. Im Land Salzburg verfügen Jehovas Zeugen über 14 Versammlungsstätten („Königreichssäle“). In Österreich sind Jehovas Zeugen seit 1911 aktiv; sie wurden in der Zeit des Nationalsozialismus rigoros verfolgt, da ihnen die Glaubensüberzeugung Führerkult und Kriegsdienst untersagte.
Die Evangelisch-methodistische Kirche ist Teil der United Methodist Church und seit 1951 in Österreich gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Die Gemeinde hat ihr Gotteshaus in der Neutorstraße in Salzburg-Stadt.
Seit 1949 ist in Salzburg Die Christengemeinschaft – Bewegung für religiöse Erneuerung aktiv. 1994 wurde das neu gebaute Kirchen- und Gemeindezentrum in der Josef-Waach-Straße in Salzburg-Stadt eröffnet. Österreich, Tschechien und Ungarn bilden seit Juni 2017 in der Christengemeinschaft einen eigenen Regionenkomplex. Diese staatlich eingetragene Bekenntnisgemeinschaft, die 1922 in Dornach in der Schweiz gegründet wurde, hat eine Erweiterung ihrer Theologie durch die Anthroposophie Rudolf Steiners (1861–1925) erfahren. Eine „Gruppe“ der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich (Kirche der STA) besteht in St. Michael im Lungau, zwei „Ortsgemeinden“ in der Neualmerstraße in Hallein und in der Franz-Josef-Straße in Salzburg-Stadt. In der Franz-Sauer-Straße in Salzburg Stadt befindet sich die Gemeinde „Gloria“ der staatlich anerkannten christlichen Bekenntnisgemeinschaft, der Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich (Pfk. Gem.Gottes i. Ö). Die seit 2015 als religiöse Bekenntnisgemeinschaft staatlich anerkannte Vereinigungskirche in Österreich (Moon-Bewegung), benannt nach dem koreanischen Begründer Sun Myung Moon (1920–2012), die in Österreich seit 1965 vertreten ist, hat in Salzburg-Stadt ein Gemeindezentrum.
Hinduismus
Die Rechte der Mitglieder der drittgrößten Weltreligion, des Hinduismus, vertritt die Hinduistische Religionsgesellschaft in Österreich (HRÖ) als eine staatlich eingetragene Bekenntnisgemeinschaft. In Salzburg steht sie unter der Leitung von Bhola Nath Prabhakar und Rama Malhi. Ein kleiner Tempel (= Mandir) befindet sich in der Schießstattgasse in Salzburg-Stadt.
Islam
Der Islam ist in Österreich bereits seit dem letzten Drittel des 19. Jh.s, was seine hanefitische (eine sunnitische Rechtsschule) Richtung betrifft, anerkannt. Hintergrund war das Staatsgrundgesetz vom 21.12.1867 (RGBl. Nr. 142/1867, insb. Art. 15) und das Gesetz vom 20.5.1874, betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religionsgesellschaften. Die Okkupation (1878) und Annexion (1908) Bosnien-Herzegowinas brachte ein Territorium mit muslimisch dominierter Bevölkerungsgruppe ins Habsburgerreich und der Bedarf nach einem Religionsgesetz stieg. Kurz nach dem Autonomiestatut für Bosnien trat 1912 das Gesetz betreffend die Anhänger des Islam als Religionsgesellschaft (RGBl. Nr. 159, 1912) in Kraft. In Salzburg vertritt die Interessen der sunnitischen Muslime die Islamische Religionsgemeinschaft Salzburg im Auftrag der IGGÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich). In der Stadt Salzburg existieren dzt. elf Moscheegemeinden, in Hallein vier, und je eine in Grödig, Oberndorf bei Salzburg, Neumarkt am Wallersee, Bad Hofgastein, →Radstadt, St. Johann im Pongau, Mittersill, Saalfelden und Tamsweg. Fachvereine der IGGÖ existieren in Salzburg mit dem Albanischen Kulturverein „Dituria“ in Radstadt und mit dem Verein „En-Nur“ in Salzburg-Stadt. 2015 wurde ein neues Islamgesetz (BGBl. I Nr. 39/2015) verabschiedet. Die islamische Minderheit der Schiiten, die sich in zahlreiche Untergruppen gliedert, ist in Österreich als „Islamisch-Schiitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (Schia)“ eine staatlich eingetragene Bekenntnisgemeinschaft. In der Stadt Salzburg besteht eine schiitische Moscheegemeinde. Die Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI) ist seit 2015 gesetzlich anerkannt. Die Aleviten sind eine Verschmelzung der islamischen Richtung der Zwölfer-Schia (Partei Alis, „Alevi“ = „Anhänger Alis“) mit mystischen (sufistischen) Interpretationen des Koran. In Salzburg gibt es keine alevitische Glaubensgemeinde.
Bahá’i
Ein „geistiger Rat“, eine Ortsgemeinde der Bahá’i, befindet sich in der Stadt Salzburg. Die Bahá’i, die in Österreich seit 1998 als Bekenntnisgemeinschaft staatlich anerkannt sind, haben seit 1911 in Österreich eine Niederlassung.
Israelitische Religionsgesellschaft
Zur Israelitischen Religionsgesellschaft in Salzburg und zum Zentrum für jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg siehe Jüdisches Leben in Salzburg.
Lit.:
- U. Kammerhofer-Aggermann, M. Greger (Hg.): Feste, Bräuche, Feiertage der Religionen in Österreich – wie, wann, wozu? Salzburg 2016.
- P. L. Hofrichter (Hg.): Ostkirchliches Christentum in Salzburg. Salzburg 2006.
- H. Dopsch; P.F. Kramml; A. St. Weiss (Hg.): 1200 Jahre Erzbistum Salzburg. Salzburg 1999.
- M. Feingold (Hg.): Ein ewiges Dennoch: 125 Jahre Juden in Salzburg. Wien 1993.
- Amt der Salzburger Landesregierung (Hg.): Reformation Emigration. Protestanten in Salzburg. Salzburg 1981.
M.J.G.