Brunnen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Brunnen, Festung Hohensalzburg, Keutschach Zisterne, 1502, Foto Bernhard Heil.jpg|miniatur|upright|[[Leonhard von Keutschach|Keutschach]] Zisterne auf der [[Festung Hohensalzburg]] (1502)]]
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Bis zum 12. Jahrhundert deckten (Regen-)Zisternen, Tiefbrunnen und wenige Quellen den Wasserbedarf. Domkapitel und [[St. Peter]] wurden ab dem 12. Jahrhundert durch Mönchsbergstollen ([[Almkanal]]) aus verschiedenen Wasserläufen versorgt. Spätromanisches Brunnenhaus in St. Peter, dazugehöriges (?) Becken heute inmitten des Petersfriedhofs. Mit Wasserrecht von 1335 eigener Almkanalzweig der Stadt. Nach einer Seuche erste Quellleitung vom Gersberg für den ältesten nachweisbaren Laufbrunnen, 1488 dem hl. Florian geweiht. 1548 Stadtbrunnhaus; Pumpwerk versorgte mehrere öffentliche Brunnen, einige Hausanschlüsse, doch noch keine repräsentative Brunnenanlage. Tiefe Festungszisterne des Erzbischofs [[Leonhard von Keutschach]] 1502 (Inschrift mit Kostenangabe) auch wegen drohender Unruhen; dort ebenfalls die Regenzisterne des Erzbischofs [[Lang von Wellenburg, Matthäus|Matthäus Lang von Wellenburg]] (1539) durch einen venezianischen Brunnenmeister, das älteste erhaltene Brunnendenkmal Salzburgs mit künstlerischem Anspruch, spätgotische Zierformen mit Renaissance-Ornamentik.
  
Bis zum 12. Jh. deckten (Regen-) Zisternen, Tiefb. und wenige Quellen den Wasserbedarf. Domkapitel und →St. Peter wurden ab dem 12. Jh. durch Mönchsbergstollen (→Almkanal) aus verschiedenen Wasserläufen versorgt. Spätromanisches Brunnenhaus in St. Peter, dazugehöriges (?) Becken heute inmitten des Petersfriedhofs. Mit Wasserrecht von 1335 eigener Almkanalzweig der Stadt. Nach einer Seuche erste Quellleitung vom Gersberg für den ältesten nachweisbaren »Laufbrunnen«, 1488 dem hl. Florian geweiht. 1548 Stadtbrunnhaus; Pumpwerk versorgte mehrere öffentliche B., einige Hausanschlüsse, doch noch keine repräsentative B.-Anlage. Tiefe Festungszisterne des Eb. →Leonhard von Keutschach 1502 (Inschrift mit Kostenangabe) wegen drohender Unruhen, dort auch die Regenzisterne des Eb. →Matthäus Lang (1539) eines venezianischen B.-Meisters, ältestes B.-Denkmal Salzburgs mit künstlerischem Anspruch, Spätgotik mit Renaissance-Ornament.
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Erzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau|Wolf Dietrich von Raitenau]] veränderte durch Platzöffnungen den Stadtgrundriss völlig, dem Stadtbild entsprechend wären Vorhaben kunstvoller Brunnen denkbar, eine schöne Brunnennische vom Garten Dietrichsruh mit rastendem Herkules hat sich erhalten – eine vorzüglich italienisch anmutende Arbeit. Um 1600 entspricht auch der intime Aktäonsbrunnen ([[Salzburg Museum]]) der Blüte des Brunnenmanierismus in Augsburg und steht möglicherweise im Zusammenhang mit den Lustorten Wolf Dietrichs. Ebenso unklar ist die ursprüngliche Aufstellung des Susannabrunnens (Mirabellgarten, 17. Jahrhundert, Umkreis [[Waldburger, Hans|Hans Waldburger]]?).
  
