Schulwesen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Schulwesen'''
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Die älteste Schule in Salzburg ist die zu [[St. Peter]], die auf den hl. [[Rupert]] zurückgehen dürfte. Die frühen Klosterschulen waren wichtige Pfeiler des Bildungswesens und dienten der Ausbildung von Priestern, Mönchen und Schreibern. Man erhielt dort eine basale Grundbildung für Latein, Kirchengesang und Rechnen. Diese drei Disziplinen nannte man das Trivium und diese Schulen daher Trivialschulen. Nach der Trennung von Bistum und Peterskloster (987) dürfte durch Erzbischof [[Arno|Arn(o)]] die [[Domschule]] gegründet worden sein. Domschulen bereiteten auf den geistlichen Beruf vor. Sie waren keine Volks- oder Kinderschulen.
  
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Die Klosterschule von St. Peter war eng mit dem Kloster verbunden. Unter Abt Georg I. kamen 1431 ausgebildete Lehrer von der Universität Wien, 1463 wollte Erzbischof Burckhard II. von Weißbriach (1461–66) die Schule sogar zur Universität umwandeln. Bei der Reform unter Abt Aegidius 1554 ist von zwei Schulen die Rede, einer für die Klosternovizen und einer für auswärtige Knaben. Aus dieser zweiten Schule entstand 1617 das Gymnasium, eine lateinische Vorbereitungsschule, die ihre Tradition im Akademischen Gymnasium fortsetzt.
  
Die älteste Schule in Salzburg ist die zu →St.Peter, die auf den hl. →Rupert zurückgehen dürfte. Die frühen Klosterschulen waren wichtige Pfeiler des Bildungswesens und dienten der Ausbildung von Priestern, Mönchen und Schreibern. Man erhielt dort eine basale Grundbildung für Latein, Kirchengesang und Rechnen. Diese drei Disziplinen nannte man das Trivium und diese Schulen daher Trivialschulen. Nach der Trennung von Bistum und Peterskloster (987) dürfte durch Eb. →Arn(o) die →Domschule gegründet worden sein. Domschulen bereiteten auf den geistlichen Beruf vor. Sie waren keine Volks- oder Kinderschulen. Die Klosterschule von St. Peter war eng mit dem Kloster verbunden. Unter Abt Georg I. kamen 1431 ausgebildete Lehrer von der Universität Wien, 1463 wollte Eb. Burckhard II. von Weißbriach (1461–66) die Schule sogar zur Universität umwandeln. Bei der Reform unter Abt Aegidius 1554 ist von zwei Schulen die Rede, einer für die Klosternovizen und einer für auswärtige Knaben. Aus dieser zweiten Schule entstand 1617 das Gymnasium, eine lateinische Vorbereitungsschule, die ihre Tradition im Akademischen Gymnasium fortsetzt. Um 1200 gibt es die ersten Stadt- und Ratsschulen und etwas später die Deutschen Schulen als Laienschulen. Schulen dieser Art finden wir in Radstadt (1418) und Tamsweg (1421). Sicher waren sie nicht die einzigen. In der Salzburger Kirchenversammlung von 1456 werden Schullehrer genannt. Aus der Zeit von Eb. Johann Jakob Freiherr von Kuen-Belasy (1560–86) haben wir die erste förmliche Verordnung über das Schulwesen, eine erste Schulordnung, die für ganz Süddeutschland vorbildlich war (z.B. Einschränkung des Wanderstudententums, dem viele Landschulen ihre Existenz verdankten), entstand 1594 unter Eb. →Wolf Dietrich. Eb. →Paris Lodron ging sofort daran, das 1617 errichtete Gymnasium in eine →Univ. umzuwandeln, auch gründete er das Institut Collegium Lodronio-Marianum zur Ausbildung von Beamten für die Lodronsche Verwaltung und 1653 das Rupertinische Collegium (→Rupertinum).
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Um 1200 gibt es die ersten Stadt- und Ratsschulen und etwas später die Deutschen Schulen als Laienschulen. Schulen dieser Art finden wir in [[Radstadt]] (1418) und Tamsweg (1421). Sicher waren sie nicht die einzigen. In der Salzburger Kirchenversammlung von 1456 werden Schullehrer genannt. Aus der Zeit von Erzbischof Johann Jakob Freiherr von Kuen-Belasy (1560–86) haben wir die erste förmliche Verordnung über das Schulwesen, eine erste Schulordnung, die für ganz Süddeutschland vorbildlich war (z.B. Einschränkung des Wanderstudententums, dem viele Landschulen ihre Existenz verdankten), entstand 1594 unter Erzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau]]. Erzbischof [[Paris Lodron|Paris Graf von Lodron]] ging sofort daran, das 1617 errichtete Gymnasium in eine Universität umzuwandeln, auch gründete er das Institut Collegium Lodronio-Marianum zur Ausbildung von Beamten für die Lodron'sche Verwaltung und 1653 das Rupertinische Collegium ([[Rupertinum]]).
  
