Leopold Mozart: Unterschied zwischen den Versionen

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Leopold war maßgeblich für die Erziehung seiner beiden hochbegabten musikalischen Kinder verantwortlich; zu Unrecht hat die Nachwelt hierin lange Zeit einseitig einen überehrgeizigen Vater sehen wollen. Leopold versuchte, das Leben beider Kinder zu lenken, wovon sich Wolfgang Amadeus ab 1778 zunehmend emanzipierte. Verstimmungen zwischen Vater und Sohn, insbesondere wegen dessen Heirat mit [[Constanze Mozart|Constanze]], waren nur vorübergehend. Das Frühstadium der musikalischen Ausbildung Wolfgang Amadeus' ist durch das sogenannte Nannerl-Notenbuch gut dokumentiert; auch Maria Anna erhielt von Leopold nicht nur Instrumental-, sondern auch Theorie- und Kompositionsunterricht.
 
Leopold war maßgeblich für die Erziehung seiner beiden hochbegabten musikalischen Kinder verantwortlich; zu Unrecht hat die Nachwelt hierin lange Zeit einseitig einen überehrgeizigen Vater sehen wollen. Leopold versuchte, das Leben beider Kinder zu lenken, wovon sich Wolfgang Amadeus ab 1778 zunehmend emanzipierte. Verstimmungen zwischen Vater und Sohn, insbesondere wegen dessen Heirat mit [[Constanze Mozart|Constanze]], waren nur vorübergehend. Das Frühstadium der musikalischen Ausbildung Wolfgang Amadeus' ist durch das sogenannte Nannerl-Notenbuch gut dokumentiert; auch Maria Anna erhielt von Leopold nicht nur Instrumental-, sondern auch Theorie- und Kompositionsunterricht.
  
Zwar finden sich noch weit bis in die 1770er Jahre Zeugnisse für gemeinsame musikalische Studien von Vater und Sohn, Leopold hatte aber spätestens seit 1768 kaum noch in die Kompositionen seines Sohnes eingegriffen; etwa um diese Zeit scheint er das Komponieren eingestellt zu haben. Leopold war, wie aus der von ihm herrührenden Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande der Musik […] in Salzburg im Jahr 1757 (in: F.W. Marpurg, ''Historisch-Kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik, II''I) hervorgeht, ein vielseitiger Komponist.
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Zwar finden sich noch weit bis in die 1770er Jahre Zeugnisse für gemeinsame musikalische Studien von Vater und Sohn, Leopold hatte aber spätestens seit 1768 kaum noch in die Kompositionen seines Sohnes eingegriffen; etwa um diese Zeit scheint er das Komponieren eingestellt zu haben. Leopold war, wie aus der von ihm herrührenden ''Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande der Musik […] in Salzburg im Jahr 1757'' (in: F.W. Marpurg, ''Historisch-Kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik'', III) hervorgeht, ein vielseitiger Komponist.
  
Außer Kirchenmusik (Litaneien, Messen) und Schuldramen für die Benediktineruniversität Salzburg handelt es sich überwiegend um instrumentale Gelegenheitskompositionen, die in Süddeutschland und Österreich weite Verbreitung fanden, darunter als heute bekannteste Kompositionen Programmmusiken wie Die Schlittenfahrt oder Die Bauernhochzeit. Zu den wenigen gedruckten Werken gehören 6 Trios per chiesa e da camera im Eigenverlag, deren Stich Leopold 1740 selbst übernahm. Unter den gedruckten Klavierwerken sind die 12 Stücke (teilweise von [[Johann Ernst Eberlin]]) Der Morgen und der Abend für das [[Hornwerk der Festung Hohensalzburg]] hervorzuheben, die Leopold 1759 bei Lotter in Augsburg publizierte.
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Außer Kirchenmusik (Litaneien, Messen) und Schuldramen für die Benediktineruniversität Salzburg handelt es sich überwiegend um instrumentale Gelegenheitskompositionen, die in Süddeutschland und Österreich weite Verbreitung fanden, darunter als heute bekannteste Kompositionen Programmmusiken wie ''Die Schlittenfahrt'' oder ''Die Bauernhochzeit''. Zu den wenigen gedruckten Werken gehören 6 Trios per chiesa e da camera im Eigenverlag, deren Stich Leopold 1740 selbst übernahm. Unter den gedruckten Klavierwerken sind die 12 Stücke (teilweise von [[Johann Ernst Eberlin]]) ''Der Morgen und der Abend'' für das [[Hornwerk der Festung Hohensalzburg]] hervorzuheben, die Leopold 1759 bei Lotter in Augsburg publizierte.
  