Eb. →Wolf Dietrich veränderte durch Platzöffnungen den Stadtgrundriss völlig, seinem Stadtbild entsprechend wären Vorhaben kunstvoller B. denkbar, eine schöne B.-Nische vom Garten »Dietrichsruh« hat sich erhalten. Um 1600 weist der intime Aktäons-B. (→SMCA) auf die Blüte des Augsburger Brunnenmanierismus; vielleicht im Zusammenhang der Lustorte Wolf Dietrichs. Ebenso unklar ist die urspr. Aufstellung des Susanna- B. (Mirabellgarten, Anfang 17. Jh., Umkreis H. →Waldburger?). Unter Eb. →Markus Sittikus Herkules-B. in der →Residenz als Allegorie der Herrschertugend. Vielfältige B. Kunst mit verschlüsselter Programmatik in →Hellbrunn, oft verändert, besonders reichliche Vexierwässer und Automaten, Betonung von Durchsichtigkeit und Feinheit der Wasserspiele (Sternweiher), Grotten-B. im »Style rustique« (u. a. »Germaul«).
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Unter Erzbischof [[Markus Sittikus von Hohenems|Markus Sittikus von Hohenems]] monumentale Grottennische im Residenzhof mit keulenschwingendem Herkules, der die Hydra bezwingt: eine herrscherliche Tugendallegorie. Ebenfalls italienisch die „villa suburbana“ [[Hellbrunn, Schloss|Hellbrunn]] (ab 1613) von [[Solari, Santino|Santino Solari]] u.a.: Vielfältige Brunnenkunst mit verschlüsselter Programmatik, oft verändert, besonders reichliche Vexierwässer und Automaten, manieristische Betonung von Durchsichtigkeit und Feinheit der Wasserspiele (Sternweiher), gegenüber Grottenbrunnen im derben „Style rustique“ (u.a. ''Germaul'').  
  
Als städtisches Marktzeichen über dem Fischkalter-B.: wappenhaltender, borstiger →»Wilder Mann« um 1620 in Treibarbeit. Sein höfischer Antipode in gleicher Technik ist ein Pegasus, Zeichen fürstlicher Noblesse (um 1660 von M. Röckh nach C. Gras), wohl urspr. im Marstall, dann als Bekrönung der Pferdeschwemme am Kapitelplatz unter Eb. Guidobald. Guidobalds Generosität sollte auch durch eines der bemerkenswertesten B.-Werke der Zeit, den Residenz-B., verherrlicht werden (1656/61), befriedigende Wasserzufuhr erst 1679/80; Aufbau manieristisch, barock in der Dynamik; der vermutl. ital. Künstler nach Name und Stil unbelegbar; Anwendung von Bernini-Motiven. Bei elementarer Unmittelbarkeit Fülle von Sinnschichten durch Topoi des Fürstenlobs. Wohl als eine Versöhnungsgeste ist die Stiftung eines Konventsgarten-B. (von Christoph Lusime, 1664) für St. Peter durch Eb. Guidobald zu sehen. 1667 erhielt Kloster →Nonnberg einen Erentrudis-B. (B. →Opstal zugeschrieben). 1673 errichtete Opstal den Fischkalter-B. mit reuigem Petrus im St.-Peter-Hof als Geschenk Eb. Max Gandolfs. Erinnerungen an den Bergsturz 1669 verbinden sich mit dem Marien-B. im Gries (1692 von Hans Schwälbl) unter Eb. →Johann Ernst Thun. Der Gegensatz von B.- Bild und schroffer Felswand wird noch mehr gesteigert bei der Marstallschwemme. Die urspr. auf →Fischers v. Erlach Marstallportal ausgerichtete Pferdebändigergruppe signierte M. B. →Mandl 1695; unter Eb. →Leopold Anton Firmian Umgestaltung durch F. →Danreiter, 1732. Im selben Jahr (Chronogramm!) wird auch Eb. Guidobalds Kapitelschwemme völlig erneuert: B.-Anlage mit Neptun (sign. J. A. →Pfaffinger) in szenographischer Wirkung vor dem Festungsberg. Die Bedeutung des Pferdes in der eb. Hofhaltung als das Edelmut verkörpernde Tier zeigt beispielhaft ein Roßgranter des Marstalls (heute →Festspielhaus), 1700, von Andreas Götzinger.
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Als dementsprechender Brunnen mit städtischem Marktzeichen über einem Fischkalter: wappenhaltender, borstiger [[Wilder Mann]] um 1620 in Treibarbeit (heute am Furtwängler-Garten). Sein höfischer Antipode in gleicher Technik ist ein Pegasus, Zeichen fürstlicher Noblesse (um 1660 von Maximilian Röckh nach Caspar Gras), wohl ursprünglich im Marstall, dann als Bekrönung der Pferdeschwemme am Kapitelplatz unter Erzbischof Guidobald; ab 1913 im Mirabellgarten.
  