Unter Eb. →Johann Ernst Graf Thun kamen 1695 die →Ursulinen nach Salzburg. Eb. Franz Anton Graf von Harrach (1709–27) vertrat den Grundsatz, bei allen Kirchen eine eigene Schule zu errichten und die Mesner zu Schullehrern zumachen. 1722 schlossen sich in Hallein Maria Zechner und ihre Mutter dem dritten Orden des hl. Franziskus an und richteten im sogenannten Lechnerhaus einen Unterricht für arme Mädchen in Beten, Lesen und Schreiben, Spinnen, Stricken und Nähen ein. Diese Schule entwickelte sich zu einer weiblichen Elementar- und Industrieschule, die 1821 nach österreichischem Schulrecht die öffentliche Anerkennung erhielt. Industrieschulen, Verbindung von Unterricht und praktischer Bildung, entwickelten sich ursprünglich aus den Waisenhäusern und waren im 19. Jh. in ganz Deutschland und Österreich- Ungarn verbreitet.
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Unter Erzbischof [[Johann Ernst Graf Thun|Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein]] kamen 1695 die [[Ursulinen]] nach Salzburg. Erzbischof Franz Anton Graf von Harrach (1709–27) vertrat den Grundsatz, bei allen Kirchen eine eigene Schule zu errichten und die Mesner zu Schullehrern zu machen. 1722 schlossen sich in Hallein Maria Zechner und ihre Mutter dem dritten Orden des hl. Franziskus an und richteten im sogenannten Lechnerhaus einen Unterricht für arme Mädchen in Beten, Lesen und Schreiben, Spinnen, Stricken und Nähen ein. Diese Schule entwickelte sich zu einer weiblichen Elementar- und Industrieschule, die 1821 nach österreichischem Schulrecht die öffentliche Anerkennung erhielt. Industrieschulen, Verbindung von Unterricht und praktischer Bildung, entwickelten sich ursprünglich aus den Waisenhäusern und waren im 19. Jahrhundert in ganz Deutschland und Österreich-Ungarn verbreitet.
  
Ein großer Schritt zum modernen Schulwesen erfolgte unter Eb. →Hieronymus Graf Colloredo mit der Bestellung von F.M. →Vierthaler zum Direktor des neu geschaffenen →Lehrerseminars und zum Direktor der Deutschen Schulen der Stadt. Die Lehramtskandidaten wurden in Kalligraphie, Orthographie, Sprachlehre, Rechenkunst und Musik unterrichtet. Unter Eb. Colloredo wurden 33 neue Schulhäuser gebaut, im Erzstift gab es ca. 300 Schulen. 1808 gingen von den schulfähigen Kindern nicht einmal zwei Drittel zur Schule und von denen ein Teil nur im Winter. Kurfürst Ferdinand von Toskana (1803–06) stellte die Schulaufsicht unter staatliche Aufsicht, was aber bald wieder rückgängig gemacht wurde. Die Pfarrer in den Gemeinden übernahmen wieder die Oberaufsicht über die Schulen. In der bayerischen Zeit (1810–16) wurde die Volksschulpflicht für alle Kinder vom 6. bis zum 12. Lebensjahr eingeführt, es gab aber die Möglichkeit, mit acht Jahren in die Primärschule und mit zwölf Jahren in das Progymnasium einzutreten.
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Ein großer Schritt zum modernen Schulwesen erfolgte unter Erzbischof [[Hieronymus Graf Colloredo]] mit der Bestellung von [[Franz Michael Vierthaler]] zum Direktor des neu geschaffenen [[Lehrerseminar]]s und zum Direktor der Deutschen Schulen der Stadt. Die Lehramtskandidaten wurden in Kalligrafie, Orthografie, Sprachlehre, Rechenkunst und Musik unterrichtet. Unter Erzbischof Colloredo wurden 33 neue Schulhäuser gebaut, im Erzstift gab es ca. 300 Schulen. 1808 gingen von den schulfähigen Kindern nicht einmal zwei Drittel zur Schule, von ihnen ein Teil nur im Winter.
  
