Benediktinerinnenabtei Nonnberg: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Benediktinerinnenabtei '''Stift Nonnberg''' ist das älteste noch bestehendes Frauenkloster im deutschen Sprachraum. Stift Nonnberg, nach [[St. Peter]] und der Maximilianszelle das dritte Salzburger Kloster, das auf den hl. [[Rupert]] zurückgeht, wurde um 714 als „Hauskloster“ der Agilolfinger in der herzoglichen „oberen Burg“ gegründet und die Klosterkirche zu Ehren der hl. Maria von Rupert geweiht. Die Herzogsfamilie stattete das adelige Damenstift mit überaus reichem Grundbesitz aus. | Die Benediktinerinnenabtei '''Stift Nonnberg''' ist das älteste noch bestehendes Frauenkloster im deutschen Sprachraum. Stift Nonnberg, nach [[St. Peter]] und der Maximilianszelle das dritte Salzburger Kloster, das auf den hl. [[Rupert]] zurückgeht, wurde um 714 als „Hauskloster“ der Agilolfinger in der herzoglichen „oberen Burg“ gegründet und die Klosterkirche zu Ehren der hl. Maria von Rupert geweiht. Die Herzogsfamilie stattete das adelige Damenstift mit überaus reichem Grundbesitz aus. | ||
Version vom 16. Februar 2021, 05:05 Uhr
Die Benediktinerinnenabtei Stift Nonnberg ist das älteste noch bestehendes Frauenkloster im deutschen Sprachraum. Stift Nonnberg, nach St. Peter und der Maximilianszelle das dritte Salzburger Kloster, das auf den hl. Rupert zurückgeht, wurde um 714 als „Hauskloster“ der Agilolfinger in der herzoglichen „oberen Burg“ gegründet und die Klosterkirche zu Ehren der hl. Maria von Rupert geweiht. Die Herzogsfamilie stattete das adelige Damenstift mit überaus reichem Grundbesitz aus.
Herzog Theodbert übertrug Stift Nonnberg die Dörfer Glas und Morzg, die Kirche Thalgau, umfangreichen Besitz im Rupertiwinkel, Salzpfannen in Reichenhall sowie Jagd- und Fischrechte. Erste Äbtissin wurde Erentrudis, eine Nichte oder Verwandte Ruperts, die er aus Worms nach Salzburg geholt hatte und die bald nach ihrem Tod als Heilige verehrt wurde. Bis zum Sturz der Agilolfinger blieb Stift Nonnberg eng an das Herzogshaus gebunden und stand fast durchwegs unter der Leitung von Herzogswitwen bzw. -töchtern. So wirkten u.a. die Gattin Herzog Theodberts, die selige Regintrud, die als zweite Gründerin verehrt wird, und Hiltrud, die Gattin Herzog Odilos und Mutter Tassilos III., als Äbtissinnen.
Auch nach dem Sturz der Agilolfinger wurde Stift Nonnberg kein bischöfliches Eigenkloster, sondern konnte eine relativ unabhängige Position als „adeliges Damenstift“ bewahren. Über das Schicksal des Stifts Nonnberg im 9. und 10. Jahrhundert schweigen die Quellen. Die besondere Förderung durch Kaiser Heinrich II. und seine Gattin ermöglichte den Neubau von Stift und Kirche (Weihe 1009). Die adeligen Damen von Stift Nonnberg, die eine weltliche, den Kanonissen ähnliche Lebensweise bevorzugten, widmeten sich v.a. Gottesdienst und Bildungsvermittlung (Schreibstube: eigenes Skriptorium, Buchmalerei); sie konnten im 11. Jahrhundert sieben Frauenklöster besiedeln: Göß 1020, St. Georgen am Längsee vor 1023, Gurk 1042, Traunkirchen 1020/40, Sonnenburg (Südtirol) 1029, St. Walburg bei Eichstätt 1035, Erla (Niederösterreich) 1050, noch im 17. Jahrhundert Säben in Südtirol.
Nach einem Niedergang des klösterlichen Lebens setzte Erzbischof Konrad I. von Abenberg die konsequente Befolgung der Benediktinerregel durch, worauf Stift Nonnberg eine neue Blüte erlebte (1242 Erwerb der Pontifikalien: Faltstuhl und Bischofsstab). Die Äbtissin des adeligen Frauenstiftes gehörte auf den Salzburger Landtagen dem Prälatenstand an. Die gesamten Baulichkeiten des Klosters fielen 1423 einem verheerenden Brand zum Opfer. Neubau ab 1464, Vollendung des Gotteshauses 1507. Weitere Tochtergründungen im 17. und 18. Jahrhundert. Neben Choralgesang im 17. Jahrhundert auch bedeutende Instrumentalmusik. Unterhalt eines Spitals 1310, berühmt die Apotheke, eine der ältesten der Stadt, der Großteil der Ingredienzien wurde selbst hergestellt.
Die Abtei ist ein großer Baukomplex auf einer Terrasse unter der Festung Hohensalzburg, mit Kreuzgang, kleinem Küchenhof und Gärten. Beherrschend ist die Klosterkirche, eine spätgotische Basilika auf romanischem Grundriss mit Querhaus, Krypta, drei Apsiden und Westturm (Wolfgang Wis(ing)er und Leonhard Märtl als Baumeister genannt). Der Raum im Osten ist Laienkirche, der Westen zum Nonnenchor abgeschlossen. Dort ebenerdig Reste der malerischen Ausgestaltung um 1150 (Wandmalerei), darüber hinter der reichen spätgotischen Trennwand die Nonnenempore. Gotische Altäre, das Chorfenster von Peter Hemmel 1480 (Glasmalerei). Die angebauten barocken Kapellen im Süden mit zeitgleicher Ausstattung. Bedeutend die Grabplatten der Äbtissinnen ab dem 13. Jahrhundert (Grabmäler).
Die gotische Johanneskapelle über der Toreinfahrt mit Flügelaltar aus dem alten Dom, 1498 von einem Schüler des Veit Stoß. Die Klosterbauten bis ins 19. Jahrhundert verändert, alter Kapitelsaal mit Fresken von 1571. Reiche Kunstsammlungen: Plastik, Malerei, Kunstgewerbe, besonders der Faltstuhl mit figürlichen Reliefs aus Walroßbein, 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts, England. Mittelalterliche Handschriften, bedeutendes Stiftsarchiv sowie Bibliothek, die allerdings in der Zeit der Zugehörigkeit Salzburgs zu Bayern (1810–16) schwere Verluste hinnehmen musste.
Der Adelszwang für die Aufnahme in das Kloster wurde 1848 aufgehoben. Die Nonnen werden bis heute nicht als Klosterschwestern, sondern als „Frauen“ angesprochen. Die Nonnberger Klosterschule wurde durch Maria Auguste von Trapp, die Gründerin des berühmten Familienchores (Sound of Music), die hier kurzzeitig als Erzieherin wirkte, weltberühmt. Das Stift Nonnberg ist Mitglied der 1986 errichteten Föderation der bayerischen Benediktinerabteien (FBBA).
Lit.:
- F. Hermann, A. Hahnl, Salzburg, N. In: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol. St. Ottilien 2002, S. 202–263.
- M. Hasdenteufel: Das Salzburger Erentrudis-Kloster und die Agilolfinger. In: MIÖG 93, 1985, S.1 ff.
- H. Dopsch: Klöster und Stifte. In: Geschichte Salzburgs I/2, S. 1013ff.
- R. Reichlin von Meldegg: Stift N. zu Salzburg im Wandel der Zeiten. Salzburg 1953.
L.T., P.F.K.