Ungewöhnliche Verklammerung von Garten und B.-Skulptur bei den Figuren Ottavio Mostos (1690) um das Springbrunnenbassin in Mirabell. Vor dem Schloß ab 1705 Pferdeschwemme, 1818 zerstört, deren Reste (Einhörner, Löwen, stets neu verwendeter Pegasus) jetzt im Garten sind. Löwe-Einhorn- Heraldik als Verbindung von Land und Fürst zeigt auch der Stadt-B. von 1696, urspr. am Platzl, jetzt am Äußeren Stein. Städtischer Haupt-B. war seit jeher der Floriani-B. am Alten Markt (reiches Ziergitter 1583, Becken 1687, Schutzpatron von J. A. →Pfaffinger 1734). Putto-B. in der Vorstadt Mülln 1727 von Sebastian Stumpfögger. Verlorene Stadt-B. (nur die Skulpturen sind erhalten): Michaels-B. (Michael als Seelenwäger, um1720) bei der Michaelskirche, Fischkalter-B. am Löchlbogen mit Immaculata (17./18. Jh.).
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[[Datei:Brunnen, Residenzbrunnen, Foto Oskar Anrather, aus Kalender 2018.jpg|thumb|upright|Residenzbrunnen, Bild: [[Anrather, Oskar|Oskar Anrather]]]]
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Guidobalds Generosität sollte insbesondere durch eines der bedeutendsten Brunnenwerke der Zeit, den Residenzbrunnen, verherrlicht werden (1656–61). Seine Bekrönung, die Fontäne eines muschelhornblasenden Tritons, figuriert Klang und Ruf des Namens Thun, befriedigende Wasserzufuhr erst 1679/80; Aufbau manieristisch, barock in der Dynamik; der vermutlich italienische Künstler nach Namen und Stil unbelegbar; Anwendung von Bernini-Motiven. Bei aller elementaren Unmittelbarkeit eine Fülle von Sinnschichten.  
  
Ebenso wie die schönen Weihwasserbecken und Sakristei-B. für die Kirchen sind schmucke Hof- und (Wirts-)Haus-B., meist als Wand-B., ab dem 17. Jh. für Salzburg charakteristisch. Hervorzuheben: Langenhof-B., Löwenkopf-B. an der Fischhalle (aus dem Kaiviertel), B. im Gasthaus Krimpelstätter, im Treppensockel der Fassade von St. Erhard (alle 2. H. 17. Jh.), sowie Petrus-B. im Priesterhaus der Dreifaltigkeitskirche (1741 von J. A. Pfaffinger nach Domfigur M. B. Mandls); Denkmal-B. (1806) Kaigasse. Nach der Salzachregulierung wurde 1867 die Promenade am Franz-Josephs-Kai mit einer antikisierenden Quellnymphe aus Eisenguß geschmückt. Die technische Erschließung des Untersberger Fürsten-B. durch die Druckwasserleitung 1875 sicherte die Wasserversorgung Salzburgs.  
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Nach Zwist mit St. Peter stiftete Erzbischof Guidobald als Versöhnungsgeste einen Konventsgartenbrunnen, Delphin mit Putto (von Christoph Lusime, 1664). 1667 erhielt Kloster [[Nonnberg]] einen [[Erentrudis|Erentrudisbunnen]] von [[Opstal, Bartholomäus van|Bartholomäus van Opstal]] (strenge Formgebung, vergleiche die Heiligen [[Rupert]] und [[Virgil]], [[Dom]]fassade). 1673 errichtete Opstal auch den Fischkalterbrunnen mit reuigem Petrus im St.-Peter-Hof als Geschenk von Erzbischof [[Kuenburg, Maximilian Gandolf Graf von|Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg]]. Erinnerungen an den katastrophalen Bergsturz 1669 verbinden sich mit dem beschützenden Marienbrunnen im Gries (1692 von Hans Schwälbl) unter Erzbischof [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]].
  