Das 19. Jh. brachte eine ganze Anzahl von Neugründungen höherer Schulen: 1847 →Borromäum, 1851 Realschule, 1875 →Gewerbeschule, 1888 Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare in Liefering. Für die Pflichtschulen bildete das Reichsschulgesetz von 1869 fast 100 Jahre die Rechtsgrundlage. Es eröffnete einer breiten Schicht den Weg zur Bildung und sah die allgemeine Volksschulpflicht in Österreich-Ungarn vor. Die österreichische Mittelschule hatte ihre Rechtsgrundlage in der Graf Thunschen Schulreform von 1854. Didaktisch-methodisch gab die Schulreform nach 1918 einen wesentlichen Anstoß zu neuen Wegen im Pflichtschulsektor. Der Volksschullehrplan 1926 und das Hauptschulgesetz 1927 sind ihre Ergebnisse. Die Bürgerschule wurde zur Hauptschule.
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Kurfürst Ferdinand von Toskana (1803–06) stellte die Schulaufsicht unter staatliche Aufsicht, was aber bald wieder rückgängig gemacht wurde. Die Pfarrer in den Gemeinden übernahmen wieder die Oberaufsicht über die Schulen. In der bayerischen Zeit (1810–16) wurde die Volksschulpflicht für alle Kinder vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr eingeführt, es gab aber die Möglichkeit, mit acht Jahren in die Primärschule und mit zwölf Jahren in das Progymnasium einzutreten.
Zwischen 1938 und 1945 wurde Salzburg in das nationalsozialistische Bildungssystem eingegliedert. Mit dem „Anschluss“ folgte eine Gleichschaltung, die sich auch in der Entlassung von Direktoren und Lehrerinnen sowie einer rassistisch-weltanschaulichen Schulung der Lehrerschaft ausdrückte. 
 
Für die Nachkriegszeit war das Schulorganisationsgesetz von 1962, das 1963/64 in Kraft trat, bestimmender Faktor. Von 1966–86 wurde die Hauptschule in zwei Klassenzügen geführt, 1986 kam die Umstellung auf Leistungsgruppen in den Hauptfächern, die mit der Reform hin zu den Neuen Mittelschulen ab 2012 (Endausbau 2015/16) und den dort favorisierten Unterrichtsformen (Individualisierung und Differenzierung, Teamteaching) wieder abgeschafft wurden.
 
  
'''Schulformen Salzburg heute'''
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Das 19. Jahrhundert brachte eine ganze Anzahl von Neugründungen höherer Schulen: 1847 [[Borromäum]], 1851 Realschule, 1875 [[Gewerbeschule]], 1888 Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare in Liefering. Für die Pflichtschulen bildete das Reichsschulgesetz von 1869 fast 100 Jahre die Rechtsgrundlage. Es eröffnete einer breiten Schicht den Weg zur Bildung und sah die allgemeine Volksschulpflicht in Österreich-Ungarn vor. Die österreichische Mittelschule hatte ihre Rechtsgrundlage in der Graf Thun'schen Schulreform von 1854. Didaktisch-methodisch gab die Schulreform nach 1918 einen wesentlichen Anstoß zu neuen Wegen im Pflichtschulsektor. Der Volksschullehrplan 1926 und das Hauptschulgesetz 1927 sind ihre Ergebnisse. Die Bürgerschule wurde zur Hauptschule.
  
Neben den 182 Volksschulen (1.–4. Schulstufe) und den 23 Sonderschulen wird die Abdeckung der Pflichtschulzeit vor allem durch 70 Neue Mittelschulen (5.–8. Schulstufe), 16 Polytechnische Schulen (PTS) (9. Schulstufe) sowie durch 21 verschiedene Formen der gymnasialen Unterstufe (5.–8. Schulstufe) vorgenommen.
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Zwischen 1938 und 1945 wurde Salzburg in das nationalsozialistische Bildungssystem eingegliedert. Mit dem „Anschluss“ folgte eine Gleichschaltung, die sich auch in der Entlassung von Direktoren und Lehrer*innen sowie einer rassistisch-weltanschaulichen Schulung der Lehrerschaft ausdrückte. Für die Nachkriegszeit war das Schulorganisationsgesetz von 1962, das 1963/64 in Kraft trat, bestimmender Faktor. Von 1966–86 wurde die Hauptschule in zwei Klassenzügen geführt, 1986 kam die Umstellung auf Leistungsgruppen in den Hauptfächern, die mit der Reform hin zu den Neuen Mittelschulen ab 2012 (Endausbau 2015/16) und den dort favorisierten Unterrichtsformen (Individualisierung und Differenzierung, Teamteaching) wieder abgeschafft wurden.
  