 
Leopold leitete als Vizekapellmeister, nicht nur bei Vakanzen, im Kapellmeisteramt faktisch die Hofmusik bei vielfältigen liturgischen Verpflichtungen und war für die Beschaffung von Noten und Instrumenten zuständig; er unterstützte vielfach Kapellmitglieder in dienstlichen und privaten Anliegen. Leopold galt als kritische, dabei außerordentlich gebildete, geistvolle, sprachfertige und weltmännische Persönlichkeit. Er unterhielt auswärtige Korrespondenzen mit Dichtern (u.a. Christian Fürchtegott Gellert) und Musiktheoretikern (wie Friedrich Wilhelm Marpurg und Lorenz Christoph Mizler); Verbindung nach Augsburg hielt er v.a. über seinen Verleger Johann Jakob Lotter. Nach dem Tod seiner Frau (1778), der Übersiedlung von Wolfgang Amadeus nach Wien (1781) und der Heirat von Maria Anna (1784) lebte Leopold zunehmend zurückgezogen im Tanzmeisterhaus. Er widmete sich bis in die letzten Lebensjahre seinen Schülern und hatte zeitweilig auch seinen Enkel Leopold, den 1785 geborenen Sohn von Maria Anna, bei sich in Salzburg.
 
Leopold leitete als Vizekapellmeister, nicht nur bei Vakanzen, im Kapellmeisteramt faktisch die Hofmusik bei vielfältigen liturgischen Verpflichtungen und war für die Beschaffung von Noten und Instrumenten zuständig; er unterstützte vielfach Kapellmitglieder in dienstlichen und privaten Anliegen. Leopold galt als kritische, dabei außerordentlich gebildete, geistvolle, sprachfertige und weltmännische Persönlichkeit. Er unterhielt auswärtige Korrespondenzen mit Dichtern (u.a. Christian Fürchtegott Gellert) und Musiktheoretikern (wie Friedrich Wilhelm Marpurg und Lorenz Christoph Mizler); Verbindung nach Augsburg hielt er v.a. über seinen Verleger Johann Jakob Lotter. Nach dem Tod seiner Frau (1778), der Übersiedlung von Wolfgang Amadeus nach Wien (1781) und der Heirat von Maria Anna (1784) lebte Leopold zunehmend zurückgezogen im Tanzmeisterhaus. Er widmete sich bis in die letzten Lebensjahre seinen Schülern und hatte zeitweilig auch seinen Enkel Leopold, den 1785 geborenen Sohn von Maria Anna, bei sich in Salzburg.
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* A. Morgenstern: Das Verhältnis von L. M. und Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo. Neue Quellenfunde zu Mozarts Tätigkeiten als Vizekapellmeister. In: Keine Chance für Mozart? Fe. Hieronymus Colloredo und sein letzter Hofkapellmeister Luigi Gatti. Lucca 2013.
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* A. Morgenstern: Das Verhältnis von L. M. und Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo. Neue Quellenfunde zu Mozarts Tätigkeiten als Vizekapellmeister. In: Keine Chance für Mozart? Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo und sein letzter Hofkapellmeister Luigi Gatti. Lucca 2013.
 
* R. Buland: L. M. Prototyp des aufgeklärten Bürgers. In: Acta Mozartiana 58 (2011).
 
* R. Buland: L. M. Prototyp des aufgeklärten Bürgers. In: Acta Mozartiana 58 (2011).
 
* C. Eisen: L. M.-Werkverzeichnis (LMV). Augsburg 2010.
 
* C. Eisen: L. M.-Werkverzeichnis (LMV). Augsburg 2010.

Version vom 19. März 2021, 01:12 Uhr

Johann Georg Leopold Mozart, * 14. November 1719 in Augsburg, † 28. Mai 1787 in Salzburg, Komponist und Pädagoge, Vater von Maria Anna und Wolfgang Amadeus. Über die musikalische Ausbildung (Violine und Klavierinstrumente) Leopolds liegen keine verlässlichen Informationen vor. Nach der Schulzeit in Augsburg 1737 Immatrikulation an der Universität Salzburg; dort 1738 Baccalaureus der Philosophie, 1739 aber wegen unregelmäßigen Besuchs von Lehrveranstaltungen von der Universität ausgeschlossen. 1740 als Geiger im Dienst des Grafen Johann Baptist Thurn-Valsassina, seit 1743 Mitglied der Salzburger Hofmusikkapelle, seit 1744 auch Violinlehrer am Kapellhaus, 1757 Hofkomponist, 1763 Vizekapellmeister, seit 1777 zudem Klavierlehrer am Kapellhaus.

1747 heiratete er Anna Maria Pertl und bezog mit ihr eine Wohnung im 3. Stock des Hauses Nr. 225 am Löchlplatz, heute Getreidegasse 9 (Mozarts Geburtshaus). Die Familie Mozart übersiedelte 1773 in das Tanzmeisterhaus am Hannibalplatz (heute Makartplatz; Mozarts Wohnhaus). Von den sieben Kindern aus dieser Ehe blieben nur Maria Anna („Nannerl“) und Wolfgang Amadeus am Leben. Leopold bewies großes pädagogisches und organisatorisches Geschick; sein Versuch einer gründlichen Violinschule (Augsburg 1756; bis nach 1800 mehrfach aufgelegt und auch ins Holländische, Französische und Russische übertragen) gehört zu den fundamentalen, bis heute beachteten Lehrwerken des 18. Jahrhunderts.