Bedeutsam für die Kultur der eb. Stadt war immer die christliche »Brunnen-des-Lebens«- Metaphorik. Im Zeichen dieser Tradition steht der Rupertus-B. von St. Peter: Sockel 1926 von J. →Adlhart, Rupertus (!) vom ehem. Virgiltor 1627, Becken 1694. Neuere Beispiele: Trakl-B. von T. →Schneider- Manzell (1957) im Finanzamt der Stadt (Domdechantei) nach dem Gedicht »Elis«, und Papageno-B. von H. →Heger, 1960.
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Der Gegensatz von Brunnenbild und schroffer Felswand wird noch gesteigert bei der Marstallschwemme. Die ursprünglich auf [[Fischer von Erlach, Johann Bernhard|Fischer von Erlach]]s Marstallportal ausgerichtete Pferdebändigergruppe signierte [[Mändl, Michael Bernhard|Michael Bernhard Mändl]] 1695; unter Erzbischof [[Firmian, Leopold Anton Eleutherius Freiherr von|Leopold Anton Freiherr von Firmian]] denkmalhafte Umgestaltung durch [[Danreiter, Franz Anton|Franz Anton Danreiter]], 1732. Im selben Jahr (Chronogramm) wird auch Erzbischof Guidobalds Kapitelschwemme völlig erneuert: Brunnenanlage mit Neptun (signiert [[Pfaffinger, Joseph Anton|Joseph Anton Pfaffinger]]) hier in szenographischer Wirkung vor dem Festungsberg. Die generell hohe Bedeutung des Pferdes für die erzbischöfliche Hofhaltung als die Nobilitas, den Edelmut verkörpernde Tiere zeigte bespielhaft ein fürstlicher Roßgränter aus Weißmarmor (Wandbrunnen, der mit Almkanalwasser gespeist wurde) im ehemaligen Marstall (Winterreitschule, heute Karl Böhm Saal, der Pausenraum vom Haus für Mozart und Felsenreitschule im [[Festspielhaus]]), 1700, von Andreas Götzinger.
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[[Datei:Brunnen - Mirabellgarten 3265.jpg|miniatur|Mirabellgarten]]
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Außergewöhnliche Verklammerung von Garten- und Brunnenskulptur bei den vier epischen Figurengruppen Ottavio Mostos (1690) um das Springbrunnenbassin im Mirabell. Pferdeschwemme vor dem Schloss ab 1705, 1818 zerstört. Ihre Reste (stets neu verwendete Einhörner, Löwen, Pegasus) jetzt im Garten. Löwe-Einhorn-Gruppe als heraldische Zweieinigkeit von Land und Fürst zeigt auch der anspruchsvolle Stadtbrunnen von 1696, ursprünglich am Platzl, jetzt am Äußeren Stein: Am Ende der Steingasse findet man den Engelwirtsbrunnen. Dieser wurde im Auftrag von Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein erstellt und war zuerst vor der alten Andräkirche (1418–1861) am Platzl aufgestellt. 1751 wurde der Brunnen zum „Gasthaus zum Goldenen Engel“ am Beginn der Steingasse versetzt und 1890 aus Verkehrsgründen am Äußeren Stein platziert.
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[[Datei:Frey, Carl von, Brunnen am Äußeren Stein, SW-Fotografie von Glasplattennegativ, 1891, Stadtarchiv Salzburg, Fotosammlung Carl von Frey.jpg|miniatur|[[Carl von Frey]], Brunnen am Äußeren Stein, 1891]]
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Städtischer Hauptbrunnen von altersher, der Florianibrunnen am Alten Markt. Der Schutzpatron vor Feuer mit (Markt-)Fahne und Wasserschaff von [[Joseph Anton Pfaffinger]] 1734. Besonders reiches Ziergitter von Wolf Guppenberger 1583. Säule mit Stadtwappen 1687. Achtseitiges mit Ornamenten verziertes Becken 1687.