Berufsbildende und Berufsbildende Höhere Schulen, in denen ca. 80% der Schülerpopulation Salzburgs nach der Pflichtschule unterkommen, bieten ein breites Spektrum an dualen Ausbildungen für Lehrberufe (12 Berufsschulen sowie verschiedene Fachschulen) sowie an höheren Schulen (7 Höhere Technische Lehranstalten; 9 Handelsschulen und -akademien; 4 Lehranstalten für Tourismus; 2 Bildungsanstalten für Elementarpädagogik; 10 Schulen für wirtschaftliche Berufe).  
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==== Schulformen in Salzburg heute ====
Das Angebot des Allgemeinbildenden Höheren Schulwesens beläuft sich auf 28 (Oberstufen-)Gymnasien mit ganz unterschiedlichen Profilen, Schwerpunktsetzungen und Traditionen. Sie haben, gleich wie die Berufsbildenden Höheren Schulen, das Ziel die Schüler/innen zur Hochschulreife zu führen (Matura). 21 der hier angeführten Schulen werden als Privatschulen geführt.  
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Neben den 182 Volksschulen (1.–4. Schulstufe) und den 23 Sonderschulen wird die Abdeckung der Pflichtschulzeit v.a. durch 70 Neue Mittelschulen (5.–8. Schulstufe), 16 Polytechnische Schulen (PTS, 9. Schulstufe) sowie durch 21 verschiedene Formen der gymnasialen Unterstufe (5.–8. Schulstufe) vorgenommen.
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Berufsbildende und Berufsbildende Höhere Schulen, in denen ca. 80% der Schülerpopulation Salzburgs nach der Pflichtschule unterkommen, bieten ein breites Spektrum an dualen Ausbildungen für Lehrberufe (zwölf Berufsschulen sowie verschiedene Fachschulen) sowie an höheren Schulen (sieben Höhere Technische Lehranstalten; neun Handelsschulen und -akademien; vier Lehranstalten für Tourismus; zwei Bildungsanstalten für Elementarpädagogik; zehn Schulen für wirtschaftliche Berufe). Das Angebot des Allgemeinbildenden Höheren Schulwesens beläuft sich auf 28 (Oberstufen-)Gymnasien mit ganz unterschiedlichen Profilen, Schwerpunktsetzungen und Traditionen. Sie haben, gleich wie die Berufsbildenden Höheren Schulen, das Ziel die Schüler*innen zur Hochschulreife zu führen (Matura). 21 der hier angeführten Schulen werden als Privatschulen geführt.
  
 
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* H. Uitz: Die höheren Schulen Salzburgs 1934–1945. Bildung und Erziehung im Dienste der Macht. In: Herrschaft und Kultur. Instrumentalisierung – Anpassung – Resistenz. Hg. v. S. Veits-Falk/ E. Hanisch. Salzburg 2013, S. 24–111.
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* H. Uitz: Die höheren Schulen Salzburgs 1934–1945. In: Herrschaft und Kultur. Instrumentalisierung – Anpassung – Resistenz. Hg. v. S. Veits-Falk, E. Hanisch. Salzburg 2013, S. 24–111.
 
* B. Hamann: Geschichte des Schulwesens. Bad Heilbrunn 1986.
 
* B. Hamann: Geschichte des Schulwesens. Bad Heilbrunn 1986.
* M. Laireiter, J.Weyrich: Im Dienste der Jugend. Erziehung und Schule im Bundesland Salzburg von 1945–1963. Salzburg 1965.
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* M. Laireiter, J. Weyrich: Im Dienste der Jugend. Salzburg 1965.
 
* M. Rumpler: Geschichte des Salzburg’schen Schulwesens. Hg. v. J. J. Hochmuth. Salzburg 1832.
 