Von 1762 an widmete sich Leopold mit ganzer Kraft der Erziehung und musikalischen Ausbildung seiner Kinder und unternahm mit der Familie ausgedehnte Reisen zu Studien- und Konzertzwecken (1761 München, 1762 Wien, 1763–66 große Teile Mittel- und Westeuropas). Zwischen 1768 und 1773 begleitete Leopold seinen Sohn auf Reisen nach Wien und Italien; Urlaub für eine Reise nach Mannheim und Paris mit Wolfgang Amadeus​ wurde ihm aber 1777 vom Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo verwehrt.

Leopold war maßgeblich für die Erziehung seiner beiden hochbegabten musikalischen Kinder verantwortlich; zu Unrecht hat die Nachwelt hierin lange Zeit einseitig einen überehrgeizigen Vater sehen wollen. Leopold versuchte, das Leben beider Kinder zu lenken, wovon sich Wolfgang Amadeus ab 1778 zunehmend emanzipierte. Verstimmungen zwischen Vater und Sohn, insbesondere wegen dessen Heirat mit Constanze, waren nur vorübergehend. Das Frühstadium der musikalischen Ausbildung Wolfgang Amadeus' ist durch das sogenannte Nannerl-Notenbuch gut dokumentiert; auch Maria Anna erhielt von Leopold nicht nur Instrumental-, sondern auch Theorie- und Kompositionsunterricht.

Zwar finden sich noch weit bis in die 1770er Jahre Zeugnisse für gemeinsame musikalische Studien von Vater und Sohn, Leopold hatte aber spätestens seit 1768 kaum noch in die Kompositionen seines Sohnes eingegriffen; etwa um diese Zeit scheint er das Komponieren eingestellt zu haben. Leopold war, wie aus der von ihm herrührenden Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande der Musik […] in Salzburg im Jahr 1757 (in: F.W. Marpurg, Historisch-Kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik, III) hervorgeht, ein vielseitiger Komponist.

Außer Kirchenmusik (Litaneien, Messen) und Schuldramen für die Benediktineruniversität Salzburg handelt es sich überwiegend um instrumentale Gelegenheitskompositionen, die in Süddeutschland und Österreich weite Verbreitung fanden, darunter als heute bekannteste Kompositionen Programmmusiken wie Die Schlittenfahrt oder Die Bauernhochzeit. Zu den wenigen gedruckten Werken gehören 6 Trios per chiesa e da camera im Eigenverlag, deren Stich Leopold 1740 selbst übernahm. Unter den gedruckten Klavierwerken sind die 12 Stücke (teilweise von Johann Ernst Eberlin) Der Morgen und der Abend für das Hornwerk der Festung Hohensalzburg hervorzuheben, die Leopold 1759 bei Lotter in Augsburg publizierte.

Leopold leitete als Vizekapellmeister, nicht nur bei Vakanzen, im Kapellmeisteramt faktisch die Hofmusik bei vielfältigen liturgischen Verpflichtungen und war für die Beschaffung von Noten und Instrumenten zuständig; er unterstützte vielfach Kapellmitglieder in dienstlichen und privaten Anliegen. Leopold galt als kritische, dabei außerordentlich gebildete, geistvolle, sprachfertige und weltmännische Persönlichkeit. Er unterhielt auswärtige Korrespondenzen mit Dichtern (u.a. Christian Fürchtegott Gellert) und Musiktheoretikern (wie Friedrich Wilhelm Marpurg und Lorenz Christoph Mizler); Verbindung nach Augsburg hielt er v.a. über seinen Verleger Johann Jakob Lotter. Nach dem Tod seiner Frau (1778), der Übersiedlung von Wolfgang Amadeus nach Wien (1781) und der Heirat von Maria Anna (1784) lebte Leopold zunehmend zurückgezogen im Tanzmeisterhaus. Er widmete sich bis in die letzten Lebensjahre seinen Schülern und hatte zeitweilig auch seinen Enkel Leopold, den 1785 geborenen Sohn von Maria Anna, bei sich in Salzburg.

Lit.:

  • A. Morgenstern: Das Verhältnis von L. M. und Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo. Neue Quellenfunde zu Mozarts Tätigkeiten als Vizekapellmeister. In: Keine Chance für Mozart? Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo und sein letzter Hofkapellmeister Luigi Gatti. Lucca 2013.
  • R. Buland: L. M. Prototyp des aufgeklärten Bürgers. In: Acta Mozartiana 58 (2011).
  • C. Eisen: L. M.-Werkverzeichnis (LMV). Augsburg 2010.
  • Salzburger Mozart-Lexikon. Bad Honnef 2005.
  • C. Broy/J. Fenner: L. M.-Bibliographie. In: Mozart-Jb. 2005.

U.L.