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Wichtige Stadt-Brunnen: (nur Skulpturen erhalten) Michaelsbrunnen (Marktbrunnen) mit Seelenwaage an der Michaelskirche beim Waag(!)platz. Fischmarktbrunnen am Löchlplatz (heute Hagenauerplatz) mit bewegter Immaculata (17./18. Jahrhundert). Im Nonntal, im Treppensockel zur Kirche St. Erhard ist ein heilkräftiger Trinkbrunnen eingebaut, Muschel mit Löwenkopf, zweite Hälfte 17. Jahrhundert. Spielerischer Delfin-Putto-Brunnen in Mülln 1727 von Sebastian Stumpfögger. Klassizistische Denkmalsbrunnen für das Jahr 1806, Kaigasse. Zur Salzachregulierung 1867 am Fluss Brunnen mit antikischer, sinnender Quellnymphe (Gusseisen) vielleicht Anton von Fernkorn.
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In den Kirchen kunstvolle Tauf- und Weihwasserbecken, besonders festliche Sakristeibrunnen in der Augustinerkirche, Mülln, mit flammendem Herzen. Ebenfalls wurde auf schmucke Hof- und (Wirts-)Hausbrunnen Wert gelegt. Oft Wandbrunnen-Becken in Rotmarmor aus Adnet. Exemplarisch der stolze Nit Vill Prangenß-Brunnen mit Löwenmaske (1682, signiert) in Mülln, Gasthof Krimpelstätter. Dagegen adelig-anspruchsvoll großer Wandbrunnen aus Weißmarmor mit Maskaron (um 1670) im Familiensitz Max Gandolfs, dem Langenhof (in der Sigmund-Haffner-Gasse). Bedeutsam für die Kultur der erzbischöflichen Stadt war immer die „christliche Brunnen des Lebens-Metaphorik“: Hofbrunnen des erzbischöflichen Priesterhauses: Petrus von Josef Anton Pfaffinger 1741 auf hohem Felssockel im Gegensatz zu Petrus vor der Domfassade (Michael Bernhard Mändl). Sein geistiges Gegenstück ist der Brunnen mit segnendem Rupert im Priesterhof von St. Peter: 1926 von [[Jakob Adlhart]] neu komponiert: ehemalige [[Virgil]](!)-Statue 1627, Becken 1697 – Hier [[Rupert]] (Virgil) Gründer der Kirche Salzburgs unter den Felsen des Mönchsbergs, dort Petrus, der Fels der Kirche.  
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[[Datei:Papagenobrunnen Salzburg Papagenoplatz.jpg|miniatur|upright|Papagenobrunnen]]
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Gleichzeitig 1926 Aufstellung des Löwenkopfbrunnens beim Fischkrieg an der Salzach. Löwenhaupt des 16./17. Jahrhunderts mit Spuren seiner bewegten Vergangenheit. Dem modernen expressionistischen Kunstwollen entspricht sein elementar-dämonischer Anblick: Wasser als Lebenskraft ist auch elementar bedrohlich. Durch Brunnenkunst zu Nutz und repräsentativer Zier gefasst, doch bei Überschwemmungen Salzburgs wild entfesselt. Die technische Erschließung des Untersberger Fürstenbrunnens durch die Druckwasserleitung 1875 sicherte die Wasserversorgung Salzburgs.
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Heutige Brunnenkunst im städtischen Gemeinwesen v.a. durch Straßenleben beweglich motiviert, vgl. zur Neugestaltung der Fußgängerzone Linzergasse/Cornelius-Reitsamer Platz, Orakelbrunnen Bahnhofsvorplatz. „Spritzwasserdüsen bringen Wasser und Menschen in Bewegung, machen allseits gute Laune“ oder „Wasserfontänen in unterschiedlicher Höhe … ändern sich beständig“ und sind so „in Szene gesetzt“; vergleiche Hellbrunner Brunnentradition. Anspruchsvoll poetisch-musikalisch: Traklbrunnen von [[Schneider-Manzell, Toni|Toni Schneider-Manzell]] (1957) nach Gedicht ''Elis''; Papagenobrunnen (am Papagenoplatz) von [[Heger, Hilde|Hilde Heger]] (1960) nahe dem Glockenspielturm mit (Mozart-)Melodien.
  