* M. Rumpler: Geschichte des Salzburg’schen Schulwesens. Hg. v. J. J. Hochmuth. Salzburg 1832.
  

Aktuelle Version vom 22. Mai 2021, 18:11 Uhr

Die älteste Schule in Salzburg ist die zu St. Peter, die auf den hl. Rupert zurückgehen dürfte. Die frühen Klosterschulen waren wichtige Pfeiler des Bildungswesens und dienten der Ausbildung von Priestern, Mönchen und Schreibern. Man erhielt dort eine basale Grundbildung für Latein, Kirchengesang und Rechnen. Diese drei Disziplinen nannte man das Trivium und diese Schulen daher Trivialschulen. Nach der Trennung von Bistum und Peterskloster (987) dürfte durch Erzbischof Arn(o) die Domschule gegründet worden sein. Domschulen bereiteten auf den geistlichen Beruf vor. Sie waren keine Volks- oder Kinderschulen.

Die Klosterschule von St. Peter war eng mit dem Kloster verbunden. Unter Abt Georg I. kamen 1431 ausgebildete Lehrer von der Universität Wien, 1463 wollte Erzbischof Burckhard II. von Weißbriach (1461–66) die Schule sogar zur Universität umwandeln. Bei der Reform unter Abt Aegidius 1554 ist von zwei Schulen die Rede, einer für die Klosternovizen und einer für auswärtige Knaben. Aus dieser zweiten Schule entstand 1617 das Gymnasium, eine lateinische Vorbereitungsschule, die ihre Tradition im Akademischen Gymnasium fortsetzt.

Um 1200 gibt es die ersten Stadt- und Ratsschulen und etwas später die Deutschen Schulen als Laienschulen. Schulen dieser Art finden wir in Radstadt (1418) und Tamsweg (1421). Sicher waren sie nicht die einzigen. In der Salzburger Kirchenversammlung von 1456 werden Schullehrer genannt. Aus der Zeit von Erzbischof Johann Jakob Freiherr von Kuen-Belasy (1560–86) haben wir die erste förmliche Verordnung über das Schulwesen, eine erste Schulordnung, die für ganz Süddeutschland vorbildlich war (z.B. Einschränkung des Wanderstudententums, dem viele Landschulen ihre Existenz verdankten), entstand 1594 unter Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. Erzbischof Paris Graf von Lodron ging sofort daran, das 1617 errichtete Gymnasium in eine Universität umzuwandeln, auch gründete er das Institut Collegium Lodronio-Marianum zur Ausbildung von Beamten für die Lodron'sche Verwaltung und 1653 das Rupertinische Collegium (Rupertinum).

Unter Erzbischof Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein kamen 1695 die Ursulinen nach Salzburg. Erzbischof Franz Anton Graf von Harrach (1709–27) vertrat den Grundsatz, bei allen Kirchen eine eigene Schule zu errichten und die Mesner zu Schullehrern zu machen. 1722 schlossen sich in Hallein Maria Zechner und ihre Mutter dem dritten Orden des hl. Franziskus an und richteten im sogenannten Lechnerhaus einen Unterricht für arme Mädchen in Beten, Lesen und Schreiben, Spinnen, Stricken und Nähen ein. Diese Schule entwickelte sich zu einer weiblichen Elementar- und Industrieschule, die 1821 nach österreichischem Schulrecht die öffentliche Anerkennung erhielt. Industrieschulen, Verbindung von Unterricht und praktischer Bildung, entwickelten sich ursprünglich aus den Waisenhäusern und waren im 19. Jahrhundert in ganz Deutschland und Österreich-Ungarn verbreitet.

Ein großer Schritt zum modernen Schulwesen erfolgte unter Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo mit der Bestellung von Franz Michael Vierthaler zum Direktor des neu geschaffenen Lehrerseminars und zum Direktor der Deutschen Schulen der Stadt. Die Lehramtskandidaten wurden in Kalligrafie, Orthografie, Sprachlehre, Rechenkunst und Musik unterrichtet. Unter Erzbischof Colloredo wurden 33 neue Schulhäuser gebaut, im Erzstift gab es ca. 300 Schulen. 1808 gingen von den schulfähigen Kindern nicht einmal zwei Drittel zur Schule, von ihnen ein Teil nur im Winter.