 
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* B. Kutschera: Alte und neue Brunnen in Salzburg. Salzburg 1980.
* U. Nefzger: Salzburg und seine Brunnen. Salzburg-Wien 1980.
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* U. Nefzger: Salzburg und seine Brunnen. Salzburg u.a. 1980.
* S. Hiller: Triumph des Pferdes. Zur Ikonologie der Salzburger Pferdeschwemmen, in: Barock in Salzburg,. FS. f. Hans Sedlmayr, Salzburg 1977.
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* S. Hiller: Triumph des Pferdes. Zur Ikonologie der Salzburger Pferdeschwemmen. In: Barock in Salzburg. FS. f. Hans Sedlmayr, Salzburg 1977.
  
 
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Aktuelle Version vom 13. Februar 2022, 17:38 Uhr

Keutschach Zisterne auf der Festung Hohensalzburg (1502)

Bis zum 12. Jahrhundert deckten (Regen-)Zisternen, Tiefbrunnen und wenige Quellen den Wasserbedarf. Domkapitel und St. Peter wurden ab dem 12. Jahrhundert durch Mönchsbergstollen (Almkanal) aus verschiedenen Wasserläufen versorgt. Spätromanisches Brunnenhaus in St. Peter, dazugehöriges (?) Becken heute inmitten des Petersfriedhofs. Mit Wasserrecht von 1335 eigener Almkanalzweig der Stadt. Nach einer Seuche erste Quellleitung vom Gersberg für den ältesten nachweisbaren Laufbrunnen, 1488 dem hl. Florian geweiht. 1548 Stadtbrunnhaus; Pumpwerk versorgte mehrere öffentliche Brunnen, einige Hausanschlüsse, doch noch keine repräsentative Brunnenanlage. Tiefe Festungszisterne des Erzbischofs Leonhard von Keutschach 1502 (Inschrift mit Kostenangabe) auch wegen drohender Unruhen; dort ebenfalls die Regenzisterne des Erzbischofs Matthäus Lang von Wellenburg (1539) durch einen venezianischen Brunnenmeister, das älteste erhaltene Brunnendenkmal Salzburgs mit künstlerischem Anspruch, spätgotische Zierformen mit Renaissance-Ornamentik.

Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau veränderte durch Platzöffnungen den Stadtgrundriss völlig, dem Stadtbild entsprechend wären Vorhaben kunstvoller Brunnen denkbar, eine schöne Brunnennische vom Garten Dietrichsruh mit rastendem Herkules hat sich erhalten – eine vorzüglich italienisch anmutende Arbeit. Um 1600 entspricht auch der intime Aktäonsbrunnen (Salzburg Museum) der Blüte des Brunnenmanierismus in Augsburg und steht möglicherweise im Zusammenhang mit den Lustorten Wolf Dietrichs. Ebenso unklar ist die ursprüngliche Aufstellung des Susannabrunnens (Mirabellgarten, 17. Jahrhundert, Umkreis Hans Waldburger?).

Unter Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems monumentale Grottennische im Residenzhof mit keulenschwingendem Herkules, der die Hydra bezwingt: eine herrscherliche Tugendallegorie. Ebenfalls italienisch die „villa suburbana“ Hellbrunn (ab 1613) von Santino Solari u.a.: Vielfältige Brunnenkunst mit verschlüsselter Programmatik, oft verändert, besonders reichliche Vexierwässer und Automaten, manieristische Betonung von Durchsichtigkeit und Feinheit der Wasserspiele (Sternweiher), gegenüber Grottenbrunnen im derben „Style rustique“ (u.a. Germaul).

Als dementsprechender Brunnen mit städtischem Marktzeichen über einem Fischkalter: wappenhaltender, borstiger Wilder Mann um 1620 in Treibarbeit (heute am Furtwängler-Garten). Sein höfischer Antipode in gleicher Technik ist ein Pegasus, Zeichen fürstlicher Noblesse (um 1660 von Maximilian Röckh nach Caspar Gras), wohl ursprünglich im Marstall, dann als Bekrönung der Pferdeschwemme am Kapitelplatz unter Erzbischof Guidobald; ab 1913 im Mirabellgarten.

Residenzbrunnen, Bild: Oskar Anrather

Guidobalds Generosität sollte insbesondere durch eines der bedeutendsten Brunnenwerke der Zeit, den Residenzbrunnen, verherrlicht werden (1656–61). Seine Bekrönung, die Fontäne eines muschelhornblasenden Tritons, figuriert Klang und Ruf des Namens Thun, befriedigende Wasserzufuhr erst 1679/80; Aufbau manieristisch, barock in der Dynamik; der vermutlich italienische Künstler nach Namen und Stil unbelegbar; Anwendung von Bernini-Motiven. Bei aller elementaren Unmittelbarkeit eine Fülle von Sinnschichten.

Nach Zwist mit St. Peter stiftete Erzbischof Guidobald als Versöhnungsgeste einen Konventsgartenbrunnen, Delphin mit Putto (von Christoph Lusime, 1664). 1667 erhielt Kloster Nonnberg einen Erentrudisbunnen von Bartholomäus van Opstal (strenge Formgebung, vergleiche die Heiligen Rupert und Virgil, Domfassade). 1673 errichtete Opstal auch den Fischkalterbrunnen mit reuigem Petrus im St.-Peter-Hof als Geschenk von Erzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg. Erinnerungen an den katastrophalen Bergsturz 1669 verbinden sich mit dem beschützenden Marienbrunnen im Gries (1692 von Hans Schwälbl) unter Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein.

Der Gegensatz von Brunnenbild und schroffer Felswand wird noch gesteigert bei der Marstallschwemme. Die ursprünglich auf Fischer von Erlachs Marstallportal ausgerichtete Pferdebändigergruppe signierte Michael Bernhard Mändl 1695; unter Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian denkmalhafte Umgestaltung durch Franz Anton Danreiter, 1732. Im selben Jahr (Chronogramm) wird auch Erzbischof Guidobalds Kapitelschwemme völlig erneuert: Brunnenanlage mit Neptun (signiert Joseph Anton Pfaffinger) hier in szenographischer Wirkung vor dem Festungsberg. Die generell hohe Bedeutung des Pferdes für die erzbischöfliche Hofhaltung als die Nobilitas, den Edelmut verkörpernde Tiere zeigte bespielhaft ein fürstlicher Roßgränter aus Weißmarmor (Wandbrunnen, der mit Almkanalwasser gespeist wurde) im ehemaligen Marstall (Winterreitschule, heute Karl Böhm Saal, der Pausenraum vom Haus für Mozart und Felsenreitschule im Festspielhaus), 1700, von Andreas Götzinger.

Mirabellgarten

Außergewöhnliche Verklammerung von Garten- und Brunnenskulptur bei den vier epischen Figurengruppen Ottavio Mostos (1690) um das Springbrunnenbassin im Mirabell. Pferdeschwemme vor dem Schloss ab 1705, 1818 zerstört. Ihre Reste (stets neu verwendete Einhörner, Löwen, Pegasus) jetzt im Garten. Löwe-Einhorn-Gruppe als heraldische Zweieinigkeit von Land und Fürst zeigt auch der anspruchsvolle Stadtbrunnen von 1696, ursprünglich am Platzl, jetzt am Äußeren Stein: Am Ende der Steingasse findet man den Engelwirtsbrunnen. Dieser wurde im Auftrag von Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein erstellt und war zuerst vor der alten Andräkirche (1418–1861) am Platzl aufgestellt. 1751 wurde der Brunnen zum „Gasthaus zum Goldenen Engel“ am Beginn der Steingasse versetzt und 1890 aus Verkehrsgründen am Äußeren Stein platziert.

Carl von Frey, Brunnen am Äußeren Stein, 1891

Städtischer Hauptbrunnen von altersher, der Florianibrunnen am Alten Markt. Der Schutzpatron vor Feuer mit (Markt-)Fahne und Wasserschaff von Joseph Anton Pfaffinger 1734. Besonders reiches Ziergitter von Wolf Guppenberger 1583. Säule mit Stadtwappen 1687. Achtseitiges mit Ornamenten verziertes Becken 1687.