Kurfürst Ferdinand von Toskana (1803–06) stellte die Schulaufsicht unter staatliche Aufsicht, was aber bald wieder rückgängig gemacht wurde. Die Pfarrer in den Gemeinden übernahmen wieder die Oberaufsicht über die Schulen. In der bayerischen Zeit (1810–16) wurde die Volksschulpflicht für alle Kinder vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr eingeführt, es gab aber die Möglichkeit, mit acht Jahren in die Primärschule und mit zwölf Jahren in das Progymnasium einzutreten.

Das 19. Jahrhundert brachte eine ganze Anzahl von Neugründungen höherer Schulen: 1847 Borromäum, 1851 Realschule, 1875 Gewerbeschule, 1888 Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare in Liefering. Für die Pflichtschulen bildete das Reichsschulgesetz von 1869 fast 100 Jahre die Rechtsgrundlage. Es eröffnete einer breiten Schicht den Weg zur Bildung und sah die allgemeine Volksschulpflicht in Österreich-Ungarn vor. Die österreichische Mittelschule hatte ihre Rechtsgrundlage in der Graf Thun'schen Schulreform von 1854. Didaktisch-methodisch gab die Schulreform nach 1918 einen wesentlichen Anstoß zu neuen Wegen im Pflichtschulsektor. Der Volksschullehrplan 1926 und das Hauptschulgesetz 1927 sind ihre Ergebnisse. Die Bürgerschule wurde zur Hauptschule.

Zwischen 1938 und 1945 wurde Salzburg in das nationalsozialistische Bildungssystem eingegliedert. Mit dem „Anschluss“ folgte eine Gleichschaltung, die sich auch in der Entlassung von Direktoren und Lehrer*innen sowie einer rassistisch-weltanschaulichen Schulung der Lehrerschaft ausdrückte. Für die Nachkriegszeit war das Schulorganisationsgesetz von 1962, das 1963/64 in Kraft trat, bestimmender Faktor. Von 1966–86 wurde die Hauptschule in zwei Klassenzügen geführt, 1986 kam die Umstellung auf Leistungsgruppen in den Hauptfächern, die mit der Reform hin zu den Neuen Mittelschulen ab 2012 (Endausbau 2015/16) und den dort favorisierten Unterrichtsformen (Individualisierung und Differenzierung, Teamteaching) wieder abgeschafft wurden.

Schulformen in Salzburg heute

Neben den 182 Volksschulen (1.–4. Schulstufe) und den 23 Sonderschulen wird die Abdeckung der Pflichtschulzeit v.a. durch 70 Neue Mittelschulen (5.–8. Schulstufe), 16 Polytechnische Schulen (PTS, 9. Schulstufe) sowie durch 21 verschiedene Formen der gymnasialen Unterstufe (5.–8. Schulstufe) vorgenommen. Berufsbildende und Berufsbildende Höhere Schulen, in denen ca. 80% der Schülerpopulation Salzburgs nach der Pflichtschule unterkommen, bieten ein breites Spektrum an dualen Ausbildungen für Lehrberufe (zwölf Berufsschulen sowie verschiedene Fachschulen) sowie an höheren Schulen (sieben Höhere Technische Lehranstalten; neun Handelsschulen und -akademien; vier Lehranstalten für Tourismus; zwei Bildungsanstalten für Elementarpädagogik; zehn Schulen für wirtschaftliche Berufe). Das Angebot des Allgemeinbildenden Höheren Schulwesens beläuft sich auf 28 (Oberstufen-)Gymnasien mit ganz unterschiedlichen Profilen, Schwerpunktsetzungen und Traditionen. Sie haben, gleich wie die Berufsbildenden Höheren Schulen, das Ziel die Schüler*innen zur Hochschulreife zu führen (Matura). 21 der hier angeführten Schulen werden als Privatschulen geführt.

Lit.:

  • H. Uitz: Die höheren Schulen Salzburgs 1934–1945. In: Herrschaft und Kultur. Instrumentalisierung – Anpassung – Resistenz. Hg. v. S. Veits-Falk, E. Hanisch. Salzburg 2013, S. 24–111.
  • B. Hamann: Geschichte des Schulwesens. Bad Heilbrunn 1986.
  • M. Laireiter, J. Weyrich: Im Dienste der Jugend. Salzburg 1965.
  • M. Rumpler: Geschichte des Salzburg’schen Schulwesens. Hg. v. J. J. Hochmuth. Salzburg 1832.

H.O., Ch.K.