Wichtige Stadt-Brunnen: (nur Skulpturen erhalten) Michaelsbrunnen (Marktbrunnen) mit Seelenwaage an der Michaelskirche beim Waag(!)platz. Fischmarktbrunnen am Löchlplatz (heute Hagenauerplatz) mit bewegter Immaculata (17./18. Jahrhundert). Im Nonntal, im Treppensockel zur Kirche St. Erhard ist ein heilkräftiger Trinkbrunnen eingebaut, Muschel mit Löwenkopf, zweite Hälfte 17. Jahrhundert. Spielerischer Delfin-Putto-Brunnen in Mülln 1727 von Sebastian Stumpfögger. Klassizistische Denkmalsbrunnen für das Jahr 1806, Kaigasse. Zur Salzachregulierung 1867 am Fluss Brunnen mit antikischer, sinnender Quellnymphe (Gusseisen) vielleicht Anton von Fernkorn.

In den Kirchen kunstvolle Tauf- und Weihwasserbecken, besonders festliche Sakristeibrunnen in der Augustinerkirche, Mülln, mit flammendem Herzen. Ebenfalls wurde auf schmucke Hof- und (Wirts-)Hausbrunnen Wert gelegt. Oft Wandbrunnen-Becken in Rotmarmor aus Adnet. Exemplarisch der stolze Nit Vill Prangenß-Brunnen mit Löwenmaske (1682, signiert) in Mülln, Gasthof Krimpelstätter. Dagegen adelig-anspruchsvoll großer Wandbrunnen aus Weißmarmor mit Maskaron (um 1670) im Familiensitz Max Gandolfs, dem Langenhof (in der Sigmund-Haffner-Gasse). Bedeutsam für die Kultur der erzbischöflichen Stadt war immer die „christliche Brunnen des Lebens-Metaphorik“: Hofbrunnen des erzbischöflichen Priesterhauses: Petrus von Josef Anton Pfaffinger 1741 auf hohem Felssockel im Gegensatz zu Petrus vor der Domfassade (Michael Bernhard Mändl). Sein geistiges Gegenstück ist der Brunnen mit segnendem Rupert im Priesterhof von St. Peter: 1926 von Jakob Adlhart neu komponiert: ehemalige Virgil(!)-Statue 1627, Becken 1697 – Hier Rupert (Virgil) Gründer der Kirche Salzburgs unter den Felsen des Mönchsbergs, dort Petrus, der Fels der Kirche.

Papagenobrunnen

Gleichzeitig 1926 Aufstellung des Löwenkopfbrunnens beim Fischkrieg an der Salzach. Löwenhaupt des 16./17. Jahrhunderts mit Spuren seiner bewegten Vergangenheit. Dem modernen expressionistischen Kunstwollen entspricht sein elementar-dämonischer Anblick: Wasser als Lebenskraft ist auch elementar bedrohlich. Durch Brunnenkunst zu Nutz und repräsentativer Zier gefasst, doch bei Überschwemmungen Salzburgs wild entfesselt. Die technische Erschließung des Untersberger Fürstenbrunnens durch die Druckwasserleitung 1875 sicherte die Wasserversorgung Salzburgs.

Heutige Brunnenkunst im städtischen Gemeinwesen v.a. durch Straßenleben beweglich motiviert, vgl. zur Neugestaltung der Fußgängerzone Linzergasse/Cornelius-Reitsamer Platz, Orakelbrunnen Bahnhofsvorplatz. „Spritzwasserdüsen bringen Wasser und Menschen in Bewegung, machen allseits gute Laune“ oder „Wasserfontänen in unterschiedlicher Höhe … ändern sich beständig“ und sind so „in Szene gesetzt“; vergleiche Hellbrunner Brunnentradition. Anspruchsvoll poetisch-musikalisch: Traklbrunnen von Toni Schneider-Manzell (1957) nach Gedicht Elis; Papagenobrunnen (am Papagenoplatz) von Hilde Heger (1960) nahe dem Glockenspielturm mit (Mozart-)Melodien.

Lit.:

  • ÖKT, Bd. 11 u. 13.
  • B. Kutschera: Alte und neue Brunnen in Salzburg. Salzburg 1980.
  • U. Nefzger: Salzburg und seine Brunnen. Salzburg u.a. 1980.
  • S. Hiller: Triumph des Pferdes. Zur Ikonologie der Salzburger Pferdeschwemmen. In: Barock in Salzburg. FS. f. Hans Sedlmayr, Salzburg 1977.

U.N.